Reinickendorf
Bye Bye, Baudenkmal!

Das Abrissdatum der Brücke über die Seidelstraße steht fest

| Lesedauer: 3 Minuten
Dirk Krampitz
Seit 7. November ist der nördliche Abschnitt der U6, der die Brücke an der der Seidelstraße einschließt, saniert.

Seit 7. November ist der nördliche Abschnitt der U6, der die Brücke an der der Seidelstraße einschließt, saniert.

Foto: Maurizio Gambarini / FUNKE Foto Services

Zuletzt musste die als Baudenkmal eingetragenen Spannbetonbrücke von Holzbalken gestützt werden. Diese wurden nun entfernt.

Berlin.  Sie ist das Herzstück der nördlichen U-Bahn-Linie 6: Die Brücke über die Seidelstraße. Allein ihre Sanierung soll zwei ganze Jahre dauern und ohne sie ist selbst eine Teilinbetriebnahme der derzeit gesperrten Teilstrecke zwischen Kurt-Schumacher-Platz und Alt-Tegel technisch nicht möglich.

Die Seidel-Brücke wird neu gebaut, doch davor muss sie erst einmal abgerissen werden. Nun hat die BVG bekannt gegeben, wann es soweit sein wird. „Der Rückbau der Brücke soll von 17. März (zirka 20 Uhr) bis 20. März (zirka 4 Uhr) stattfinden“, schreibt ein Sprecher auf Morgenpost-Anfrage.

Bald gibt es freien Blick auf die Seidelstraße

Freitag in zweieinhalb Wochen können Schaulustige also einen letzten Blick auf den Brücke zwischen den Bahnhöfen Otisstraße und Holzhauser Straße werfen, am frühen Montagmorgen darauf ist sie dann vollständig verschwunden und man hat für kurze Zeit den ungewohnt freien Blick die Seidelstraße-Flucht entlang.

Es ist das Ende von einer der ältesten Spannbetonbrücken Berlins, die mit nachträglichem Verbund und voller Vorspannung ausgestattet wurde. Wegen ihres 65 Meter langen, eleganten Bogens und ihrer Schrägstellung wurde sie als Baudenkmal eingetragen. Doch sowohl beim Entwurf als auch bei der Ausführung des Bauwerks wurden Fehler gemacht, sodass nur rund 20 Jahre nach der Eröffnung die erste Sanierung anstand. Nachdem verschiedene Risse aufgetreten sind, erhielt sie bereits 1997 eine zusätzliche externe Vorspannung in den beiden Hohlkästen, die den planmäßigen Zustand voller Vorspannung wieder herstellen sollte.

Vorbereitung zum Abriss läuft auch Hochtouren

Ungeachtet dessen offenbarte die Hauptprüfung im Jahre 2002 neuerliche Risse im Scheitelbereich. Schließlich sah sogar der Denkmalschutz ein, dass die Brücke nicht auf Dauer ohne regelmäßige, teure Sanierungen zu retten sein würde. U-Bahnen durften die Brücke seit den Neunzigerjahren ohnehin nur mit Tempo 30 befahren.

Die Vorbereitungen zum Abriss des Baudenkmals laufen auf Hochtouren: Aktuell sind bereits die benachbarten Zu- und Abfahrt der Autobahn 111 an der Seidelstraße voll gesperrt. Demnächst kommen noch Sperrungen von je einer Fahrspur der Seidelstraße dazu.

In den vergangenen Tagen haben Arbeiter einer Firma im Auftrag der BVG mehrere Kubikmeter Holz aus den kleinen Revisionsöffnungen an der Unterseite der Brücke, durch die die Wartungsarbeiten und Bauwerkprüfungen stattgefunden haben, herausgeholt. „Dabei handelt es sich um zwei jeweils 64 Meter lange Längsbalken, die im letzten Jahr als Hilfsabstützung für die Brückenkonstruktion verbaut wurden“, erklärt die BVG.

Holz zum Stützen der Betonbrücke

Aufgrund der großen Holzmenge und den knappen Platzverhältnissen wurden für die Abbauarbeiten mehrere Tage angesetzt. Das Holz ist mit der Demontage in den Besitz der Baufirma übergegangen, die es dem Technischen Hilfswerk zur weiteren Verwendung überlassen wollte.

Dass Holz eingebracht werden musste zur Abstützung einer Betonkonstruktion - das klingt wirklich nach dringendem Handlungsbedarf. Der Neubau wird weniger elegant, aber dafür hoffentlich dauerhaft weniger pflegeintensiv ausfallen: Es wird eine Stahlbrücke mit Pfeiler auf dem Mittelstreifen der Seidelstraße entstehen.

Wenn das neue Brückenbauwerk voraussichtlich im Frühjahr 2025 steht, soll auch zeitnah die U6 nach Sanierungsmaßnahmen im Wert von geschätzten 90 bis 100 Millionen Euro wieder von Alt-Mariendorf bis Alt-Tegel durchrollen.

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