Serienstarts

Schöner Durchknallen mit "Mad Men" und "Leverage"

| Lesedauer: 4 Minuten
Carla S. Reissman

Neuer Stoff für Serien-Junkies: "Mad Men" und "Leverage" sind in den USA schon sehr erfolgreich. Jetzt gibt es sie auch in Deutschland.

Vorsicht: Ein Bande durchgeknallter Profi-Diebe und eine Gruppe zynischer Werbemanager aus den turbulenten 60er Jahren wollen es sich in deutschen Wohnzimmern bequem machen. Mit „Leverage“ und „Mad Men“ starten an diesem Mittwoch (6. Oktober) gleich zwei höchst erfolgreiche US-Serien im Fernsehen.

Beide Shows sind höchst unterschiedlich: Während die fünf talentierten Einzelgänger von „Leverage“ sich als moderne Robin Hoods gebärden, planen die Kerle von „Mad Men“ mit subtilen Werbesprüchen die Welt zu beherrschen. „Mad Men“ (ZDFneo, 22.30 Uhr) ist eine faszinierende Studie einer heilen Männer-Welt, ein paar Jahre bevor die Revoluzzer der 68er- Generation das Establishment infrage stellten.

Ein Fernseherlebnis, das schnell süchtig macht. Die Macher der Serie wurden bereits mit zahlreichen US-Fernsehpreisen überhäuft – zurecht. Im Mittelpunkt steht Don Draper (Jon Hamm), der aufstrebende Star einer Werbeagentur an der New Yorker Madison Avenue.

Er ist die Verkörperung des amerikanischen Traums, mit seiner attraktiven Frau Betty (January Jones) und seinen beiden Kindern in der Vorstadt – sowie der Geliebten in der City. Leider plagt ihn eine dunkle Vergangenheit, die er um jeden Preis verbergen will. In den Büros von „Mad Men“ wird geraucht und getrunken, was das Zeug hält. Die Kerle sind sexistisch, rassistisch und antisemitisch, einfach weil das 1961 – aus Sicht der Macher der Serie – zum guten Ton gehörte. Frauen werden in zwei Kategorien eingeteilt: Die Vorzeigegattin, als Heimchen am Herd auf der einen Seite und die Sekretärin im Büro, die für Affären gerade gut genug ist, aber deren kreativer Input nicht ernst genommen wird.

Purer Augenschmaus ist die Garderobe und das bis ins Detail ausgeschmückte Ambiente, so sinnlich und akkurat nachgebaut, dass es manchmal sogar von den Dialogen ablenkt. Dabei gehört das Drehbuch von Matthew Weiner („Sopranos“) zum Feinsten, was das Fernsehen zu bieten hat. „Was Sie Liebe nennen“, doziert Draper über einem Martini, „ist von Leuten wie mir erfunden worden, um Strümpfe zu verkaufen.“

Die Einschaltquoten sind mit 1,5 Millionen Zuschauern im Durchschnitt für amerikanische Kabelsender zwar eher bescheiden – normalerweise sind bei Original-Serien vier bis sieben Millionen Amerikaner mit dabei. Aber der „Mad Men“-Einfluss auf Mode, Design und Pop-Kultur ist kaum zu übertreffen.

Die tollen Gauner

Das Konzept von „Leverage“ (Vox, 22.15 Uhr) ist nicht ganz neu: In jeder Episode wird ein Fall gelöst. Die fünf professionellen Gauner sind alles Eigenbrötler und Einzelgänger. Jeder denkt, dass er einzeln viel besser wäre, aber der Zuschauer begreift schnell: In Wirklichkeit sind sie nur als Team unschlagbar – ähnlich wie die Meisterdiebe der „Ocean’s Eleven“-Filmreihe.

Allerdings geht es in den Episoden von Dean Devlin und John Rogers nicht darum, sich an den fremden Millionen zu bereichern, sondern Menschen, die unverschuldet ins Verderben gestürzt wurden, zu rächen. Und dabei werden auch die perfiden Methoden von Datenhackern und Internet-Spezialisten eingesetzt.

Manche Episoden sind von aktuellen Ereignissen inspiriert, wie die Geschichte über Opfer der Hurrikan-Katastrophe „Katrina“, die nach den schrecklichen Erlebnissen durch den Wirbelsturm auch noch erfahren müssen, wie sie Dunkelmänner um ihre Häuser bringen.

Eindeutig ein Fall für die Männer von „Leverage“ (deutsch etwa „Druckmittel“). Den amerikanischen Zuschauern wird zu Zeiten der Finanzkrise vor Augen geführt, wie man raffgierige Broker an der Wall Street zur Rechenschaft ziehen kann.

Nicht zuletzt darin liegt wohl der Erfolg von „Leverage“. Die Sendung erreicht Einschaltquoten von 4 bis 4,5 Millionen Zuschauern. Der Drahtzieher ist Nathan Ford (gespielt von Timothy Hutton), der von seiner Arbeit in einem riesigen Versicherungskonzernen seine Faszination mit Betrügereien im großen Stil mitgenommen hat.

„Eigentlich weiß man nie, wie die Fünf die Sache durchziehen wollen. Die Dinge laufen furchtbar schief und das Vergnügen liegt beim Zuschauer, zu sehen wie die Fünf von Plan A zu Plan B zu Plan F wechseln und das alles in ein paar Minuten“, erklärte Hutton in einem Interview.

( dpa )