Berlin. Der zerschossene russische Panzer ist fast exportfertig. Er soll als Mahnmal gegen den Angriffskrieg vor die russische Botschaft.

Der Panzer, der als Mahnmal gegen den Angriffskrieg in der Ukraine vor der Russischen Botschaft aufgestellt werden soll, kommt nur langsam ins Rollen. Noch ist er in Kiew. Dort sei die Lage aktuell sehr schwierig, das könne die Lieferung verzögern, sagt der Verleger und Autor Wieland Giebel, der den Panzer installieren will.

Doch der Panzer sei ausgesucht und in Kürze exportbereit. Er habe vom ukrainischen Verteidigungsministerium am Mittwoch erfahren, dass seitens der Ukraine „die Formalia nahezu fertig“ seien.

Panzer-Installation vor russischer Botschaft in Berlin war von Anfang an umstritten

Die geplante Panzer-Installation hatte im vergangenen Sommer für Kontroversen gesorgt. Der Verein Historiale wollte das Wrack eines in der Ukraine zerschossenen und eroberten russischen Panzers Unter den Linden vor der russischen Botschaft aufstellen. Mit einer solchen „Trophäe aus dem Widerstand“ wollten die Initiatoren „das verbrecherische Regime angreifen“.

Das Bezirksamt Mitte lehnte die Aktion als unangemessen ab. In dem Wrack seien wahrscheinlich Menschen gestorben. Die geplante Ausstellung habe nichts zu tun mit Kunst im Stadtraum, sondern sei eine deutliche politische Provokation mit militärischen Ausdrucksmitteln. Auch beeinträchtige aufgestelltes Kriegsgerät erheblich das Erscheinungsbild des Boulevards Unter den Linden.

Endgültig zum Politikum wurde das Vorhaben, als der damalige ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, die Absage als „echten Skandal“ bezeichnete und das Bezirksamt Mitte und die Regierende Bürgermeisterin aufforderte, die Ablehnung zurückzunehmen.

Das Verwaltungsgericht Berlin, das von den Initiatoren für einen Eilentscheid angerufen worden war, machte den Weg frei. Die Aktion falle als Meinungskundgabe grundsätzlich unter die geschützte Meinungsfreiheit, urteilte es.

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Initiatoren organisieren Panzer-Wrack in Kiew

Inzwischen ist Wieland Giebel nach Kiew gefahren und hat einen Vertrag mit dem ukrainischen Verteidigungsministerium über den Kauf eines Panzer-Wracks des Modells T-72 geschlossen, ein in Russland gängiger Panzer. Der Panzer sei ausgesucht, 45 Tonnen sei er schwer, sagt Giebel. Auch der Transport sei schon geregelt und durch Crowdfunding finanziert.

Die wenigen ausstehenden Formalitäten für den Export hätten mit einer Umdeklarierung zu tun, so Giebel: Es sei nicht zulässig, militärisches Gerät nach Berlin zu schicken, der Panzer werde gerade zum Museumsstück. „Wir kriegen keinen Panzer, sondern ein museumsreifes Schrottteil.“ Anfangs habe er mit Verteidigungsministerium gesprochen, inzwischen verhandele er vor allem mit dem Leiter des Militärmuseums.

Das Bezirksamt Mitte muss nach dem Gerichtsbeschluss nun eine straßenverkehrsrechtliche Ausnahmegenehmigung für die Installation des zerschossenen russischen Panzers in der Nähe der russischen Botschaft erteilen. Die Ausnahmegenehmigung soll zwei Wochen gelten.

Bezirksamt verzichtet auf Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht

Die Behörde hätte gegen den Beschluss noch Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg einlegen können, hat das aber nach einiger Bedenkzeit unterlassen. Warum darauf verzichtet wurde, wurde nicht öffentlich erklärt. Man werde dem Beschluss des Verwaltungsgerichtes folgen und sich nicht dagegenstellen, hieß es kurz und knapp im Bezirksamt.

Das Gericht hat auch einen Platz gefunden, der mit dem Bezirksamt abgestimmt ist und bei den Initiatoren des Protestprojektes sehr gut ankommt: Es ist die Schadowstraße, die direkt bei der Botschaft die Unter den Linden kreuzt. Da die Mittelpromenade des Boulevards zurzeit abgesperrt ist, bildet sich dort eine Art Sackgasse, wo ein sechs Meter langer Panzer gut Platz bekommen könnte.

Von der Botschaft aus sei der Panzer an der mit dem Bezirksamt vereinbarten Stelle sehr gut zu sehen, meint Giebel. „Wir wollen gut sichtbar unserem Protest Ausdruck verleihen, wollen deutlich machen, dass Russland einen brutalen Angriffskrieg gegen ein Land führt, hinter dem wir stehen.“ Kein einziger Mitarbeiter der Russischen Botschaft habe sich seines Wissens nach davon distanziert, dass sein Land die Ukraine überfallen habe.

Giebel, Autor vieler Bücher zur Geschichte Berlins, hat schon vielfach gezeigt, dass er öffentlichkeitswirksam Aktionen durchführen kann. Er gründete den Buchladen „Berlin Story“, welcher danach um einen Verlag und um ein Dinnertheater erweitert wurde und aus dem viele historische Veranstaltungen hervorgingen, darunter das Geschichtsfestival mit Zehntausenden Besuchern.

Initiator berichtet über seine seine Frontbesuche über einen News-Kanal

Wieland Giebel ist auch Vorsitzender und Kurator im Berlin Story Bunker, ein unterirdisches Museum zur Stadtgeschichte mit rekonstruiertem Hitler-Bunker. Der zweite Initiator der Panzer-Projektes ist Giebels Partner bei Berlin Story, Enno Lenze. Lenze ist im Bunker Betreiber und Museumsdirektor, ist häufig in der Ukraine unterwegs und betreibt einen News-Kanal, in dem er zurzeit vor allem über seine Erfahrungen bei den Frontbesuchen berichtet.

Giebel hat auch beim Welcome-Center am Hauptbahnhof mit ausgeholfen, als die ersten Geflüchteten aus der Ukraine kamen. Dass er und Enno Lenze ihr Panzer-Projekt durchziehen, steht für ihn fest: „Je länger der brutale Angriffskrieg der Russen dauert und das Leid der Ukrainer zunimmt, desto fester ist mein Vorsatz, diesen Kampf um Unabhängigkeit mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen.“