Berlin . Kultursenator Klaus Lederer will so neue Besucher anlocken. Häuser fürchten Konkurrenz durch das Humboldt Forum.
Berlin In Berlins Landesmuseen wird es künftig zu bestimmten Zeiten freien Eintritt für alle geben. Das hat Kultursenator Klaus Lederer angekündigt. „Wir planen für unsere Landesmuseen eine eintrittsfreie Zeitspanne einzurichten und diese mit neuen Vermittlungsangeboten zu kombinieren“, sagte der Linken-Politiker im Interview mit der Berliner Morgenpost.
Auch für die Museen, die nicht dem Land unterstehen, werde über eine solche Lösung verhandelt. Es sei sinnvoll, das auch mit den Bundesmuseen und den Häusern der Stiftung Preußischer Kulturbesitz abzustimmen, sagte Lederer: „Weder Berliner noch Besucher unterscheiden, ob sie in Bundes- oder Landesmuseen gehen.“
Noch ist nicht klar, für welchen Zeitraum die Häuser auf Eintritt verzichten werden. Gedacht ist aber offenbar daran, an mindestens einem Sonntag im Monat die Besucher gratis einzulassen. „Wir reden gerade mit den Häusern, was sie leisten können und wie sie etwas bieten können, was dann auch das Publikum anspricht“, sagte der Senator weiter. Es gehe nicht nur darum, regelmäßige Museumsgänger finanziell zu entlasten. Das Ziel sei vielmehr, auch solche Menschen zu erreichen, die sonst nicht den Weg in Kultureinrichtungen fänden.
Einstelliger Millionen-Betrag pro Jahr
Die Kosten für den Landeshaushalt bezifferte der Linken-Politiker auf einen einstelligen Millionenbetrag pro Jahr. Die genaue Summe hänge aber natürlich von der Regelung ab, die am Ende gefunden werde. Eine Entscheidung muss aber bald fallen. Das Geld soll im nächsten Doppelhaushalt für 2020/21 berücksichtigt werden, für den die rot-rot-grüne Koalition bereits die Vorverhandlungen aufgenommen hat.
Ständig freien Eintritt für alle Besucher gibt es in Berlin bisher nur in den Gedenk- und Erinnerungsorten wie der Topographie des Terrors, dem Haus der Wannseekonferenz oder der Gedenkstätte Berliner Mauer. Auch die meisten Bezirksmuseum kosten nichts. Viele weitere Häuser verzichten für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren aufs Eintrittsgeld. Dazu gehören unter anderem die Berlinische Galerie, das Brücke-Museum, das Bröhan-Museum, das Georg Kolbe Museum, die Domäne Dahlem und das Museum für Kommunikation. Nicht dabei ist das beliebte Technikmuseum. Jugendliche gratis einzulassen würde das Haus mehr als 400.000 Euro pro Jahr kosten, heißt es in einer Antwort des Senats auf eine Anfrage der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Im Naturkundemuseum, wegen der spektakulären Dinosaurier und anderer Sammlungen ein beliebter Anziehungspunkt, käme sogar eine Million Euro Einnahmeverlust zusammen, wenn man alle Besucher unter 18 Jahren gratis einlassen würde.
Trotz des zu erwartenden finanziellen Verlustes drängen die Museen des Landes und des Bundes auf eine Regelung zum freien Eintritt, um gegenüber dem Humboldt Forum nicht ins Hintertreffen zu geraten. Denn dort soll der Eintritt bis auf einzelne Sonderausstellungen in der Regel nichts kosten.
Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, sprach das Thema kürzlich bei der Eröffnung der James-Simon-Galerie an, des neuen Empfangsgebäudes auf der Museumsinsel. Es sei für die Häuser dort ein echtes Problem, wenn in unmittelbarer Nachbarschaft ein Haus eröffne, dessen Ausstellungen kostenfrei zu sehen seien. „Das ist kein fairer Wettbewerb“, warnte Eissenhauer.
Das Humboldt Forum soll Ende 2019 eröffnen, wie Generalintendant Hartmut Dorgerloh kurz vor Weihnachten in der Berliner Morgenpost versichert hatte. Kultursenator Lederer räumte ein, dass es beim Bau der Berliner Flächen im Schloss Verzögerungen gegeben habe und der Bauherr die Räume später als zunächst verabredet bereitstelle. Aber nun soll Berlin mit dem Kurator Paul Spies, dem Direktor des Stadtmuseums, die Flächen im Februar übernehmen und seine Ausstellungen gestalten. „Wenn das passiert, können wir als Land Berlin den Zeitplan zur Eröffnung im November 2019 halten“, sagte Lederer.