Berlin. Kurfürstendamm und Tauentzien sind weltweit gefragte Adressen für Modelabels, Juweliere, Gastronomen und Hoteliers. Aber auch der Bürostandort City West wird immer wichtiger. Eigentümer planen deshalb Aufwertung, Abriss und Neubau auf ihren Grundstücken. Das Baugeschehen ist vielfältig und macht auch vor traditionsreichen Standorten nicht Halt.
Parkhaus wird abgerissen, um Platz für Neubauten zu schaffen
Der Eigentümer des KaDeWe, die Signa Holding GmbH um René Benko, lässt das Parkhaus an der Passauer Straße abreißen. So soll Platz für Neubauten geschaffen werden. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1966. Bislang war ein Übergang zum Kaufhaus möglich. Das Parkhaus schließt nun ab kommendem Sonntag. Auf dem Gelände sind zwei neue Gebäude vorgesehen, eines davon wird ein Hochhaus mit elf Geschossen. Büros und Geschäfte sollen einziehen.
Im Jahr 2022, so ist es vorgesehen, könnten die Neubauten errichtet sein. Als Ersatz für die Parkplätze ist eine fünfgeschossige Tiefgarage geplant. Von dort sollen Kunden über einen Tunnel ins KaDeWe gelangen können. Auch Stellplätze für Fahrräder wird es in der neuen Tiefgarage geben. Über den Wegfall der rund 600 Stellplätze informiert das KaDeWe seine Kunden auf der Internetseite und bittet um Verständnis. „Nicht nur die architektonische Neugestaltung, sondern auch Sicherheitsmerkmale“ seien Gründe für den Abriss. Die Arbeiten sollen im Februar beginnen. „Wir freuen uns schon jetzt auf ein Parkhaus der Extraklasse.“
2018 hatte sich das Baukollegium unter Federführung von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher mit dem Neubauvorhaben am KaDeWe beschäftigt. Im Ergebnis der Diskussion soll die Fassade einen stärkeren Anteil an Naturstein bekommen und weniger Glas als von den Architekten vorgesehen.
Karstadt-Haus soll verschwinden
Signa plant einen weiteren Abriss in den kommenden Jahren. Das Karstadt-Haus am Kurfürstendamm 231, ein Bau aus den 70er-Jahren, soll verschwinden. Das Unternehmen um den Österreicher Benko, dem auch angrenzende Gebäude gehören, hatte geplant, drei Hochhäuser auf dem Areal zwischen Kurfürstendamm, Augsburger Straße und Rankestraße zu errichten. Sie sollten für Büros, Hotel, Handel, Fitness- und Kulturangebote genutzt werden.
Auch Wohnungen waren vorgesehen. Doch diese Pläne sind zunächst gescheitert. Ende 2018 lehnte das Baukollegium unter Senatsbaudirektorin Lüscher ab. Signa bekam zwar einen positiven Bauvorbescheid für eine Shoppingmall auf dem Karstadt-Areal, doch von diesem Vorhaben hat das Unternehmen bereits Abstand genommen. Vorgesehen ist, dass Karstadt in kleinerem Umfang am Ort bleibt. Die Fläche des Warenhauses, die derzeit bei 28.000 Quadratmetern liegt, soll auf 20.000 Quadratmeter schrumpfen. Während des Umbaus sollen die rund 200 Mitarbeiter in anderen Berliner Filialen arbeiten.
Auch in Halensee entstehen Wohnungen und Büros
Pläne für ein Hochhaus gibt es auch an der Nürnberger Straße 67, wo ein Parkhaus steht. Der Eigentümer ist die Familie Pepper, der auch das Europa-Center gehört. Sie will das Parkhaus abreißen und einen Turm errichten lassen, der das Center deutlich überragt.
Bereits begonnen hat das Vorhaben „Gloria Berlin“. Am Kurfürstendamm 12–15 lässt die Centrum Gruppe aus Düsseldorf zwei neue Gebäude errichten. Dort stand früher das Kino Gloria-Palast. Der benachbarte Gründerzeitbau von 1889, das Mampe-Haus, wird vom Büro der Architekten Petra und Paul Kahlfeldt denkmalgerecht saniert. Entstehen soll ein Ensemble aus drei Geschäfts- und Bürohäusern. Die Fertigstellung ist für das Frühjahr 2020 geplant. Fast 20.000 Quadratmeter Nutzfläche sind im „Gloria Berlin“ vorgesehen. Auf vier Etagen, vom ersten Unter- bis zum zweiten Obergeschoss, sollen Geschäfte und Boutiquen einziehen. In den höheren Stockwerken werden Büros eingerichtet.
Aus Sicht der AG City, eines Zusammenschlusses von Gewerbetreibenden, verträgt die City West eine Nachverdichtung mit Büro- und Wohnbauten. Das würde den Handel stärken, meint die Initiative von Händlern und Anwohnern.
Neubauten wachsen auch nahe dem westlichen Ende des Kurfürstendamms, in Halensee. Das Ensemble „High West“ an der Heilbronner Straße ist ein Projekt der Bauwert AG. In vier neuen Häusern sind rund 160 Eigentumswohnungen entstanden. Auch im einstigen Büroturm mit 17 Etagen wurden Wohnungen eingebaut. Im zweiten Quartal 2019 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen werden. Die Bauwert AG ist auch am Hochmeisterplatz aktiv. Sie lässt dort 112 Eigentumswohnungen errichten.
In Halensee entstehen außerdem neue Büroflächen im Umfeld des Kurfürstendamms. An der Heilbronner Straße 26 ist ein Neubauvorhaben der Casada GmbH in Vorbereitung. Ein achtgeschossiges Gebäude ist geplant. Baubeginn ist für 2020 vorgesehen. Anfang 2021 soll es fertig sein. Rund 16.000 Quadratmeter Mietfläche entstehen. Die Raumgrößen sollen flexibel sein. Im Untergeschoss sind Technikräume vorgesehen, außerdem Stellplätze für Autos und Fahrräder. Das Investitionsvolumen wird mit rund 90 Millionen Euro angegeben.
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