Vor 25, vor 26 Jahren, da haben wir in Berlin gefeiert. Erst am 9. November 1989, als die Mauer fiel, dann die Wochen und Monate danach, als so viel möglich war, freudetrunken. Am 3. Oktober 1990 dann die offizielle Vereinigung, die deutsche Einheit. Den Tag werden wir in wenigen Wochen ja zum 25. Mal begehen – und sicher auch ein bisschen feiern.
In den vielen Jahren seit dem Mauerfall wurden in Berlin die Verkehrsverbindungen zwischen Ost und West ausgebaut, die Straßen saniert, neue Straßenbahn- oder Busverbindungen wieder hergestellt. Da war viel zu tun. Und das ist es bis heute.
Seit Montag ist die wichtige Bösebrücke – viele denken ja, die Brücke heißt Bornholmer Brücke oder ähnlich, weil damals bei der Grenzöffnung die Bilder von der Bornholmer Straße um die Welt gingen – also, seit Montag ist diese zentrale Brücke gesperrt, weil sie dringend saniert werden muss.
Die Belastung auf dieser Straße ist enorm, denn auf diesem Weg kommt man vom Ostteil der Stadt direkt auf die Stadtautobahn oder zum Flughafen Tegel. Doch künftig geht das nicht mehr so leicht: Man kommt nur noch einspurig von Ost nach West, von Prenzlauer Berg Richtung Wedding, aber das macht nur der, der gerne im Stau steht. Zwei Jahre sollen die Sanierungsarbeiten dauern.
Gleichzeitige Arbeiten auf fast allen wichtigen Ost-West-Verbindungen
Ich verstehe sehr gut, dass diese Arbeiten notwendig sind. Was ich allerdings nicht verstehe, ist die Tatsache, dass gleichzeitig auf fast allen wichtigen Ost-West-Verbindungen gearbeitet wird.
Beispiel Invalidenstraße. Diese Straße habe ich schon vor vielen Monaten zu meiner Lieblingsbaustelle erkoren. Jahrelang wurden dort Gleise und Rohre und Kabel verlegt. Dann, vor wenigen Monaten fuhr zumindest die Straßenbahn, doch schwupps, wurde vor dem Bundeswirtschaftsministerium wieder eine der zwei Spuren Richtung Westen zur Baustelle. Nun wurde der Gehweg vor dem Ministerium aufgerissen, Kabel und Rohre verlegt.
Bis heute ist die Invalidenstraße nicht durchgängig für den Verkehr offen. Am Nordbahnhof wird noch an den Tramgleisen und an der Straßenmarkierung gearbeitet. Seit rund zehn Tagen geht vor dem Hauptbahnhof nichts mehr, denn dort wird jetzt die Tramhaltestelle plus einiger Gleise fertig gestellt.
Die Haltestelle, besser das Bauwerk aus Beton ist nicht nur hässlich, sondern auch sehr, sehr teuer gewesen. 1,5 Millionen Euro haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) dafür ausgegeben. Sollten Sie einmal Besuch haben und diesem ein typisches Berliner Beispiel für Verschwendung vorführen wollen: auf zum Hauptbahnhof! Die Tramhaltestelle mit dem geschwungenen Betondach ist nicht zu übersehen. Wegen der Arbeiten an der Haltestelle sind seit einigen Tagen in beiden Richtungen zwei Spuren inklusive Busspur gesperrt. Die Autofahrer, Busse und Taxis quälen sich nun auf einer Spur entlang.
Was macht eigentlich die zentrale Verkehrslenkung?
Selbst Schuld, könnte man sagen, warum wählen sie keine andere Strecke von Prenzlauer Berg oder Mitte gen Westen? Nun – da sind wir wieder: Die Bösebrücke in Prenzlauer Berg ist gesperrt, die Torstraße in Mitte, Richtung Westen wegen einer Sommerbaustelle auch nur einspurig befahrbar, sogar auf der Bernauer Straße/Höhe Gartenstraße ist gerade eine neue Baustelle eingerichtet worden. Auch dort wurden aus zwei Spuren eine einzige – Stau also mit Ansage. Und von der Straße Unter den Linden und der Superdauerbaustelle für die U-Bahnlinie 5 soll hier gar nicht erst die Rede sein.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Die Bauarbeiten sind sicherlich notwendig. Warum aber werden sie nicht koordiniert? Warum wird die Bösebrücke nicht dann saniert, wenn die Invalidenstraße endlich fertig ist? Warum muss parallel auf der Torstraße gearbeitet werden? Was macht eigentlich die zentrale Verkehrslenkung?
Manchmal denke ich, es muss Absicht sein. Der Senat, obwohl gar kein rot-grüner, will die Berliner zwingen, ihr Auto stehen zu lassen. Man muss den Autofahrer nur lang genug quälen.