Berlin. Bürgermeisterin Giffey spricht von „Wunden im Gehweg“. Die Täter werden im rechten Milieu vermutet.
Die Zahl der entwendeten Stolpersteine in Neukölln hat sich auf 16 erhöht. Die kleinen, goldlackierten Steine liegen zu Tausenden als Mahnmale in Gehwegen – in ganz Europa. Sie erinnern vor Wohnhäusern an Menschen, die Opfer der NS-Diktatur wurden. In den letzten Tagen wurden in Neukölln aber mindestens 16 von ihnen ausgebuddelt. Bereits am Montagmorgen meldeten Passanten mehrere gestohlene Steine, am Mittwoch gingen weitere Meldungen ein. In der Nacht zum Freitag wurde mindestens ein weiterer Gedenkstein in der Gretelstraße entfernt.
Sieben Steine verschwanden allein in der Britzer Hufeisen-Siedlung. Sie war schon oft Ziel rechtsextremer Aktionen. Der Initiator der „Stolpersteine“, der Künstler Gunter Demnig, sagte, von den bisher weltweit rund 63.000 verlegten Steinen seien rund 600 gestohlen worden. Er vermute die Täter im rechten Milieu, wie beispielsweise 2012 in Greifswald. Damals waren in der Nacht zum 9. November zwölf Stolpersteine aus dem Boden gehebelt worden.
Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hatte sich schockiert gezeigt über die Diebstähle. Die fehlenden Steine seien „Wunden im Gehweg“, dort wo „engagierte Bürgerinnen und Bürger und Neuköllner Schulklassen gemeinsam mit dem Künstler Gunter Demnig Stolpersteine für die Opfer des Nazi-Regimes verlegt hatten“.
Die für Neukölln zuständige Polizeidirektion 5 erklärte, man sei „entsetzt über die Taten“. Anwohner sollen nun helfen, weitere Diebstähle zu vermeiden: Die Polizei hat in Neukölln Flyer verteilt, die auffordern, sofort die 110 anzurufen, falls man etwas Verdächtiges entdecke. Außerdem ermittelt der polizeiliche Staatsschutz, am Freitag hatte man aber noch keine Spur zu den Steinen.