Mozart-Schule

Das ist der Brandbrief der Eltern im Wortlaut

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Die Eltern der Wolfgang-Amadeus-MozartSchule haben einen Hilferuf an das Schulamt gesendet. Der Brief im Wortlaut.

Hilferuf der Elternvertreter der Wolfgang-Amadeus-Mozart-Gemeinschaftsschule

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Färber,

auf unserer letzten Gesamtelternkonferenz im Dezember 2015 haben die Eltern der WolfgangAmadeusMozartGemeinschaftsschule Probleme dargestellt, die weit über das hinaus gehen, was ich für akzeptabel halte. Insbesondere war ich von der geringen Hilfestellung des Bezirksamtes überrascht und enttäuscht.

Diesen Brief schreibe ich Ihnen nun im Auftrag der GEV vom 08. Dezember 2015. Die Eltern haben mir in den letzten Wochen ihre Anliegen zugeschickt und diese lege ich Ihnen nun dar. Die Kinder haben Angst davor in die Schule zu gehen Eine Mutter berichtet mir davon, wie ihre Tochter, welche sich in der Schulanfangsphase befindet, nicht mehr zur Schule gehen möchte, weil sie von Schülern höherer Jahrgänge bedroht, gehauen und geschupst werde. Sie erkenne ihre Tochter nicht wieder und diese habe Angst davor die Schule zu besuchen.

Aber auch unter den jüngeren Schülern finden Übergriffe statt. So berichtet die gleiche Mutter davon, wie sie gesehen habe, dass ein Schüler seinem Mitschüler in den Bauch getreten habe. Ihre Tochter wurde ebenfalls bereits in den Bauch getreten und geboxt. Eine weitere Mutter berichtet mir von Vorfällen auf dem Schulhof. Es werden Mützen geklaut, Schüler mit Messer bedroht oder auch Schüler auf einer Schaukel derart geschaukelt, dass sie nicht von der Schaukel herunter können.

Aus Sicht der Elternschaft ist das ein Unding. Unseren Kindern sollte es Spaß machen können zur Schule zu gehen insbesondere zu Beginn der Schulkarriere. Durch unkontrollierbare Gewalt ist das jedoch nicht möglich.

Es fehlt an Respekt

Als ob es noch nicht reichen würde, dass die Schüler sich untereinander das Leben schwer machten, sie erschweren auch die Arbeit der Lehrer und Erzieher. Bereits im letzten Schuljahr musste ich erleben, wie ein Zweitklässler Schulpersonal massivst beleidigt hat. Beobachtungen solcher Art wurden mir auch von den Eltern geschildert.

Auf der GEV wurde außerdem davon berichtet, dass es zu Übergriffen kam, indem Schüler mit Spielzeugpistolen in das Zimmer der Erzieher stürmten und sie aufforderten sich auf den Boden zu legen. Natürlich erkennt niemand in solch einer Situation die Echtheit der Spielzeugpistolen ein Schock für alle Beteiligten!

Dritte Klassen sind nicht unterrichtbar

Eine andere Mutter berichtet von einem Vorfall in einer dritten Klasse: “Am 8.12.2015 habe ich eher zufällig etwas beobachtet, was mich zutiefst geschockt hat. Ich parkte meinen Pkw um ca. 8:40 Uhr (entspricht der 2. Unterrichtsstunde) am Schulgelände. Nach dem Aussteigen vernahm ich sehr lautes Kindergeschrei und suchte verwundert nach der Quelle. Ich entdeckte Kinder weit aus 2 geöffneten Fenstern gelehnt, sie riefen lautstark ‘Halt´s Maul, Halt die Fresse’ etc.

Der Lehrer befand sich im Raum und schien die Klasse keinesfalls unter Kontrolle zu haben. Er zählte von 3 an rückwärts um die Kinder zur Ruhe zu bewegen, was ihm offensichtlich misslang. Er schloss die Fenster, die dann widerum keine Minute später von den Kindern erneut geöffnet wurden. Dieser Klassenraum gehört der 3a und Herr Neumann war zu diesem Zeitpunkt anwesende Lehrkraft. Aus dem Klassenraum darüber flogen wohl Ranzen und Besen aus den geöffneten Fenstern.”

Die Mutter hat die Schulleitung darüber informiert. In Folge der Vorkommnisse hat sich diese Mutter dazu entschlossen am 18. Dezember 2015 den Unterricht der Klasse zu besuchen. Ihren Bericht möchte ich hier nicht unerwähnt lassen: “Das Läuten der Schulklingel bewegt die Kinder nicht an ihre Plätze. Ein wiederholtes internes Klingeln des Lehrers wird größtenteils ignoriert. Die Kinder bewegen sich durch die Klasse, sitzen mit den Füßen auf dem Tisch, nicht besetzte Stühle verbleiben auf den Tischen, es wird Kaugummi gekaut, lautstark herum gebrüllt, gegessen und getrunken.

