Maximilian Tayenthal will Bankfilialen überflüssig machen. Wie das funktioniert, erzählt er in diesem Interview.
Berlin – In 3000 deutschen Supermärkten gibt es jetzt Bargeld – ohne Kreditkarte. Alles was der Kunde braucht, ist ein Smartphone und die Banking-App Number26. Eine Straßenkarte in der App zeigt an, wo die nächste Ausgabestelle ist – darunter Penny- und Real-Filialen. Number26 gilt als eines der vielversprechendsten Start-ups aus Berlin. Peter Thiel, der Erfinder des Online-Bezahldienstes PayPal, hat gemeinsam mit anderen zehn Millionen Dollar in das Unternehmen investiert. Er hat ein Gespür für Erfolgsmodelle: Thiel war der erste Facebook-Investor. Maximilian Tayenthal, Mitgründer von Number26, erklärt den neuen Dienst, eine Kooperation mit der Online-Plattform Barzahlen.de, und die nächsten Pläne des Start-ups. Number26 rückt das Smartphone in den Mittelpunkt des Bankgeschäfts und will Bankfilialen weitgehend überflüssig machen.
Berliner Morgenpost: Dieser Tage war „Number26“ als beste App im Apple-Appstore gelistet. In einem Satz – Was verbirgt sich hinter dieser Online-Plattform?
Maximilian Tayenthal: Wir bieten das modernste Girokonto Europas, das ausschließlich mit unserer Smartphone-App für iPhone und Android und einer MasterCard bedient wird.
Berliner Morgenpost: Wie viele Menschen nutzen denn dieses Konto?
Tayenthal: Inzwischen sind es mehr als 50.000.
Berliner Morgenpost: Wenn ich Bargeld abheben will, wie funktioniert das?
Tayenthal: Neben dem Abheben mit der MasterCard an allen Geldautomaten haben wir seit neuestem die Funktion Cash26. Ich gebe den Betrag, den ich abheben möchte in der App ein, die dann einen Barcode generiert. An der Kasse wird dieser Code eingelesen. Ich erhalte das Geld, und mein Konto wird mit diesem Betrag belastet.
Berliner Morgenpost: Und wie funktioniert das Einzahlen?
Tayenthal: Genauso – nur umgekehrt. Ich kreiere mit dem Smartphone den Barcode, zeige ihn an der Kasse und bezahle. Und schon wird der Betrag in Echtzeit meinem Konto gutgeschrieben.
Berliner Morgenpost: Ihr werbt damit, dass euer Konto gebührenfrei ist. Womit verdient ihr dann Geld. Was ist das für ein Geschäftsmodell?
Tayenthal: Momentan geht es uns vor allem darum, Kunden zu gewinnen, was uns auch sehr gut gelingt. Der nächste Schritt ist, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Wir verdienen derzeit an dem Nutzungsentgelt, das der Händler bezahlt, wenn ich ein Produkt kaufe und es mit Number26 bezahle. Ein großer Teil dieses Entgelts geht an uns, ein kleinerer an Mastercard.
Berliner Morgenpost: Die Mastercard – ist das ein Anker in die alte Finanzwelt? Und wird sie bald überflüssig?
Tayenthal: Mastercard hat uns einen schnellen Start ermöglicht. Dadurch mussten wir kein eigenes Zahlungssystem aufbauen und an zwei Fronten kämpfen und selbst Akzeptanzstellen finden. Das wäre eine „mission impossible“ gewesen. Man kann die Karte und damit auch Number26 auf der ganzer Welt einsetzen. Ob es die Plastikkarte in zehn Jahren noch gibt, wird man sehen. NFC-fähige Chips, über die Zahlungsdaten in kurzen Abstände drahtlos übertragen werden, müssen nicht unbedingt in eine Karte eingeschweißt sein, sondern können beispielsweise auch im Smartphone eingebaut sein.
Berliner Morgenpost: Welche Rolle spielt für euch Apple Pay, die Bezahl-Plattform des iPhone-Herstellers Apple?
Tayenthal: Uns ist es wichtig in allen Bereichen, die Banking und Payment-Technologie betreffen, ganz vorne mit dabei zu sein und behalten auch Apple Pay im Auge, das in Deutschland aber noch nicht auf dem Markt ist. Wir wollen auch bei den Ersten sein, die das Bezahlen mit dem Smartphone ermöglichen.
Berliner Morgenpost: Wie muss man sich die Zusammenarbeit mit „Barzahlen“ für Cash26 vorstellen. Ist das eine Übernahme oder eine Fusion?
Tayenthal: Nein. Unsere Mission ist es, weitere Finanzprodukte anzubieten. Dabei wollen wir nicht alles selbst machen, sondern Start-ups, die das beste Produkt in ihre Nische anbieten integrieren. Da gibt es zum Beispiel das Start-up „Transferwise“, wo 400 Leute eine Technologie zur Überweisung von Geld zwischen Währungsräumen entwickelt haben. Da würde es doch keinen Sinn machen, eine eigene Lösung zu bauen. Mit guten Partnern geht das besser.
Berliner Morgenpost: Was sind eure nächsten Projekte?
Tayenthal: Wir versuchen, alle Weiterentwicklungen am Kundennutzen auszurichten und neue Funktionen an unsere Plattform anzudocken. Wir bekommen zum Beispiel viele Anfrage zu Sparprodukten, zu Überweisungen in andere Währungsräume oder zu Überziehungsrahmen. Denkbar sind auch Versicherungen, die man mit dem Smartphone abschließen kann.
Berliner Morgenpost: Hast du noch Bargeld in der Tasche?
Tayenthal: Ich bezahle, alles was geht, ohne Bargeld.