Gentrifizierung

Bäckerei "Filou" in Kreuzberg darf offenbar bleiben

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Martin Niewendick
Die Proteste vor dem "Café Filou" haben wohl Wirkung gezeigt

Die Proteste vor dem "Café Filou" haben wohl Wirkung gezeigt

Foto: Jörg Krauthöfer

Das Geschäft war von Schließung bedroht. Die Betreiber bedankten sich auch bei ihren Nachbarn vom "Vertikal" für die Solidarität.

Das zuvor von Schließung bedrohte Café Filou in Kreuzberg bleibt. Das erklärten die Betreiber offenbar auf einem Aushang, der an ihrem Geschäft angebracht ist. Ein Redakteur der "Berliner Zeitung" hatte am Sonntag ein entsprechendes Foto getwittert.

Dort heißt es, man danke „allen UnterstützerInnen, auch und besonders Claire und Nadine vom Vertikal, die sich maßgeblich für uns eingesetzt haben". Claire D’Orsay ist die Betreiberin des benachbarten Restaurants Vertikal. Sie und ihr Geschäft sind im Zuge der Proteste gegen die drohende Schließung des Filou immer wieder zum Ziel von Angriffen von rechts und links geworden.

Auf der Facebook-Seite "Filou bleibt" hieß es, es sei "völlig überraschend" zu einer Verhandlungslösung gekommen. Und weiter: "In einem persönlichen Gespräch zwischen den beiden Vermietern und den Betreiber*innen des Filou zogen diese die Kündigung zurück und versicherten, dass die Familie Wagner/Spülbeck langfristig zu guten Konditionen bleiben könne. Sie stellten zunächst einen 3-Jahres Vertrag in Aussicht, der sich danach automatisch jeweils um weitere 5 Jahre verlängere. Außerdem könne der Vertrag, unter normalen Verhältnissen, nur einseitig vom Mieter beendet werden. Und man glaubt es kaum: Die Miete für das Ladengeschäft bleibt unverändert."

Das Filou besteht seit 15 Jahren an der Reichenberger Straße. Im Dezember hatte der Eigentümer des Hauses den Mietvertrag der Bäckerei nicht verlängert. Bis Ende Juli sollte das Geschäft eigentlich geräumt werden. Seitdem gehen regelmäßig zahlreiche Menschen auf die Straße und halten Solidaritätsdemonstrationen ab.

Zu unschönen Szenen kam es immer wieder im Zusammenhang mit dem Restaurant "Vertikal" eine Tür weiter. Dieses wird von vielen Aktivisten als Symbol für Gentrifizierung und somit als Ursache für die drohende Schließung der Bäckerei angesehen. Die Betreiberin Claire D'Orsay, eine US-Amerikanerin, berichtet von Drohungen, Sachbeschädigungen, rassistischen Parolen und körperlichen Angriffen.

Das sagt die "Vertikal"-Betreiberin nach dem Angriff
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"Filou"-Chef Daniel Spülbeck hat indes stets betont, nichts gegen D'Orsay zu haben. Initiativen wie der "Bizim Kiez" hatten sich zudem von rassistischen Schmierereien auf der Fassade des "Vertikal" distanziert. "Auslander Bonzen raus", hatten Unbekannte vor kurzem auf die Hauswand gesprüht. Zuletzt schlug ein Rollkommando von rund 15 Menschen mit Eispickeln auf die Schaufenster ein. Ob die Angriffe mit der abgewendeten Schließung des Filou nun eingestellt werden, ist unklar. Für ein Statement war "Filou"-Betreiber Spülbeck am Sonntag nicht zu erreichen.

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