Berlin. Haakon und Mette-Marit besuchen als Ehrengäste die Gedenkfeier an der Bernauer Straße zum Fall der Berliner Mauer vor 34 Jahren.
Für seinen Berlin-Besuch hätte sich das norwegische Kronprinzenpaar einen für die Berlinerinnen und Berliner kaum emotionaleren Tag aussuchen können. Der 9. November wird in Deutschland gleich mit zwei einschneidenden politischen Ereignissen verknüpft. Der Fall der Berliner Mauer vor 34 Jahren und der Beginn der Novemberpogrome 1938. Am Donnerstag besuchten Kronprinz Haakon und seine Gattin, Kronprinzessin Mette-Marit, die offizielle Gedenkveranstaltung am Denkmal der Berliner Mauer in Berlin-Mitte.
Die Kronprinzessin berichtete von dem Moment, als sie die Bilder des Mauerfalls vor 34 Jahren zum ersten Mal sah. „Mit einem Gefühl des Unglaubens und des kollektiven Sieges verfolgten wir die Bilder, wie Menschen auf der Mauer tanzten“, sagte sie in englischer Sprache, das Mauer-Denkmal in ihrem Rücken. Diese Bilder werde sie nie vergessen. Heute sei Deutschland ein Garant für Frieden und Freiheit in Europa.

Mette-Marit erklärte auch, Mauern seien nicht nur physische Strukturen, sie bestünden genauso in uns. „Sie können auch aus Intoleranz, Lügen und Feindseligkeit gebaut werden.“ Aber die Menschen hätten immer eine Wahl. „Wir können uns dafür entscheiden, Mauern zu errichten, und wir können uns dafür entscheiden, sie niederzureißen.“
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Kurz vor 10 Uhr erreichte das Paar am Donnerstag die Gedenkstätte an der Bernauer Straße. Empfangen wurde es dort von Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (CDU), Axel Klausmeier, Direktor der Stiftung Berliner Mauer, und etlichen Gästen sowie Schaulustigen. Die Polizei sicherte die Veranstaltung ab.

Wegner erklärte, der 9. November symbolisiere zum einen Freude und Glück, er stehe aber auch für Unmenschlichkeit und Gräueltaten. Die DDR nannte er ein „Unrechtsregime“. „Die junge Generation weiß heute gar nicht mehr so genau, welch Schrecken diese Mauer gebracht hat“, so der CDU-Politiker. Mit Blick auf die blutigen Konflikte in der Ukraine oder Israel sagte Wegner, dass Demokratie und Freiheit keine Selbstverständlichkeit seien und es wichtig wäre, dafür auf die Straße zu gehen.
Axel Klausmeier nahm die Menschen in die Pflicht, Verantwortung zu übernehmen. „Toleranz zu leben, Demokratie und Menschenrechten zu verteidigen und den Traum von einem friedlichen Miteinander unermüdlich zu befördern“, so Klausmeier in seiner Ansprache.

Von einem Posaunenchor begleitet, ließ sich das Paar durch die Gedenkstätte führen, verfolgte zunächst die Redebeiträge, deren norwegische Übersetzung Mette-Marit in einem Reden-Büchlein nachlas.
Unter Glockengeläut wurde das Paar anschließend in die Kapelle der Versöhnung begleitet. Dort begrüßte Thomas Jeutner, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde, die Gäste. Gemeinsam wurde gesungen und gebetet. Den Abschluss bildete das Entzünden von Kerzen an der Gedenkstätte und ein Besuch des Dokumentationszentrums.

Berlin war der dritte und letzte Stopp auf Haakons Deutschlandbesuch, den er an den Tagen zuvor in München und Hamburg ohne seine Gattin begann. Von Hamburg reiste der Kronprinz mit der Bahn nach Berlin. In der Hauptstadt stieß dann Mette-Marit hinzu.
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Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung zum 9. November traf das Kronprinzenpaar auf Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Laut der offiziellen Ankündigung des norwegischen Königshauses soll mit dem Besuch die enge und gute Beziehung zwischen Norwegen und Deutschland gestärkt werden.
