Schönefeld

Nach der Eröffnung droht rund um den BER ein Dauerstau

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Joachim Fahrun
Taxifahrer warten vor dem Terminal des alten Flughafens Schönefeld auf Kunden

Taxifahrer warten vor dem Terminal des alten Flughafens Schönefeld auf Kunden

Foto: dpa Picture-Alliance / Patrick Pleul / picture alliance / ZB

Die Umlandgemeinden warnen vor endgültigem Verkehrskollaps nach der Eröffnung des Flughafens und schlagen Sofortmaßnahmen vor.

Die Gemeinden rund um den Flughafen Schönefeld befürchten einen Verkehrskollaps, wenn der neue Airport BER an den Start geht. „Wir wollen nicht nach der Eröffnung im Dauerstau stehen“, warnte der Bürgermeister der Gemeinde Großbeeren, Carl Ahlgrimm (SPD). Der Vize-Vorsitzende des Dialogforums aus Umlandgemeinden und Berlins südöstlichen Bezirken befürchtet sogar eine „Katastrophe“. Denn innerhalb weniger Tage würden sich alle Verkehre, die jetzt noch nach Tegel fließen, in die Region um den neuen Flughafen und das weiterhin genutzte Terminal SXF ergießen.

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Das Wachstum wird beachtlich sein. Am alten Terminal wurde gerade der zehnmillionste Passagier in diesem Jahr abgefertigt. Kommt der BER hinzu, muss man mit rund 35 Millionen Fluggästen rechnen. Die Verkehrskonzepte gehen hingegen immer noch von etwa 24 Millionen Passagieren pro Jahr aus.

Flughafenregion boomt: Nur 4,2 Prozent arbeitslos

Die Gemeinden und Bezirke aus dem Dialogforum, dem auch die beiden Landesregierungen angehören, drängen deshalb auf eine schnelle Verbesserung der Verkehrssituation. Ein Gutachten, das das „Gemeinsame Strukturkonzept“ für das Flughafenumfeld von 2006 im Licht der neuen Entwicklungen bewertet, empfiehlt dringend eine weitergehende Analyse. „Das Bauchgefühl, das alle hier haben, muss durch Fakten ersetzt werden“, sagte Detlef Gärtner.

Der Beigeordnete aus dem Kreis Teltow-Fläming leitet im Dialogforum die Arbeitsgruppe „Kommunale Entwicklung“. Als Sofortmaßnahmen schlägt das neue Gutachten vor, den S-Bahnhof Schönefeld als Folge des Weiterbetriebs des alten Terminals SXF zu ertüchtigen, ein elektronisches Verkehrsleitsystem zu installieren, einen Radschnellweg vor allem für Flughafen-Mitarbeiter von Königs-Wusterhausen aus zu schaffen und die Osdorfer Straße zwischen Lichterfelde und Großbeeren auszubauen.

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Diese bisher als Gemeindestraße geführte Verbindung sei stellenweise nur 4,60 Meter breit, sagte Großbeerens Bürgermeister Ahlgrimm. Gleichwohl nutzten viele Autofahrer aus dem Berliner Südwesten diese Straße als Schleichweg nach Schönefeld, und deren Zahl werde mit BER-Eröffnung deutlich wachsen. Natürlich sollten auch die öffentlichen Verkehrsverbindungen ausgebaut werden, forderten die Vertreter des Dialogforums.

Wohnungen und Gewerbeflächen dringend benötigt

Der sich abzeichnende Verkehrsinfarkt ist auch Folge des auch durch den Flughafen enorm verstärkten Booms in der Region im Süden der Stadt. Die Gutachter des Büros Jahn, Mack & Partner haben festgestellt, dass die Zahl der Jobs in den zwölf Gemeinden seit 2006 um 17.000 auf fast 68.000 gestiegen ist. Fast ein Drittel davon führen die Gutachter auf den Luftverkehr zurück. Entsprechend zugenommen hat die Zahl der Berufspendler. Allein in die Gemeinde Schönefeld kommen per saldo täglich 8500 Menschen zur Arbeit. Die Arbeitslosenquote in der Region liegt bei 4,2 Prozent. Bis 2030 wird zudem ein Bevölkerungsplus von 10.000 Menschen in den Umlandgemeinden erwartet. Fast 90 Prozent siedeln sich nach Einschätzung der Experten wegen des Flughafens im Südosten der Hauptstadt an.

Hinzu kommt ein „flughafeninduziertes Bevölkerungswachstum“ von 3500 in den flughafennahen Stadtteilen der Berliner Bezirke Tempelhof-Schöneberg, Neukölln und vor allem Treptow-Köpenick. Insgesamt würden fast 6000 zusätzliche Wohnungen benötigt, zudem Kindergärten, Schulen und andere Infrastruktur. In Flughafennähe werden auch fast 6000 Hektar Gewerbefläche für Firmen gebraucht – und auch Grünanlagen seien nötig,

Die Kommunalpolitiker verlangen Hilfe von den beiden Landesregierungen. Es sei nicht akzeptabel, dass rund 30 Millionen Euro Einnahmen aus der Region pro Jahr im kommunalen Finanzausgleich Brandenburgs landen.