Charlottenburg-Wilmersdorf

Junge Liberale wollen Wohnungen statt Westkreuz-Park

Die Jungen Liberalen fordern Wohnungsbau auf der Westkreuz-Brache. Den Plan, auf dem Areal einen Park anzulegen, nennen sie "unverantwortlich"

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Carolin Brühl
Grün ja, aber die Jungen Liberalen in Charlottenburg-Wilmersdorf plädieren auch für eine Teilbebauung der Brache am Westkreuz: (v.l.) der FDP-Bezirksverordnete Felix Recke, Dominique Hill, Julian Reiser und JuLi-Landesvorsitzender David Jahn

Grün ja, aber die Jungen Liberalen in Charlottenburg-Wilmersdorf plädieren auch für eine Teilbebauung der Brache am Westkreuz: (v.l.) der FDP-Bezirksverordnete Felix Recke, Dominique Hill, Julian Reiser und JuLi-Landesvorsitzender David Jahn

Foto: Carolin Brühl

Drei Zelte haben sie auf einem schmalen Grünstreifen aufgebaut. Auch einen Kasten Bier und einen Grill haben sie mitgebracht. Doch so richtig dauerhaft niederlassen will sich das Grüppchen Junger Liberaler (JuLis) und FDP-Bezirksverordneter nicht auf dem Brachgelände zwischen der S-Bahn-Linie und den Kleingärten am Westkreuz. Dokumentieren wollen sie aber, dass man auf dem bislang ungenutzten 30.000 Quadratmeter großen Areal im Grenzgebiet zwischen Charlottenburg und Wilmersdorf durchaus wohnen kann. "Es gibt ja auch andere und durchaus gute Wohnlagen entlang von Bahntrassen in der Stadt. Es darf da keine Tabus geben", sagt der Bezirksverordnete Felix Recke. Man könne im Zweifel ja Funktionsräume wie Küche oder Bäder zu den Gleisen hin bauen und die Wohn- und Schlafräume zur ruhigeren Seite hin planen.

Wenig Entgegenkommen von den Anwohnern

Das Areal gar nicht zu bebauen, wie es der Bezirk und das Land wollen, ist für die Liberalen keine Option: "Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf hat im letzten Jahr gerade einmal knapp 1100 neue Wohnungen genehmigt. Hier könnten bei einem einzigen Bauprojekt rund 900 Wohnungen im Herzen der City West geschaffen werden. Statt nur den Status quo durch Milieuschutz und Mietpreisbremse zu zementieren, brächte dies eine echte Entlastung für den angespannten Wohnungsmarkt", sagt Recke.

Auch JuLi-Landeschef David Jahn mahnt mehr Deregulierung und Beschleunigung beim Wohnungsbau an: "Jedes Jahr ziehen rund 50.000 Menschen nach Berlin, darum müssten mehr Wohnungen geschaffen werden." Neben den Wohnungen könnten auf dem Areal auch eine Schule und eine Kita gebaut werden, meint Jahn. Beides werde im Bezirk dringend benötigt. "Die Prioritätensetzung im Senat ist eine schallende Ohrfeige für all diejenigen, die nicht mehr wissen wie sie ihre Mieten bezahlen sollen“, so Jahn.

Wenig Entgegenkommen haben die Jungen Liberalen bei ihren Aktionen für Wohnbau am Westkreuz bei den Bewohnern der umliegenden Kieze erfahren. "Das ist aber so, wie leider überall in Berlin. Jeder fordert mehr und bezahlbare Wohnungen, aber 'not in my backyard' (nicht hinter meinem Haus)", beklagt Recke die Haltung der Anwohner, die sich auch einer Teilbebauung des Areals widersetzten. "Das ist unverantwortlich", sagt Recke.

Investor will 900 Wohnungen bauen

Noch immer gibt es Recke zufolge in Christian Gérôme (Berliner Immobilienbörse) einen Investor, der bereit sei, das Grundstück der Bahn für 20 Millionen Euro abzukaufen, um dann 900 Wohnungen zu bauen. Gérôme sei auch bereit 30 Prozent der Wohnungen gemäß dem Berliner Modell als Sozialwohnungen zu bauen. Wenn der Bezirk und das Land das gesamte Areal allerdings über den Flächennutzungsplan als Grüngebiet auswiesen, komme das einer Enteignung der Bahn gleich und würde auf dem Rücken derer ausgetragen, die in dieser Stadt bezahlbaren Wohnraum suchten.

Grün gibt es den liberalen Protestcampern im Bezirk genug. 50 Prozent des Bezirks seien Grünfläche sagt Recke. In der Nähe des Westkreuzes gebe es bereits auch schon den Lietzenseepark als Erholungsfläche.

Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf verfolgt unterdessen weiter das Ziel, auf heutigen Bahnflächen zwischen dem Ortsteil Halensee und dem Lietzenseequartier den “Westkreuzpark” zu entwickeln. Der Planungsprozess startete mit der Vorlage eines stadt- und freiraumplanerischen Gutachtens im Frühjahr 2017. Eine Änderung des Flächennutzungsplanes sowie die Aufstellung eines Bebauungsplanes wurden eingeleitet. Im Rahmen eines Bürgerbeteilungsverfahrens werden auch Anwohner an dem Prozess beteiligt.

Für Recke ist vor allem letzteres ein Unding: "Das ist so, als ob man das Fell eines Bären verteilt, der noch gar nicht erlegt ist". Denn noch gehöre das Grundstück der Bahn und sei zum Teil als Bauerwartungsland ausgewiesen.