Friedrichshain

Anwohner kritisieren Pläne für den Bahnhof Ostkreuz

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Anja Lindemann

Foto: Stadtentwicklung Berlin

Seit 2006 wird am Ostkreuz gebaut. Jetzt liegt auch der Entwurf für den Bahnhofsvorplatz vor: Es soll luftiger und geräumiger werden.

Seit 2006 hat sich der Bahnhof Ostkreuz deutlich verändert. Das neue Bahnhofsgebäude steht schon, jetzt ist auch klar, wie der neue Vorplatz nach seiner Fertigstellung im Jahr 2017 aussehen soll. Die Landschaftsarchitekten der Berliner Agentur „Planorama“ und die Verkehrsplaner der Hoffmann Leichter Ingenieurgesellschaft haben mit ihrem Entwurf den Gestaltungswettbewerb gewonnen, den die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt ausgeschrieben hatte. 27 Arbeitsgemeinschaften reichten daraufhin einen Entwurf ein.

Geplant ist, dass die Straßenbahnen und Busse künftig direkt vor den neuen Bahnhof fahren sollen. Auf dem Boden wird ein Granitkleinsteinpflaster verlegt. „Am Traveplatz wird der Verlauf des Bahndamms der früheren Nordkurve durch eine lichte Reihe von Bäumen nachgezeichnet“, teilte die Stadtentwicklungsbehörde zudem mit. Weiterhin gibt es auf allen Plätzen große Sitzelemente in Verbindung mit Baumgruppen. „Zur Bahn erfolgt eine Abschirmung durch gelockerte Betonwände, die Durchblicke erlauben und Sitzelemente sowie Informationstafeln integrieren. Insgesamt ist der Entwurf robust genug, um die vielen funktionalen Anforderungen gut zu berücksichtigen und dennoch Aufenthaltsqualität zu schaffen“, heißt es weiter.

Anwohnerinitiative unzufrieden

In den Vorschlag sind auch die wesentlichen Forderungen der Anwohner rund um das Ostkreuz mit eingeflossen. Seit November 2012 organisierten die Deutsche Bahn (DB) und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Workshops und eine Onlinebeteiligung. „Wir wollten unbedingt mehr Fahrradstellplätze haben“, sagt Tobias Trommer, Koordinator des Initiativennetzwerks am Ostkreuz, das sich an der Entwicklung beteiligte.

In dem Netzwerk haben sich Aktive aus mehr als 15 Initiativen zusammengeschlossen. Die rund 955 im Gewinner-Entwurf vorgesehenen Stellplätze seien mehr als am Anfang angedacht, wenn auch nicht ausreichend. „Zirka 3000 Stellplätze sind eigentlich notwendig. Aber wir sehen ein, dass dafür kein Platz ist“, sagt Trommer. Er hofft, dass irgendwann ein Fahrradparkhaus gebaut wird.

Aktuell werden außerdem Kurzzeitparkplätze verlegt und die öffentlichen Verkehrsmittel näher an den Bahnhof verlagert. Die Anwohner forderten zuvor, Teile der Nordkurve zu erhalten oder sie wenigstens zu begrünen. Diese Forderungen wurden Vorgaben für den Wettbewerb.

Zu wenig Grünflächen

„Wir kritisieren, dass der Siegerentwurf abgesehen von eine nichtöffentlich begehbaren Ausgleichsfläche, keine Grünflächen vorsieht“, sagt Trommer. Bei der Abstimmung hatte das Initiativennetzwerk nur eine beratende Stimme, konnte also nicht final mitentscheiden. Einige der eingereichten Wettbewerbsbeiträge hätten einen „auf der Fläche der ehemaligen Nordkurve einen Grünzug vorgesehen, aber diese hatten ohne das Stimmrecht der Bürger keine Chance“, so der Koordinator.

200.000 Fahrgäste steigen am Bahnhof Ostkreuz täglich um. 2018 werden dort auch Regionalbahnen halten. Die Fußgängermengen werden deshalb zunehmen, vor allem, wenn die große Jugendherberge und weitere Wohnhäuser in unmittelbarer Nähe fertiggestellt sind. Deshalb spielen der öffentliche Nahverkehr und Fahrradparkplätze eine große Rolle. Die Kosten für den Umbau betragen insgesamt 400 Millionen Euro.