Der Teileröffnung des Flughafens BER nach den Plänen von Hartmut Mehdorn droht eine erneute Verschiebung um sechs Monate. Noch fehlen Genehmigungen für Umbauten des Nordpiers.

Die Neuigkeiten, die Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Hauptstadtflughafen in Schönefeld überbrachte, waren nicht gut. Bei dem nicht öffentlichen Termin auf der Baustelle wurde Wowereit darüber informiert, dass sich die BER-Teileröffnung erneut verzögern könnte.

Dem Vernehmen nach soll Wowereit in dem vierstündigen Krisengespräch unter anderem darüber in Kenntnis gesetzt worden sein, dass der Start erster Flugzeuge durchaus erst zum Winterflugplan im Herbst 2014 und damit ein halbes Jahr später als angestrebt möglich wäre.

Zweite Verschiebung droht

Dies wäre bereits die zweite Verschiebung der Teileröffnung: Ursprünglich hatte Mehdorn diese für den November oder Dezember 2013 geplant, dann wurde die Teileröffnung für das kommende Frühjahr avisiert, und nun droht also eine Verschiebung um weitere sechs Monate auf das Ende des kommenden Jahres. Flughafen-Sprecher Ralf Kunkel widersprach indes am Dienstag dieser Darstellung: „Das sind reine Spekulationen“, sagte er.

Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn will mit der Teileröffnung – mit lediglich bis zu zehn Starts und Landungen täglich – die Abläufe an dem neuen Flughafen testen, während die noch zahlreichen Mängel und Probleme am restlichen Airport abgearbeitet werden. Notwendig sind dafür aber Umbauten am sogenannten Pier Nord, einer Abflughalle für Billig-Airlines.

Jedoch gibt es anhaltende Probleme mit den behördlichen Genehmigungsverfahren. Erst vor einer Woche hatte, wie berichtet, die Flughafengesellschaft einen Antrag auf Umbau des Nordpiers eingereicht. Das zuständige Landratsamt des Landkreises Dahme-Spreewald hatte daraufhin beanstandet, dass die eingereichten Unterlagen noch nicht bearbeitungs- und prüfwürdig seien.

„Wir sind in einem konstruktiven Dialog mit der Behörde“, sagte dazu am Dienstag Flughafensprecher Kunkel. Ähnlich äußerte sich auch Landrat Stephan Loge. „Es ist richtig, dass wir Nachbesserungen gefordert haben“, sagte Loge. Dies sei jedoch ein ganz normaler Vorgang, der aus Sicht der Behörde nicht automatisch bedeute, dass es zu Verzögerungen komme. Eine Sprecherin des Landratsamts hatte zuvor bestätigt, dass das Amt verlangt, dass Mehdorn den Nordflügel zunächst fertigstellt wie ursprünglich geplant. Erst dann solle der Umbau genehmigt werden.

Mehdorn hatte in der vergangenen Woche beantragt, in dem als Wartehalle konzipierten Nordflügel Gepäckbänder und Abfertigungsschalter einbauen zu dürfen. Damit soll in dem Teil des Flughafens ein Testbetrieb mit höchstens zehn Starts und Landungen am Tag möglich werden.

Lange Mängelliste

Hauptproblem ist nach dem aktuellen Sachstandsbericht, den die Flughafengesellschaft in regelmäßigen Abständen veröffentlicht, jedoch weiterhin das Thema Brandschutz. So heißt es in dem jüngsten Bericht vom 28. August, dass „sich die Sprinkleranlage des BER mit ihren rund 70.000 Sprinklerköpfen in der Praxis als zu schwer steuerbar und unzuverlässig“ erwiesen hat. Derzeit werde deshalb geprüft, die zentrale Sprinkleranlage zugunsten einer dezentralen Variante mit drei Einzelkreisläufen aufzugeben.

Probleme bereitet laut Sachstandsbericht nach wie vor auch die fehlerhafte automatische Steuerung der über 5000 Türen im BER-Terminal sowie die Instabilität der flughafeneigenen Datenautobahn BER-LAN. Diese soll jedoch in den „nächsten Wochen“ fertiggestellt werden. Um die Flughafen-Fertigstellung endlich in den Griff zu bekommen, hatte Mehdorn auch personell die Weichen neu gestellt.

Mit Norbert Potthast holte sich Mehdorn einen erfahrenen Brandenburger Regierungsbeamten in die Flughafengesellschaft, der die Anträge für behördliche Genehmigungsverfahren in der Flughafengesellschaft künftig zentral steuern soll.

Grünen-Politiker Andreas Otto warnte am Dienstag vor weiteren Umplanungen, die unnötig viel Zeit und Geld verschlängen. Die bisherige Arbeit im Untersuchungsausschuss BER habe gezeigt, dass die vielen Veränderungen in der Planung des Terminals eine der Quellen für das Organisationsversagen der gesamten Flughafengesellschaft seien, so Otto.

Die Gesellschafter hatten im August 2012 Horst Amann als Technikchef geholt, damit der physisch vorhandene Bau mit der Ausführungsplanung und der Baugenehmigung abgeglichen wird. „Gerade bei Planung und Koordinierung von Bauvorhaben liegt aber die größte Schwäche von Wowereit, Mehdorn & Co“, sagte Otto.

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