Berlin. Dreister Diebstahl: Schon wieder wurde in einer Feuerwache in Berlin eingebrochen. Diesmal traf es die Feuerwache Schöneberg an der Feurigstraße, wie die Feuerwehr Berlin mitteilt. Mehrere Fahrzeuge und Räumlichkeiten wurden demnach durchwühlt und Materialien entwendet, heißt es auf Twitter. Die Tat ereignete sich laut Polizei Berlin zwischen 0.30 und 2.30 Uhr.
Laut der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sollen unter anderem spezielle Werkzeuge zum Aufbrechen von Türen gestohlen worden sein. Die Feuerwehr benutzt sie, um nach Autounfällen zur Rettung Verletzter verbogene Türen mit Gewalt aufzubrechen oder aufzuschneiden. Es seien ein Werkzeugkoffer und ein Schlüssel zu einem Rettungswagen entwendet worden, erklärte ein Polizeisprecher gegenüber der Morgenpost. Nähere Angaben könne man aus ermittlungstaktischen Gründen nicht machen. Der oder die Tatverdächtigen sollen mehrere Einsatzfahrzeuge durchsucht haben.
"Wir blicken mit Entsetzen auf diesen Vorfall", heißt es in einem weiteren Tweet der Feuerwehr Berlin. Doch überraschend kommt er nicht: Einbrüche in Feuerwachen und Fahrzeuge der Feuerwehr Berlin sind keine Seltenheit. Besonders schockierend war ein Überfall im Oktober 2022 auf die Feuerwache Marienfelde. Maskierte Personen versuchten, sich Zutritt zur Feuerwache zu verschaffen. Dabei wurde einer der Feuerwehrleute von den Unbekannten mit einem Schraubenzieher bedroht.
Einbruchserie bei der Feuerwehr Berlin: Das wurde gestohlen
Motor-Trennschleifer, Kettensägen und Geräte zur technischen Hilfeleistung: All das wurde in den vergangenen fünf Jahren aus den Wachen und Fahrzeugen der Berliner Feuerwehren gestohlen. 81 Straftaten waren es allein zwischen April 2018 und Dezember 2022 laut Senatsverwaltung für Inneres.
Bei 35 der insgesamt 81 Fälle blieb es allerdings bei einem Versuch. Entwendet wurde nichts. Besonders die Feuerwache in Charlottenburg-Wilmersdorf war ein Ziel der Täter – 36 mal wurde versucht, etwas zu stehlen, 13 mal hat es geklappt, wodurch ein Schaden in Höhe von mehr als 47.000 Euro entstanden ist. Mehr zum Thema: Was alles aus Berliner Feuerwehr-Wachen geklaut wird
Feuerwehr Berlin: Spezialgeräte bei Clans beliebt
Die Straftäter konnten bislang nur in wenigen Fällen ermittelt werden. Zwei Mal gab es einen Bezug zur Clan-Kriminalität. Die teuren Spezialwerkzeuge sind nützlich, um bei weiteren Straftaten ans Ziel zu kommen. Denn mit ihnen lassen sich zum Beispiel klemmende Autotüren aufbrechen oder dicke Metallstreben durchtrennen. So sollen die Juwelendiebe in Dresden die Fenstergitter des Museums Historisches Grünes Gewölbe mit einer massiven hydraulischen Schere geöffnet haben. Die gefassten Verdächtigen stammen aus dem Remmo-Clan.
Mit einem Spreizgerät brachen Räuber im Oktober 2018 einen überfallenen Geldtransporter nahe dem Berliner Alexanderplatz auf. Auch Bankschließfächer und Geldautomaten wurden damit gewaltsam geknackt. Ein junger Mann aus dem Berliner Clan wurde 2019 wegen eines Einbruchs bei einer Herstellerfirma für Hydraulikspreizer und Rettungsscheren in Bayern verurteilt.
Gewerkschaft fordert mehr Sicherheit für Berliner Feuerwachen
Laut dem Polizeisprecher gehörten bei dem Einbruch in der Feuerwache in Schöneberg weder hydraulisches Spreizwerkzeug noch Schneidewerkzeug zu den erbeuteten Materialien. Allerdings könnte es laut Gewerkschaft der Polizei (GdP) aufgrund der mangelhaften Alarm- und Sicherheitstechnik bei der Feuerwehr Berlin jederzeit zu solchen Diebstählen kommen.
„Es ist klar, dass wir mit schwerem Gerät arbeiten, das man nicht mal eben so auf dem Wochenmarkt einkauft und dies auf den Wachen gelagert werden muss. Aber die Berliner Feuerwehr darf nicht das Materiallager für die Organisierte Kriminalität sein", sagte Oliver Mertens, Berliner Landesvorstand der Gewerkschaft der Polizei (GdP), die auch für die Feuerwehr zuständig ist. "Unsere Alarmtechnik ist nostalgisch und entspricht nicht mehr den heutigen Ansprüchen und Möglichkeiten, so dass es vielerorts ausreicht, einen Schraubenzieher dabei zu haben."
Die Berliner Feuerwehr benötige eine flächendeckende Ausstattung aller Wachen der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen mit moderner Alarm-, Video- und Sicherheitstechnik. Die Berliner Politik müsse die Sicherheit staatlicher Liegenschaften wieder in staatliche Hände geben.