Der Klassenlehrer beginnt mit erhobener Stimme den Unterricht. Wenige Kinder interessiert dies. Der Raum wird verlassen, wieder betreten jeder wie er Lust hat. Einem Mädchen werden von dem Mitschüler hinter ihm sogar wenige Haare abgeschnitten. Kaum ein Schüler verbleibt an seinem Platz. Auf Ermahnungen des Lehrers wird mit Widerworten, Ausdrücken und Lächerlichkeit reagiert.

Es gibt auch Kinder, die Lernen wollen unter diesen Umständen jedoch unmöglich. Konzentrieren kann sich so niemand! Der Lehrer verlässt oft sogar selbst den Raum, um die Kinder die draußen herumspringen, zum Hereinkommen zu bewegen. Ohne Erfolg. Arbeitsblätter werden zu Papierfliegern umfunktioniert und fliegen durch den Raum. Aufgabenstellungen dringen nicht zu den wenigen arbeitswilligen Kindern durch und niemand weiß, was zu machen ist. Es wird geknetet, mit Kuscheltieren geworfen / gespielt und kaum jemand widmet sich dem Unterricht. Manche Kinder sind von 45 min mindestens 30 min nicht im Raum.

Vor dem Eigentum anderer Mitschüler oder des Lehrers gibt es keinerlei Respekt. Es werden Ranzen, Federtaschen und Hefte vom Tisch geworfen bzw. ausgekippt. Papierschnipsel werden aus den angeklappten Fenstern geworfen. (Die Griffe der übrigen Fenster wurden bereits demontiert, da die Schüler selbstständig die Fenster öffneten)

Aus meiner Sicht eine bezeichnende Situation: der stellvertretende Schulleiter betritt unvermittelt den Raum und auf der Stelle ist es mucksmäuschenstill! Kaum fällt die Tür ins Schloss, ist alles wie vorher. Eine Deutscharbeit, die bereits im Oktober geschrieben wurde, gab es heute erst zurück! Wie kann man so wissen ,wo sein Kind steht? Es wird keine Berichtigung gefordert. Es wird nicht gemeinsam besprochen, wo die Probleme lagen. Ein Klassenspiegel unter der Klassenarbeit bleibt unausgefüllt. Viele Kinder berichten einstimmig, dass während der Arbeit Fragen zum Vorgehen nicht oder unzureichend beantwortet wurden. Die Benotung und Anforderung bleibt in meinen Augen fragwürdig.

Ich als Mutter bin zutiefst geschockt und bin mir sicher, dass DRINGEND etwas passieren muss. Was ich heute gesehen habe, ist kein Unterricht. Und niemand kann so den dringend benötigten Lernstoff aufnehmen, geschweige denn verstehen. Was wird aus diesen Kindern unserer Zukunft?! Wie kann es sein, dass es in den dritten Klassen dieser Schule so zugeht? Mein Sohn war bis zum Ende des letzten Schuljahres ein guter Schüler! Nun hat er keine Chance mehr. Ich spreche hier nicht nur für meinen Sohn sondern für die gesamte dritte Klassenstufe dieser Schule.”

Sehr geehrte Damen und Herren, lieber Herr F.,

uns geht es hier nicht darum diese Schule in Verruf zu bringen. Ich weiß, dass Frau S. alles in ihrer Macht stehende versucht um eine Lernatmosphäre zu schaffen, in der es allen Kindern ermöglicht wird nach ihren Möglichkeiten zu lernen. Wir sind ihr zudem sehr dankbar, dass sie dieses Thema auch offen und direkt anspricht und nicht versucht schönzureden. Wir wissen auch, dass die meisten Schüler der Schule vernünftig sind und es sich bei den oben genannten Beispielen nicht um die Mehrheit der Schülerschaft handelt. Allerdings sind es eben genau diese wenigen, die einen kompletten Schulalltag über den Haufen werfen können.

Die Elternschaft der WolfgangAmadeusMozartSchule bittet Sie daher mit Nachdruck unserer Schule zu helfen. Wir wünschen uns mehr Struktur, eine angenehme Lernatmosphäre für Schüler und Lehrer sowie ein Konzept, womit ein Weg aufgezeigt wird, dass die Probleme der Schule beseitigt werden. Wir wollen, dass Sie sich zudem darum bemühen, dass zukünftig die Grundschulklassen von Grundschullehrern unterrichtet werden können und nicht vonStudienräten unterrichtet werden müssen, weil es keine Grundschullehrer gibt.

Sehr gern unterstütze ich Sie bei diesen Vorhaben. Lassen Sie es mich gern wissen.

Mit freundlichen Grüßen,

Francesco Malo, Elternsprecher der Mozart-Schule