Der seit Monaten schwelende Machtkampf zwischen Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn und seinem Technik-Chef Horst Amann hat offenbar ein Ende. Wie die Berliner Morgenpost aus Flughafenkreisen erfuhr, verhandelt der Technik-Chef, der erst vor einem Jahr im Pannenprojekt BER die technische Oberaufsicht übernommen hat, über einen Aufhebungsvertrag. Insider bestätigen, dass seit rund zwei Wochen über die Aufhebungsmodalitäten verhandelt wird. Wer die Nachfolge antreten soll, sei derzeit noch offen, heißt es weiter.
Offiziell will sich die Flughafengesellschaft FBB nicht zu dem bevorstehenden Abgang des Technik-Chefs äußern. „Kein Kommentar“, so ein Flughafensprecher am Mittwochabend. Hintergrund des Machtstreits: Seit seinem Amtsantritt im August 2012 ist Amann mit der Bestandsaufnahme der Mängel beschäftigt. Auf der BER-Baustelle herrscht seitdem weitgehend Stillstand. Amann hatte dies stets damit begründet, dass er erst neue Baupläne zeichnen lassen müsse, bevor die Arbeiter den BER fertigbauen könnten. Auf diese Weise wollte er neue Fehler vermeiden. Flughafen-Chef Mehdorn, seit März im Amt, hält von dieser Vorgehensweise nichts. Er will den BER so schnell wie möglich – und deshalb schrittweise – in Betrieb nehmen.
Mehdorn soll sich darüber beschwert haben, dass in jedem Monat 20 Millionen Euro für eine Baustelle fällig werden, „auf der Stillstand und Chaos herrschen“. Für zusätzlichen Zwist sorgte die Entscheidung Mehdorns, einige Experten an den BER zurückzuholen, die unter Amanns Führung gehen mussten. Dazu gehört der ehemalige Gesamtprojektleiter Joachim Korkhaus. Auch stellte Mehdorn Entscheidungen des Technik-Chefs infrage. So wollte Amann Kühlleitungen auf einer Länge von 50 Kilometern nachträglich isolieren lassen, was Mehdorns Vertraute für nicht notwendig erachtet hatten.
Streitpunkt Gehaltsforderungen
Angesichts der zahlreichen Streitpunkte ist es für Insider deshalb kaum überraschend, dass der 60-jährige Amann nun offenbar hinwirft. Zumal bereits im Juni Gerüchte kursierten, dass Mehdorn seinen Technik-Chef loswerden wolle.
Nach Informationen der „B.Z.“ soll der Technik-Chef im Gegenzug für sein vorzeitiges Ausscheiden aber gefordert haben, bis zum regulären Ende seines Vertrags, 2017, weiterbezahlt zu werden. Bei einem Jahresgehalt von rund 350.000 Euro müsste die Flughafengesellschaft für seinen vorzeitigen Rückzug 1,4 Millionen Euro zahlen, schreibt die Zeitung. Würden ihm aber die Gesellschafter kündigen, stünden ihm dagegen nur zwei Jahresgehälter, also rund 700.000 Euro, zu. Doch dafür müssten ihm arbeitsrechtlich relevante Verfehlungen nachgewiesen werden, was schwer möglich sein dürfte.
Das Ausscheiden Amanns ist nicht die einzige teure Personalie, die das Pannen-Projekt BER belastet: Wie berichtet, klagt der im Januar wegen vorgeworfener Fehlleistungen beurlaubte Berliner Flughafen-Chef Rainer Schwarz auf Fortzahlung seines Gehalts bis Mai 2016. Das Berliner Landgericht bestätigte am Dienstag den Eingang einer solchen Klage. Inklusive Altersvorsorge geht es um rund 1,8 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr bekam Schwarz laut Geschäftsbericht der Flughafengesellschaft 569.000 Euro. Schwarz erhielt nach einer rechtlichen Prüfung im Juni dieses Jahres die fristlose Kündigung.
Ob der von Hartmut Mehdorn eingeschlagene Kurs einer schrittweisen Eröffnung den BER endlich aus der Krise führt, bleibt indes fraglich. Erst vor wenigen Tagen musste der Flughafen-Chef einräumen, dass er entgegen seiner ursprünglichen Absicht auch in der Aufsichtsratssitzung am 25. Oktober keinen neuen Eröffnungstermin werde nennen können. Als Begründung führte Mehdorn an, er wolle „keine weiteren Risiken“ eingehen.