Berlin

So werden Balkon und Garten fit für einen Hitzesommer

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Hitze in der Stadt: So schützen Sie ihre Balkonpflanzen

Hitze in der Stadt: So schützen Sie ihre Balkonpflanzen

Wer keinen Garten hat, entdeckt seinen grünen Daumen womöglich auf dem Balkon. Doch gerade im Hochsommer kann es in den Städten extrem heiß werden. Hier sind die Tips, damit ihre Topfpflanzen die Hitze überstehen.

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Experten verraten, was der Klimawandel in Berlin für Balkon und Garten bedeutet und wie Pflanzen trotzdem gedeihen.

Berlin.  Während draußen endlich immer öfter die Sonne lacht, nimmt die Balkon- und Gartensaison in Berlin nach einem kalten Frühjahr jetzt in kürzester Zeit Fahrt auf. Sind die höheren Temperaturen dabei noch willkommen, wecken sie auch Erinnerungen an den vergangenen Hitzesommer. Wer sich an glücklich sprießenden und blühenden Pflanzen erfreuen und damit auch das Mikroklima positiv beeinflussen will, sollte dazu einige Tipps beachten. Drei Experten haben der Berliner Morgenpost verraten, worauf zu achten ist.

„Berlin und Brandenburg bekommen im Sommer steppenähnliche Strukturen“, sagt Stadtnaturexperte Derk Ehlert aus der Senatsumweltverwaltung. Umso wichtiger sei es, bei der Auswahl von Pflanzen für Balkon und Garten auf Trockenverträglichkeit zu achten. Lesen Sie auch: Balkon: Hitzetolerante Pflanzen – Experte gibt Tipps

Wer jetzt von Palmen träumt, wird dennoch enttäuscht. „Die können Sie hier immer noch nicht pflanzen“, sagt René Wadas, Gärtnermeister und Fachbuch-Autor aus Berlin. Grund sind die mitunter noch strengen Winter in unseren Breiten. Auch wenn die meisten Pflanzen nicht erfrieren, sondern vertrocknen, wenn Wasser im Topf gefroren ist, wie Ines Küter von den Barnimer Baumschulen ergänzt.

Berlin: Temperatur im Boden entscheidend für Gedeihen der Pflanze

Entsprechend entscheidend für ein gutes Gedeihen der Pflanze ist jedoch auch die Temperatur im Boden. „Balkonkästen in voller Sonne sind eine Extremsituation“, sagt Ehlert. Da helfe auch viel Wasser nicht. Er empfiehlt möglichst große, doppelwandige Exemplare, die Wasser speichern. Ansonsten könnten Werte erreicht werden, bei denen Mikroorganismen in der Erde ihre Arbeit einstellen. Ines Küter von den Barnimer Baumschulen empfiehlt deswegen, auch über einen Sonnenschutz für die Pflanzen in Form eines Schirms oder eines Sonnensegels nachzudenken.

Wichtig ist laut Wadas auch, Pflanzen auf jeden Fall aus dem Topf vom Kauf zu nehmen, damit sie gut anwachsen können. Außerdem empfiehlt der „Pflanzenarzt“, auf mineralische Dünger zu verzichten. „Die können den Boden versalzen“, sagt er. Besser sei natürlicher Dünger aus Melasse oder zu Pellets gepresste Schafwolle.

Welche Pflanze wo geeignet ist, unterscheidet sich jedoch je nach Standort erheblich. Auf einem Südbalkon in der obersten Etage herrschten ganz andere Bedingungen als etwa in niedrigeren Stockwerken mit Nordausrichtung. Eine Idee könnten jedoch Wildgräser sein, die auch Insekten Nahrung spenden. „Viele Geranien locken Bienen mit ihren Farben hingegen nur an“, erklärt Ehlert. Wadas empfiehlt für sonnige Standorte etwa Dickblattgewächse wie die „Fette Henne“.

Feuchtigkeit muss im Boden gehalten werden

Um Pflanzen auch einmal allein lassen zu können, sei es besonders wichtig, die Feuchtigkeit und Mikroorganismen im Boden zu halten. Experte René Wadas rät, dafür eine Deckschicht aus Mulch auf der Erde, laut Derk Ehlert könnte Laub im Garten ruhig mal liegen bleiben. Statt käuflichen Bewässerungssystemen könnte schon eine einfache PET-Flasche mit Löchern in der Erde die längerfristige Versorgung der Pflanzen mit Wasser sichern, sagt Wadas.

Beim Gießen sind sich alle Experten einig: „Nicht kleckern, sondern klotzen.“ Pflanzen sollten lieber seltener und dafür ausgiebig gewässert werden. Nur so gingen ihre Wurzeln tief in die Erde, wo sie auch nach längerer Zeit noch Feuchtigkeit vorfinden. Staunässe sei hingegen zu vermeiden. Gegossen werde dabei vor allem in den frühen Morgenstunden oder möglichst spät am Abend, um die Verdunstung zu minimieren, so Küter.

Im Garten rät Ehlert, auf Rasen zu verzichten. Denn der braucht viel Wasser und muss häufig gemäht werden. Gräser könnten auch hier eine Alternative sein. „Die säen sich selbst für das nächste Jahr aus.“ Viele Obstbäume vertrügen eine hohen Strahlungsintensität durch die Sonne und würden gleichzeitig Schatten spenden.

Wichtig dabei jedoch gerade auf Neubaugrundstücken: Oft muss der Boden erst einmal belebt werden, so Wadas. Dazu könnten Humus und Kompost eingearbeitet werden, Tonsplitter könnten ebenfalls helfen, Feuchtigkeit zu halten. Gut mit der Hitze zurecht kämen etwa Platanen. Kommt es dazu auf eine gute Beschneidbarkeit an, könnte eine Buchenhecke die ideale Begrenzung des Grundstücks sein. Ines Küter empfiehlt etwa Forsythie, Flieder oder Schmetterlingsstrauch oder kleinbleibende Kirschbäume für den Garten.

Wer die Gelegenheit nutzen will, kann sich gleich am Wochenende auf der Gartenmesse in Hoppegarten über die neuesten Trends für Balkon und Garten informieren.

Gartenträume: Rennbahn Hoppegarten, vom 2. bis 4. Juni 2023, Fr+Sa 10-19 Uhr, So 10-18 Uhr, Tageskarte ab 9 Euro, Rennbahnallee, 15366 Hoppegarten.