Mord in Pankow

Sechsfache Mutter getötet: Bereits Anzeigen wegen Gewalt

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Der Tatort an der Ecke Mühlen- und Maximilianstraße in Pankow befand sich nur wenige Hundert Meter von der Flüchtlingsunterkunft entfernt.

Der Tatort an der Ecke Mühlen- und Maximilianstraße in Pankow befand sich nur wenige Hundert Meter von der Flüchtlingsunterkunft entfernt.

Foto: Thomas Schubert

Ein 42-Jähriger soll die Mutter seiner sechs Kinder getötet haben. Bereits vorher wurde er dreimal wegen häuslicher Gewalt angezeigt.

Berlin. Der gewaltsame Tod einer 31-Jährigen in Pankow hat sich offenbar angedeutet. Die Frau wurde am vergangenen Freitag auf der Straße mutmaßlich von ihrem Ex-Partner erstochen. Offenbar war das nicht das erste Mal, dass der 42-Jährige der Frau etwas antat. „Seit Jahresbeginn erfasste die Polizei Berlin drei Strafanzeigen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt“, heißt es von dort auf Nachfrage.

Das Paar aus Afghanistan lebte zunächst in einer Unterkunft für Geflüchtete an der Pankower Mühlenstraße. Dort hatte der Mann jedoch wegen solcher Vorfälle seit zwei Monaten Hausverbot, wie das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) Anfang der Woche mitteilte.

Die Polizei unternahm in diesem Zusammenhang im Vorfeld noch weitere Schritte. So habe man „aus präventiven Gründen“ den Sozialdienst der Unterkunft und das Jugendamt eingebunden. „Beim zuständigen Amtsgericht wurde bereits ein Verfahren nach dem Gewaltschutzgesetz zum Erlass einer einstweiligen Verfügung initiiert“, heißt es weiter. Auch eine Gefährderansprache sollte gegenüber dem 42-Jährigen durchgeführt werden. „Da dieser jedoch wohnungslos war, konnte er vorerst nicht ausfindig gemacht werden.“

Tod einer sechsfachen Mutter: Polizei prüft etwaige Versäumnisse

Per Mail wurde vor ein paar Tagen ein Schreiben an mehrere Redaktionen geschickt, das angeblich von der Schwester der getöteten stammen soll. Darin werden zum Teil schwere Vorwürfe gegen die Berliner Behörden erhoben. Diese hätten die drohende Gefahr nicht ernst genommen und der Frau den Schutz verwehrt, heißt es darin.

„Sie war nicht das erste Opfer einer Schutzlosigkeit, die man nicht anders erklären kann als mit der zynischen Geringschätzung des Lebens von Frauen mit muslimischem Migrationshintergrund.“ Etwaige Versäumnisse müssten dringend aufgeklärt werden.

„Als Polizei Berlin sind wir – auch aus unserem Selbstverständnis heraus – verpflichtet, diesen Sachverhalt aufzuarbeiten“, sagt Polizeisprecher Thilo Cablitz. „Hierzu wurden bereits Prüfungen eingeleitet, ob es Versäumnisse gab und die Polizei Berlin alles unternommen hat, um ihren Schutzauftrag zu erfüllen.“ Eine junge Frau sei gewaltsam aus dem Leben gerissen das Leben von sechs Kindern zerstört worden.

Mutter in Pankow getötet: Ex-Partner soll Frau als „Eigentum“ gesehen haben

Die 31-Jährige war am Freitag gegen 10 Uhr auf der Maximilianstraße nur wenige Hundert Meter von der Unterkunft entfernt getötet worden. Zahlreiche Zeugen mussten mit ansehen, wie die junge Frau mit einem Messer getötet wurde. Der Täter flüchtete und ließ sein Opfer zurück, das auf dem Gehweg verblutete.

Drei Stunden später tauchte der ehemalige Lebensgefährte am Tatort auf und wurde von Zeugen als Angreifer erkannt. Er wurde festgenommen und befindet sich mittlerweile wegen des Verdachts des Totschlags in Untersuchungshaft.

In dem Schreiben der mutmaßlichen Schwester werden Hintergründe der Tat angeführt. So sei die Frau bereits jahrelang von ihrem Partner unterdrückt worden, der sie als sein Eigentum gesehen habe. „Sie hatte es nach Jahren häuslicher Unterdrückung gewagt, das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben wahrzunehmen.“

Innensenatorin Spranger sichert Aufklärung zu

Indes hat Berlins Innensenatorin Iris Spranger die Aufklärung der Hintergründe zugesichert. „Ich werde die Vorwürfe, die gemacht worden sind, selbstverständlich auswerten“, sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag im Abgeordnetenhaus. Sie werde sich die entsprechenden Protokolle kommen lassen. „In solchen Situationen muss auch schneller eingewiesen werden in Frauenhäuser. Das heißt, wir brauchen auch mehr solche Einrichtungen.“

( mit dpa )