Reinickendorf
Reinickendorfer BVV

Bartosch verlässt Linke und nähert sich anderer Partei an

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Dirk Krampitz
Bei den Wahlen trat Kai Bartosch noch für die Linken an.

Bei den Wahlen trat Kai Bartosch noch für die Linken an.

Foto: Die Linke Berlin

Die Bezirksverordnete Kai Bartosch kritisiert ihre Partei deutlich. Die Einzugsermächtigung für den Mitgliedsbeitrag hat sie zu Juni widerrufen.

Berlin.  Nach der Wiederholungswahl im Februar hatten die Linken in der Reinickendorfer Bezirksverordnetenversammlung (BVV) ihren Fraktionsstatus verloren, den sie seit 2016 hielten. Ab dann saßen sie nur noch als Zweier-Gruppe in der BVV: Felix Lederle und Kai Bartosch. Und auch das ist nun Geschichte. Klein steht auf der Seite der Reinickendorfer Linken: „Kai Bartosch trat am 2. Mai aus der Linken und der BVV Gruppe aus.“

Bartosch wurde 1979 in Köln geboren und lebt seit 12 Jahren in Berlin und hat drei Kinder. Leicht hat sie sich diesen lebensverändernden Schritt nicht gemacht, nicht zuletzt auch, weil sie seit Februar 2022 als Leiterin der Landesgeschäftsstelle der Linken Berlin arbeitet, das wohl aber kaum bleiben wird, wie sie mit aller juristischen Vorsichtigkeit im Gespräch andeutet. In ihrer Begründung zum Austritt schreibt sie an ihre Parteigenossen:

Nicht leichtfertig entschieden – aber frustriert

„Zu diesem Schritt habe ich mich nicht leichtfertig oder kurzfristig entschieden. Er ist für mich jedoch unvermeidbar und unumstößlich. Anspruch und Wirklichkeit linker Politik liegen so weit auseinander, dass es für mich nicht mehr erträglich ist. Ich kenne viele Genossinnen und Genossen, die ähnliche Probleme mit der Linken haben wie ich – und doch bleiben sie. Obwohl es ihnen damit schlecht geht, sie frustriert sind und den Glauben daran, dass die Partei sich wieder erholt, aufgegeben haben. Ich werfe niemandem vor, dass sie/er an dieser Stelle nicht konsequent ist und die Partei verlässt. Ich erwarte, dass auch meine Reaktion respektiert wird – dass ich genau diesen Schritt mache.“ Zu Juni hat sie die Einzugsermächtigung für den Partei-Mitgliedsbeitrag widerrufen.

Auch wenn sie durchblicken lässt, dass es die Linken am liebsten hätten, wenn sie ihren BVV-Platz jemandem aus der Partei zur Verfügung stellen würde, will sie als Parteilose in der restlichen Legislaturperiode bis 2026 weiterhin in der BVV Politik machen. Mit einer Ausnahme allerdings: „Von meiner Mitgliedschaft im BVV-Vorstand, für die ich auf Vorschlag der CDU-Fraktion und als Gruppenmitglied der LINKEN gewählt wurde, trete ich selbstverständlich zurück“, sagt sie.

Ihren Themen bleibt sie treu

Wie ihre Arbeit in den Ausschüssen aussehen wird, weiß sie noch nicht. „Dass das Thema Verkehr hohe Priorität für mich genießt, ist ja kein Geheimnis. Hier bleibe ich aktiv. Auch die Fortsetzung meines Fahrrad-Frauen-Projekts und mein Engagement für sichere und barrierefreie Infrastruktur in unserem Bezirk werden sich nicht ändern. Außerdem bleibe ich links – im Herzen“, schreibt sie zum Abschied.

Im Nachhinein kann man es als Zeichen der Partei-Ablösung lesen, dass sie ihr Frauen-Rad-Projekt extra losgelöst vom parteipolitischen Hintergrund initiiert hat und auch nicht während des Wahlkampfs, um Stimmen zu sammeln, sondern danach.

Gespräche mit einer anderen Partei laufen

Weil die politische Arbeit auch auf Bezirksebene allein schwer ist, befindet sich Bartosch bereits in Gesprächen über eine Zusammenarbeit mit den Reinickendorfer Grünen. Angesichts ihrer Leidenschaft fürs Radfahren und die Verkehrswende allgemein keine ganz überraschende Entwicklung. „Aber wir sprechen nur über eine Zusammenarbeit, über einen Parteieintritt denke ich nicht nach“, betont Bartosch.

Der letzte verbliebene Linken-Politiker in der Reinickendorfer BVV, Felix Lederle, hat bisher auf Morgenpost-Anfrage zu diesem Thema nicht reagiert.

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