Berlin. Es wurde emotional im Rathaus Neukölln. In einem Ausschuss ging es um die Baupläne für ein Friedhofsareal. Davor wurde demonstriert.
Die Debatte um die Bebauung eines ehemaligen Friedhofgeländes in Nord-Neukölln geht weiter: Am früheren Dienstagabend demonstrierte die Bürger-Initiative „Emmauswald bleibt!“ mit etwa 150 Personen vor dem Rathaus Neukölln, bevor im Anschluss in einer Ausschusssitzung kontrovers und emotional über Baupläne im westlichen Teil des Emmauskirchhofs an der Hermannstraße diskutiert wurde.
Zunächst hatte der Eigentümer des Grundstücks, die Buwog GmbH, in einem gut 20-minütigen Vortrag sein für das nächste Jahr geplantes Bauvorhaben vorgestellt. Etwa 650 Wohnungen sollen entstehen, davon gut 200 Sozial- und 450 Eigentumswohnungen. Für jene Bäume, die nicht erhalten werden könnten, solle ein Grünflächen-Ausgleich auch mit Neupflanzungen in Rudow erfolgen, teilte das Stadtbauamt in einem Vortrag mit. Das Umweltamt missbilligte die Zerstörung des am Friedhofsgelände entstandenen Biotops.
Stiftungen als mögliche Käufer?
Zahlreiche Mitglieder der Initiative waren in der öffentlichen Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses erschienen, die wegen des starken Interesses kurzfristig in den großen Rathaussaal verlegt wurde. Die Initiative kritisierte das Projekt aus sozialen und klimapolitischen Gründen. Neben einem Baustopp für das vier Hektar große Areal forderte sie, andere Bauflächen zu prüfen. Zudem habe man bereits mit Stiftungen als mögliche neue Käufer für das schützenswerte Areal gesprochen.
Stadtrat warnt vor Schnellschüssen
Fast alle Parteien sprachen sich in Redebeiträgen gegen die Baupläne in deren bisheriger Form aus. Ein Antrag der Linken, das Friedhofsgelände zur Grünfläche zu erklären, wurde abgelehnt. Der zuständige Stadtrat Jochen Biedermann (Grüne) begrüßte die Debatte, aber warnte vor „Schnellschüssen“ bei Beschlüssen. Angenommen wurde ein Antrag der SPD, das Thema der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vorzulegen, die in der kommenden Woche tagt und am Ende über eine Bebauung entscheiden muss.
Bauherr: Ideologische Debatte
Der Projektleiter der Buwog GmbH, Thomas Mahler, zeigte sich nach der Sitzung enttäuscht, dass die Debatte vor allem ideologisch geführt worden sei und die positiven Aspekte des Wohnungsbaus zu kurz gekommen seien. Man werde das Projekt jedenfalls nicht aufgeben, auch wenn es sich um Jahre verzögern könnte. Die Initiative freute sich über die grundsätzliche Unterstützung aller BVV-Fraktionen, aber hätte sich von einigen Partein mehr gewünscht.
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