Internationaler Frauentag

Maria Furtwängler schreibt offenen Brief an Angela Merkel

| Lesedauer: 4 Minuten
Annika Schönstädt

Foto: Sergej Glanze / Glanze

Zusammen mit weiteren prominenten Frauen bittet sie die Bundeskanzlerin, sich für eine ausreichende Finanzierung der Armutsbekämpfung und vor allem für die Stärkung von Frauen einzusetzen.

Warum sie an diesem Sonntagvormittag ins Glashaus der Arena in Treptow gekommen ist? „Hier gibt es Frühstück und Tee“, scherzt Maria Furtwängler. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Es ist der 8. März, Internationaler Frauentag, die Schauspielerin posiert gemeinsam mit Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan und deren Kollegin Elisabeth Kaneza sowie der norwegischen Boxerin Cecilia Brækhus vor drei großen weißen Buchstaben. „Mut“ steht dort geschrieben. Das A und das R für „Armut“ haben die Frauen zu Boden geworfen.

Aus Armut Mut zu machen, das ist auch das Ziel der G-7-Kampagne #Mut2015 der Hilfsorganisation ONE Deutschland. Zusammen mit weiteren prominenten Frauen wie Sabine Christiansen, Beyoncé Knowles, Lady Gaga und Meryl Streep haben die vier Unterstützerinnen einen offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel geschrieben. Darin wird sie gebeten, sich beim diesjährigen Gipfel der bedeutendsten Industrienationen der Welt für eine ausreichende Finanzierung der Armutsbekämpfung und vor allem für die Stärkung von Frauen einzusetzen.

Die Botschaft: „Armut ist sexistisch.“ „Frauen leisten weltweit 67 Prozent der Arbeitsstunden, verdienen aber nur zehn Prozent des Gesamteinkommens und besitzen ein Prozent des Wohneigentums“, erklärt Maria Furtwängler. Als Ärztin und Mutter von zwei Kindern beschäftige sie das Thema schon seit vielen Jahren.

„Als ich mit German Doctors in Nairobi war, habe ich gesehen, dass es den Mädchen immer noch ein bisschen schlechter ging als ihren Brüdern, weil die wenigen Mittel, die die Mütter zur Verfügung hatten, zuerst an die Jungen gingen“, erinnert sie sich. „In Kalkutta habe ich Frauen mit starken Verbrennungen getroffen, die Opfer von Mitgiftjägern geworden waren.“

Man muss nicht bis nach Indien oder Afrika reisen

Dass Maria Furtwängler das Thema am Herzen liegt, merkt man ihr an. Ohne Punkt und Komma spricht sie über Opfer von Menschenhandel auf den Philippinen, Missbrauch Minderjähriger und die Frauenquote. „Vergleichen Sie doch mal Ihren Verdienst mit dem Ihrer männlichen Kollegen“, sagt sie.

Um mangelnde Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen zu erleben, müsse man jedoch gar nicht bis nach Indien oder Afrika reisen. „Auch hier in Deutschland sehe ich es in meinem Beruf immer wieder, dass es einigen Männern schwerfällt, starken Frauen wirklich auf Augenhöhe zu begegnen“, so die „Tatort“-Kommissarin.

Dass das so ist, liege aber nicht nur an den Männern. Sie selbst ertappe sich bei dem Gedanken: „Oh Gott, wie komme ich jetzt hier raus“, wenn sich im Flugzeug aus dem Cockpit eine Frauenstimme melde. „Es gab zu meiner Zeit beispielsweise in Kinderbüchern kaum weibliche Vorbilder.“

Vorbild für die Tochter sein

Auch deshalb möchte sie selbst als Botschafterin verschiedener Hilfsorganisationen eine solche Rolle einnehmen. „Ich glaube, dass es für meine Tochter ein ermutigendes Beispiel ist, dass ihre Mutter sich für solche Themen einsetzt“, erklärt sie. Zusammen mit der 22-jährigen Elisabeth hat sie 2011 das Malisa Home für misshandelte und zur Prostitution gezwungene Mädchen auf den Philippinen gegründet. „Aber auch in Europa wird jede dritte Frau in ihrem Leben einmal Opfer von Gewalt“, so Furtwängler. „Das ist ein Umgang mit Frauen, der nicht gerade von großem Respekt zeugt.“

Schuld daran sei auch die Art und Weise, wie über Frauen in den Medien berichtet werde. „Wie oft wurde öffentlich über die Augenringe und die High Heels von Condoleezza Rice diskutiert? Und wie lange hat es gedauert, bis über Ursula von der Leyen nicht nur als Mutter von sieben Kindern geschrieben wurde?“

„Es gibt auch ganz viele wunderbare Männer“

Maria Furtwängler hält kurz inne. Ein rein trauriges Bild von der Lage der Frauen weltweit habe sie dann doch nicht zeichnen wollen. „Glücklicherweise gibt es ja auch ganz viele wunderbare Männer“, sagt sie dann. Obwohl es von ihrem Mann Hubert Burda am Internationalen Frauentag keine Blumen oder Pralinen gegeben habe. „Dafür gehe ich jetzt für den Rest des Tages ins Spa“, sagt sie zum Abschied und lacht. Nach der anschließenden Vorstellung der Kampagne und einer Fragerunde mit 50 Jugendbotschaftern von ONE Deutschland dürfte dafür an diesem Frauentag wohl keine Zeit bleiben.

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