Heinz wagt nach 20 Jahren endlich die Trennung. Nein, nicht von seiner Liebsten, sondern von seinem Gallenstein. Der hat ihn schon mit 14 gepiesackt, nur wollte ihm das seinerzeit niemand glauben. Bald war er als Hypochonder verschrien, dabei haben ihm Gallenkoliken die schönsten Momente seines Lebens ruiniert.
Ein Gallenstein auf Wanderschaft, Röntgenbilder an den Wänden und rote und weiße Blutkörperchen auf dem Boden sind eigentlich beste Voraussetzungen, um jeden Hypochonder das Fürchten zu lehren. Dennoch ist das erwartungsfrohe Pärchen aus Reihe acht höchst unzufrieden, hat es sich doch auf Thomas Pigor gefreut, der für sein neustes Projekt "Erhöhte Temperatur" auf Plakaten mit gequältem Grinsen und riesigem Fieberthermometer wirbt. Bei der Berlin-Premiere der Produktion des Staatstheaters Saarbrücken wirbeln allerdings sechs Schauspieler im Admiralspalast Studio über die Bühne, begleitet von drei Musikern in voller OP-Montur.
Ein Etikettenschwindel? Auf jeden Fall eine Irritation. Man sollte unbedingt das Kleingedruckte lesen: Es handelt sich um eine musikalische Revue von Thomas Pigor und seiner Schwester Gertrud, die auch Regie führte. Das Tanzen, Singen und Scherzen über jede Krankheit dieser Welt überlassen sie anderen. Wer jedoch den beißenden Spott erwartet, den man aus den Chansonprogrammen von Pigor und seinem kongenialen Pianisten Benedikt Eichhorn kennt, wird enttäuscht. Die Geschichte um Heinz und seinen Gallenstein kommt sehr musicalhaft daher. Doch morbide Kabarettsongs weichgespült interpretiert sind nicht jedermanns Sache und auf Dauer nur mäßig witzig.
Admiralspalast, Studio, Friedrichstr. 101, Mitte. Tel. 47 99 74 99. Nächste Termine: 14. - 16. April, 19.30 Uhr