- Der Flughafen BER steht seit seiner Erbauung in der Kritik: Und auch nach dem Bau gibt es Ärger
- Immer wieder müssen Reisende bei der Sicherheitskontrolle lange warten
- Das soll sich für Reisende bald ändern: Der Flughafen BER macht eine Ankündigung
Am Hauptstadtflughafen BER könnten die Abläufe an den Sicherheitskontrollen bald in der Hand des Betreibers, der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB), liegen. Entsprechende Pläne stellte Flughafenchefin Aletta von Massenbach am Dienstag auf der Bilanz-Pressekonferenz des Unternehmens vor. Denkbar sei eine Übernahme der Kontrollen zum 1. Januar 2024.
Von Massenbach zufolge laufen bereits Gespräche mit dem Bundesinnenministerium und der Bundespolizei, die momentan noch für die Sicherheitskontrollen am BER verantwortlich sind. Es gehe darum, die individuellen Bedürfnisse eines Flughafens auch in die Hand des Flughafenbetreibers zu geben, erklärte die FBB-Chefin den Schritt. Momentan gebe die FBB Informationen zu erwarteten Passagieren an die Bundespolizei weiter. Wäre der Flughafen zuständig, könnten „wir direkt entscheiden, wann welche Sicherheitskontrolle aufgemacht wird“, sagte von Massenbach.
Flughafen BER: Abläufe bei Kontrollen sollen beschleunigt werden
Zugleich verspricht sich die FBB von Sicherheitskontrollen in der eigenen Hand auch technische Fortschritte: Von Massenbach verwies auf neuartige CT-Scanner, bei denen Flüssigkeiten und elektronische Geräte nicht mehr aus dem Handgepäck genommen werden müssen. Die Geräte könnten feste und flüssige Sprengstoffe erkennen. Das würde die Abläufe an den Sicherheitskontrollen beschleunigen. Vorbild für die Übernahme der Sicherheitskontrollen ist der Flughafen Frankfurt am Main. Dort sind die Handgepäckskontrollen seit Anfang des Jahres in der Hand des Flughafenbetreibers Fraport.
Am BER hatte es in den vergangenen Jahren immer wieder lange Wartezeiten an den Kontrollen und am Check-in gegeben. Von Massenmach verwies auch auf neue Automatisierungen in den Terminals. Self-Check-in-Möglichkeiten würden derzeit zwölf Fluggesellschaften am BER anbieten. Man werde in den Sommermonaten auf gut 80 Prozent der Passagiere kommen, die diesen Service nutzen könnten, so von Massenbach. Auch der sogenannte „BER-Runway“ – also die Terminbuchung von Sicherheitskontrollen – werde gut angenommen. „Das Reisen am Flughafen soll wieder planbarer werden“, erklärte die Managerin mit Blick auf die Diskussionen um lange Wartezeiten am BER.
Passagierzahlen am BER haben sich verdoppelt
Mit Blick auf das zurückliegende Geschäftsjahr sprach von Massenbach von „ermutigenden Entwicklungen“. Die Passagierzahlen habe man mit gut 20 Millionen Gästen mehr als verdoppeln können gegenüber 2021. Dennoch ist der BER noch weit entfernt vom Vor-Corona-Niveau: 2019 zählten die Flughäfen Tegel und Schönefeld noch 35,6 Millionen abgefertigte Gäste.
Dem BER an sich gelang es in dem zurückliegenden Geschäftsjahr den Zahlen zufolge so auch erstmals operativen Gewinn einzufliegen. Unterm Strich verdiente der Airport 57 Millionen Euro. Im Gesamtkonzern stand jedoch nach wie vor ein Verlust in Höhe von 90 Millionen Euro. Im Jahr davor waren es noch mehr als 569 Millionen Euro. „Damit sind wir beim Verlust wieder auf dem Vorkrisenniveau von 2019“, sagte von Massenbach. Ein Grund für das bessere Ergebnis sei ein Grundstückverkauf im Umfeld des Flughafens, das der Gesellschaft rund 180 Millionen Euro in die Kassen gespült habe.
BER baut Schulden ab
Aufgrund dieses Sondereffekts würden die Verluste im laufenden Jahr aber wieder deutlich steigen, betonte die Managerin. Für 2023 geht sie von einem Minus in Höhe von rund 260 Millionen Euro aus. Die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) plant erst für das Jahr 2026, finanziell wieder auf eigenen Beinen stehen zu können.
Der Flughafen sei dabei auf einem guten Weg, sagte von Massenbach. Mithilfe von Zuschüssen der Eigentümer - des Bundes und der Länder Berlin und Brandenburg - konnte die FBB auch die Schulden bei Kreditinstituten auf hohem Niveau senken - von knapp 3,2 Milliarden im Jahr 2021 auf rund 2,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.
Der Flughafen BER ist angesichts der hohen Schuldenlast und der eingebrochenen Passagierzahlen in Folge der Corona-Krise auch in den kommenden Jahren angewiesen auf die Hilfe von Bund und Ländern. Insgesamt sind demnach 2,4 Milliarden Euro nötig, von denen 1,7 Milliarden über nicht zurückzuzahlende Zuschüsse fließen sollen und zum Teil bereits geflossen sind. Die EU-Kommission hat der Beihilfe im vergangenen Jahr zugestimmt.
Die Anzahl der angeflogenen Destinationen liege dem BER zufolge mittlerweile wieder auf Vor-Corona-Niveau. Die Frequenz – also die Häufigkeit, mit der die Ziele angeflogen werden – allerdings nicht. Vor allem die Großkunden Easyjet und Ryanair hatte Flugzeuge abgezogen und auch Personal entlassen. Ein Grund aus Sicht von FBB-Chef Von Massenbach: Beide Airlines seien „sehr kostensensibel“ und der BER sei im Vergleich zu den früheren Flughäfen Tegel und Schönefeld eben teurer. Dennoch äußerte sie sich zuversichtlich: "Verlorene Flugzeuge können auch zurückkommen."
Mit Blick auf Interkontinentalverbindungen verwies Von Massenbach auf neue USA-Flüge mit United nach New York und mit Delta Airlines nach Washington. Hinzu komme, dass sich nach Corona auch der asiatische Markt wieder öffne. Den Verbindungen des Billiganbieters Norse hingegen droht offenbar bereits wieder das Aus. Verbindungen der Gesellschaft ab November sind derzeit bereits nicht mehr buchbar. „Das hat nicht gut funktioniert“, gab von Massenbach zu.