Smalltalk statt Kaffeeklatsch, Service statt Kundendienst: Deutsche Wörter werden immer häufiger durch ihr englisches Pendant ersetzt. Hoppla, “Pendant“ ist ja auch ein Fremdwort! Geht es wirklich ohne? Loriot muss sich jetzt sogar offiziell zwischen “Fisimatenten“ und “Tohuwabohu“ entscheiden.
Sprache ist ein Politikum. In Quebec lassen sich die Kanadier in frankofon und anglofon einteilen. Im Baskenland wird politische Autonomie auch mit dem großen Unterschied der Sprache zum Spanischen begründet. Und im Nachkriegs-Jugoslawien wurde begonnen, Serbisch und Kroatisch stärker voneinander abzugrenzen. Dabei sind die beiden Sprachen eigentlich sehr ähnlich. Und immer wieder finden sich auch in Deutschland Menschen, sich um das Kulturgut Sprache Sorgen machen.
Aktuell fordert die Berliner CDU, dass „die deutsche Sprache als Kulturgut gestärkt und geschützt“ wird. In einem parlamentarischen Antrag für die nächste Abgeordnetenhaussitzung werden der Berliner Senat und die Bundesregierung aufgefordert, „einer Verdrängung von Teilen des deutschen Wortschatzes durch Anglizismen und Jargons entgegenzuwirken“.
Anne Will und Loriot küren das Fremdwort des Jahres
Man wolle zwar keine neue gesetzlichen Regelungen schaffen, sagt der kulturpolitische Sprecher Michael Braun, aber die bisher schon geltenden Regelungen besser überwachen. Wie genau man allerdings gegen Backshop und Boarding Ticket vorgehen will, lässt der Antrag offen.
Konkreter geht die Zeitung „Deutsche Sprachwelt“ vor. Sie bemängelt, dass die immer stärkere Ausrichtung auf Englisch in der Bildung zunehmend auf Kosten von Deutsch als Muttersprache geht. Und sie beziehen sich dabei ganz konkret auf den „Tag der Muttersprache“. Dabei wurde dieser von der Unesco ins Leben gerufen, um auf die weltweit rund 2000 gefährdeten Sprachen aufmerksam zu machen – in Deutschland gehört das Sorbische dazu. Und da passt es der „Deutschen Sprachwelt“ auch nicht, dass das Goethe-Institut derzeit einen Wettbewerb um das schönste Fremdwort durchführt.
Zusammen mit dem Deutschen Sprachrat und der Dudenredaktion sucht das Goethe-Institut nämlich das schönste „Wort mit Migrationshintergrund“. Noch bis zum Freitag kommender Woche kann jeder Interessierte Vorschläge einsenden. Bisher haben rund 2500 Teilnehmer aus 42 Ländern mitgemacht. Am häufigsten gewählt wurden die aus Frankreich eingewanderten „Fisimatenten“, dicht gefolgt vom dem hebräischen Fremdwort „Tohuwabohu“. Die Entscheidung, welches die schönste Begründung ist, fällt eine prominente Jury, der unter anderen die Moderatorin Anne Will, Komiker Loriot und Politiker Wolfgang Thierse angehören.
Schon Goethe fiel keine Übersetzung für Pedant ein
Ludwig Eichinger, Direktor des Instituts für Deutsche Sprache, findet es gut, dass die Begründungen das gewinnentscheidende Merkmal sind. „So müssen sich die Menschen Gedanken machen, woher das Wort kommt und wie es den Weg in die deutsche Sprache fand.“
Katharina von Ruckteschell, Leiterin der Sprachabteilung beim Goethe-Institut, zeigt Verständnis für die skeptische Haltung Anglizismen gegenüber. „Wir wollen natürlich auch nicht, dass die Menschen sich nicht mehr verstehen“, sagt sie, und weist darauf hin, dass es unterschiedliche Gründe gibt, warum jemand englische Wörter benutzt: „Manche tun es bewusst, um sich abzugrenzen.“ So ziehen sich Jugendliche in ihren Slang zurück, um nicht allen Zuhörern zugänglich zu sein. Schon Goethe meinte: „Sinnreich bist du, die Sprache von fremden Wörtern zu säubern, nun so sage doch, Freund, wie man Pedant uns verdeutscht.“
Und dass selbst Wortschöpfungen als Lieblings-Fremdwörter taugen, beweist eine Münchnerin, die das Wort „Handy“ wählte. Ihre Begründung: „Das Wort täuscht die Einwanderung lediglich vor, das aber charmant. Und es gibt Anlass zu interkulturellen Lachern.“