Berlin. Es gibt nicht viele Möglichkeiten für Pankows 14.460 Hunde, sich ohne die lästige Leine seines Herrchens oder Frauchens im Freien zu bewegen. Lediglich drei ausgewiesene Flächen in Berlins zweitgrößtem und nach neuesten Erkenntnissen auch hundereichsten Bezirk dienen als Hundeauslaufgebiete: Ein Platz im Mauerpark, ein Areal im Anton-Saefkow-Park sowie im Landschaftsschutzgebiet Blankenfelde.
Pankow prüft Ersatzgebiet nahe dem „Großen Stein von Buchholz“
Letzteres – das Hundeauslaufgebiet Arkenberge im Norden Pankows – ist aufgrund von Nutzungskonflikten seit Längerem hoch umstritten. Bauern, denen die nahe gelegenen Felder gehören, beschweren sich über die in den Feldern buddelnden Vierbeiner. Zudem seien seltene Vogelarten durch die Hunde bedroht, beklagen Landwirte und Tierschützer. Bereits vor zwei Jahren wurde vom Bezirk auf Veranlassung des Umwelt- und Naturschutzamtes eine Verlagerung der Fläche beabsichtigt.
Als Ersatzgebiet ist nun eine derzeit landwirtschaftlich genutzte Fläche vorgesehen, die sich südlich des Naturdenkmals „Großer Stein von Buchholz“ befindet, wie aus einer Antwort auf die Kleine Anfrage des Bezirksverordneten Oliver Simon (FDP) hervorgeht. Abstimmungen mit den Fachämtern hätten laut Bezirksamt bereits stattgefunden.
Planungen für das neue Gebiet noch nicht begonnen
„Die Flächen des Ortsteils Französisch-Buchholz werden bereits aktuell von sehr vielen Hundebesitzern genutzt“, erklärt Simon auf Nachfrage der Berliner Morgenpost. Zwar werde im Bezirksamt Pankow die Notwendigkeit gesehen, den Nutzungsgrad vor allem durch weitere Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs zu steigern, doch hätten die Planungen für das Gebiet noch nicht begonnen.
Ähnliches bemängelt BVV-Verordneter und Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Tierschutzpolitik bei den Grünen Axel Lüssow: „Es ist noch ein „Konzept“ notwendig – was auch immer das genau ist.“ Er persönlich rate, die Erreichbarkeit und Parkplätze und die Flächenabgrenzung zu berücksichtigen und zu prüfen, ob geschützte Arten in diesem Bereich leben. Zudem sollte im Konzept für das neue Gebiet am „Großer Stein“ enthalten sein, „dass die Halter:innen vor Ort irgendwie an Wasser kommen. Zum Beispiel in Kooperation mit dem Hundeclub dort. Und dass es so viel Schatten gibt, dass, wenn Hunde im Sommer zu überhitzen drohen, sie zur Not Kühlung finden können.“
Forderung: Mehr Hundeauslaufflächen in Pankow
Sowohl Lüssow als auch Simon kritisieren aber besonders die grundsätzliche Situation für Hunde in Pankow: „Die hohe Anzahl von Haushalten mit Hunden steht in einem deutlichen Missverhältnis zum Umfang der zugelassenen Hundeauslaufgebiete im Bezirk“, meint Simon. Er schlägt zusätzliche Angebote in Pankow vor, allerdings in nördlichen Ortsteilen des Bezirks, „um so auch die Konkurrenzsituation zu anderen Berliner Bezirken und Brandenburger Gemeinden nicht weiter zu verstetigen“.
Lüssow fordert ebenfalls mehr lokale Hundeausläufe, denn „Hunde, die mit Artgenossen spielen können sind entspannter – davon profitieren alle Menschen.“ Jedoch kommen für ihn auch südlichere Bezirksorte in Betracht. So könnten neue Flächen bei der Umgestaltung von Parks entstehen, wie es in Wien Usus sei. Dafür in Betracht kommende Flächen seien bisher aber nicht systematisch untersucht worden.
Tier-Experte Lüssow: „Hundeführerschein“ für Besitzer
Lüssow weist aber auch auf die Problematik neuer Hundegebiete hin: „Es sollte auch evaluiert werden, ob mehr Hundeauslaufgebiete den restlichen öffentlichen Raum tatsächlich zu entlasten helfen. Denn jeder Hundeauslauf bedeutet einen Verlust der ohnehin knappen Flächen für Nicht-Hundehalter.“ Zudem müsste das Pankower Ordnungsamt dann „wirklich“ außerhalb dieser Gebiete die Einhaltung der Leinenpflicht kontrollieren, was bisher aber kaum passiere.
Um dieses Problem an der Wurzel zu packen und die generelle Eignung von Hundehalterinnen und -haltern festzustellen, schlägt Lüssow einen „Hundeführerschein“ mit einer theoretischen Prüfung vor und einer praktischen Prüfung nach dem Kauf vor. „Hier könnten Grundkenntnisse vermittelt werden, einerseits zu den Bedürfnissen der Tiere, andererseits zum Umgang mit ihnen – sodass es bei Erziehungsmängeln nicht bloß ,Der will nur spielen’ heißt.“
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