Berlin. Investor der geplanten Touristenattraktion „Coral World“ plant eine hohe Wassersäule und ein riesiges Becken. Der Baustadtrat stoppt ihn vorerst.

Es soll bald eine neue Wassersäule in Berlin geben. Eine Woche nach der Katastrophe im Hotel Radisson Blu, wo die Glaswand des Aquarien-Zylinders in der Lobby völlig unerwartet und plötzlich aufgeplatzt ist und eine Million Liter Wasser – mit 1500 Fischen – ins Hotel und auf die umliegenden Straßen drangen, wird bekannt, dass am Ufer der Rummelsburger Bucht in der geplanten Anlage „Coral World“ an einer Wassersäule gebaut wird.

Zutage kamen diese Pläne bei einem Gespräch zwischen der Projektleitung und der Architektin des Tourismus-Projektes und dem Lichtenberger Baustadtrat Kevin Hönicke (SPD) am Freitag. Hönicke hatte darauf bestanden, dass alle nur möglichen Vorsichtsmaßnahmen beim Bau der Hotel-Aquarium-Anlage eingeleitet werden, damit eine Katastrophe wie bei Sea World am Alexanderplatz ausgeschlossen werden kann.

So soll der Wasserpark an der Rummelsburger Bucht aussehen.
So soll der Wasserpark an der Rummelsburger Bucht aussehen. © bm infografik | Babette Ackermann-Reiche

Die Pfähle sind bereits eingerammt

Die Pfähle sind auf der Baustelle am Ostkreuz bereits eingerammt. Der Investor hatte Ende vergangener Woche noch erklärt, die Arbeiten würden wie geplant im Januar beginnen. Nach dem Gespräch werden die Bauarbeiten nun vorerst ausgesetzt.

„Durch unser Gespräch heute haben sich nun einige Prüfungen und Änderungen im Bau ergeben, sodass sich der wirkliche Baustart verschieben wird“, sagte Kevin Hönicke im Anschluss. Daher werde es schwierig, die vereinbarte Baufertigstellung im Jahre 2024 zu halten. „Aber der Schutz von Tieren und Menschen ist wichtiger als eine definierte Baufertigstellung.“

Es gehe um Statik, Wandverstärkung und Doppelverglasung

Zunächst müsse die Statik überprüft werden, sagte Baustadtrat. Dabei gehe es vor allem um zwei vom Investor geplante Aquarien: Da sei die Säule, die mit neun Meter Höhe kürzer ausfalle als die in der Hotellobby am Alexanderplatz. Und da sei noch ein riesiges Becken, von dem man bislang nichts wusste – 840 Quadratmeter groß. Der Wasserstand sei nicht so hoch, doch immerhin hoch genug, Taucher sollen sich darin bewegen können.

Nun soll geprüft werden, ob und wie die Betonwände verstärkt werden können, ebenso die Glaswände für die Säule. Kevin Hönicke plädiert für Doppelverglasungen, allerdings müsse laut dem Investor untersucht werden, wie man mit Lichtbrechungen, Spiegelungen und andere Faktoren, die die Durchsichtigkeit erschweren, umgehen kann.

Das Gesamtkonstrukt wird deutlich schwerer

Ein weiteres Problem zeichnet sich ab: Das Gebäude würde dadurch deutlich schwerer, sagt Hönicke. Eigentlich gelten Hotel und Aquarien-Landschaft als voneinander getrennt. Das Hotel sei autark, doch es bleibe eine Gesamtkonstruktion mit zwei Nutzungen.

Hönicke hat in dem Gespräch, das mit dem Investor abgestimmt wurde, auch angeregt, Zwischenwände aus Glas einzuziehen, damit die Wassermenge im Fall eines Bruchs geringer gehalten werden kann. „Man könnte die Tiere trennen und dadurch den Druck nehmen.“ Coral-World-Investor und Korallenforscher Benjamin Khan habe sich dafür allerdings nicht sehr aufgeschlossen gezeigt.

Laut Investor geht es vor allem um das Tierwohl

Khan gehe es vor allem um das Tierwohl, noch mehr als um das Menschenwohl, das habe zumindest das Gespräch gezeigt. Zusätzlich eingezogene Gläser seien dessen Meinung nach gegen das Tierwohl. Er wolle nicht den Tieren vorgaukeln, dass der Ozean weitergehe, sie stießen an Glas und kämen nicht weiter, interpretiert Hönicke auf Nachfrage das Problem.

Khan wolle abklären, ob er von dem gleichen Hersteller die Glaswände bezieht wie Sealife, vermute aber, dass das nicht der Fall ist. Kürzlich hatte ein amerikanischer Hersteller erklärt, zur Schadensaufklärung nach Berlin zu reisen, Khan beziehe seine Glaswände aus Japan.

Zunächst wird auf den Bericht darüber gewartet, was genau das 16 Meter hohe Aquarium in der Hotel-Lobby am Alexanderplatz zum Bersten gebracht hat. Ob reine Materialschäden, eventuell in Kombination mit Temperaturschwankungen, den Riss verursacht haben. Dass jemand auf die Wassersäule geschossen habe, sei jedenfalls ausgeschlossen, hat Hönicke in dem Gespräch erfahren.

Das Bauvorhaben war jahrelang umstritten

Das Unternehmen „Coral World“ sitzt in Israel und hat ähnliche Anlagen in Israel, Australien, auf Hawaii und Mallorca gebaut. In Berlin setzt es das Projekt auf einer der letzten noch nicht bebauten Flächen an der Rummelsburger Bucht um. Baurecht ist erteilt, doch das Bauvorhaben war jahrelang umstritten, kostete nicht nur vielen Zwischennutzern den Wohnsitz, anderen die Kneipen- und Erholungsflächen. Kritisch sehen viele auch das Bauvorhaben, da der Investor zunächst ausschließlich nur über ein Bildungsprojekt gesprochen haben soll. Über Jahre war nicht öffentlich gemacht worden, dass auch ein großes Hotel am Wasser der Rummelsburger Bucht geplant ist.