Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) fordert die Deutsche Flugsicherung (DFS) auf, für Klarheit bei den Flugrouten über Berlin zu sorgen. Anwohner hatten sich bei dem Ministerium beschwert, dass sie durch zusätzlichen Fluglärm am Himmel über ihnen beeinträchtigt werden. Laut dem Ministerium belegen Daten der DFS, dass einige Maschinen in den vergangenen Wochen früher als vorgeschrieben von ihrer eigentlichen Flugroute abgewichen sind. Wahrscheinlich dürfte das schlechte Wetter der Grund dafür gewesen sein. Denn Piloten können bei den Fluglotsen wegen Gewitter und unsicherer Wetterlage dafür eine entsprechende Genehmigung anfragen und bekommen sie in aller Regel auch gewährt.
Anwohner haben allerdings einen ganz anderen Verdacht. Sie befürchten, dass Piloten und Fluggesellschaften dies als Ausrede nutzen, um ihre ganz eigenen Flugrouten über der Hauptstadt zu ziehen. Diese könnten sie dann möglicherweise auch nutzen, wenn der BER eröffnet hat. Das würde für viele Berliner eine zusätzliche Lärmbelastung bedeuten, da am Flughafen BER deutlich mehr Flugzeuge abheben und landen werden als bislang am alten Flughafen in Schönefeld. „Ich habe Verständnis für das Argument besorgter Flughafen-Anrainer, die sagen: So wie man sich am Flughafen Schönefeld bettet, so liegt man auch am neuen Flughafen BER“, sagt Bundesverkehrsminister Ramsauer. „Für die Bundesregierung ist der Schutz der Flughafenanwohner vor Fluglärm ein wichtiges Anliegen.“ Sein Ministerium prüft daher nun, ob Flugzeuge verbotenerweise ihre Strecke über Berlin abkürzen. Entsprechende Hinweise seien von Anwohnern eingegangen, so ein Sprecher. Der Minister habe daher die DFS um eine Stellungnahme gebeten um herauszufinden, welche Gründe es für das Verhalten gibt.
Die DFS weist den Vorwurf entschieden zurück
Der Vorwurf wurde von der DFS allerdings entschieden zurückgewiesen. „Unsere Fluglotsen halten sich an die Betriebsordnung“, sagte DFS-Sprecherin Kristina Kelek. „Eine Abweichung von den Flugrouten gestatten sie nur im Notfall und dazu zählt ein Gewitter.“ Sie hätten die von den Anwohnern genannten Vorfälle anhand der Wetterdaten überprüft und seien zu dem Ergebnis bekommen, dass es an den betreffenden Tagen teils mehrfache Gewitter gegeben habe. „Zudem kann das Wetterradar des Piloten im Cockpit in der Höhe eine gefährliche Wettersituation anzeigen, obwohl es für die Leute am Boden gar nicht danach aussieht“, so Kelek. An der Stelle würde kein Lotse anfangen, mit dem betreffenden Piloten zu diskutieren, ob die Abweichung tatsächlich notwendig sei. „Die Sicherheit der Passagiere an Bord ist hier das oberste Gebot“, sagt Kelek.
Kleine Maschinen werden von den Fluglotsen normalerweise ab einer Höhe von rund 3000 Fuß auf ihre Zielrichtung gesetzt, das entspricht etwa 1000 Metern. Bei größeren Maschinen, die wegen ihres Gewichts länger für die Steigung brauchen, erfolgt dies nach 5000 Fuß, also umgerechnet knapp 1700 Metern. Laut Bundesverkehrsministerium lassen sich anhand von DFS-Daten jedoch zahlreiche Flugmanöver belegen, die zum Teil stark von den künftigen Flugrouten des BER abweichen. So seien frühe Freigaben für große Passagiermaschinen schon ab einer Höhe von rund 400 Metern zu beobachten gewesen. Die Flugzeuge sind dann deutlich niedriger und für die Bürger daher lauter zu hören. Diese haben nun den Verdacht, dass die Piloten eine engere Kurve über der Hauptstadt geflogen sein könnten, um Kerosin zu sparen und früher in Richtung ihres Endziels abdrehen zu können. Auch dem widersprach DFS-Sprecherin Kelek: „So ein Verhalten ist uns nicht bekannt.“
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