Berlin. Vom kleinsten Haus bis über die Dächer Berlins – das bot der Tag des Offenen Denkmals in Berlin.
Wer über die Oranienstraße geht und vor der Hausnummer 46 einen Moment innehält, sieht ein Haus, wie es in Berlin sehr selten ist. Die Fassade zur Straße hin ist nur etwas mehr als fünf Meter breit, die Grundfläche beträgt gerade einmal 48 Quadratmeter. Am Eingang empfing an diesem Sonntag der Besitzer, Ralf Hemmen. Anlässlich des Tages des offenen Denkmals öffnete er die Tür zu seinem – wenn man so will – Liebhaberstück: dem kleinsten Haus Kreuzbergs.
Eine Handvoll Besucher bat er hinein, in das Atelier im Erdgeschoß. Das Grundstück wurde 1964 von dem Konditormeister Eduard Felix Kühn für 2000 Reichstaler erworben, das entspricht etwa 46.000 Euro. Er ließ das Gebäude im Jahr 1864 erbauen und führte im Erdgeschoss ein Verkaufslokal. Als er starb, erzählte Hemmen, verkaufte die Witwe Kühns das Haus an eine Art Investor. Er ließ bei umfassenden Umbauten in den Jahren 1894/1895 eine Wendeltreppe einbauen, die zu den oberen Stockwerken führte.
340 Denkmäler öffneten ihre Türen

Eine Wendeltreppe befindet sich noch heute in dem Haus. Mehrere Stufen führen auf engstem Raum in die oberen beiden Etagen, eine nutzt Hemmen selbst, die andere hat er an einen Rechtsanwalt vermietet. Eine Zeit lang, sagte er, habe er sogar in dem Gebäude gewohnt. Nun nutze er es als Aktenschrank. Hemmen erwarb das Gebäude bei einer Zwangsversteigerung vor fast zwei Jahrzehnten für rund 200.000 Euro. Er sei der einzige Bieter gewesen, sagte er. Mittlerweile habe sich der Wert mehr als verdoppelt. Verkaufen will Hemmen das Haus aber nicht – eben weil es ein Liebhaberstück sei.
Solche Einblicke in Denkmäler erhielten Berliner über das Wochenende hinweg. Rund 340 Denkmäler öffneten ihre Türen, die normalerweise für Besucher verschlossen bleiben. Das Internationale Congress Centrum (ICC) Berlin war war etwa 48 Stunden lang geöffnet. Auf einem Schriftzug war zu lesen: „Ick bin jetzt een Denkmal“.
Berliner genießen Wetter über den Dächern Berlins

Besondere Tage sind das für Andrea Ruhl. Sie besuchte mit ihrem Bruder Sven Ruhl die Norddeutschen Eiswerke an der Köpenicker Straße. Dort entstand das erste Hochkühlhaus Deutschlands. Jedes Jahr nehme sie sich für dieses Wochenende Zeit, um mehrere Denkmäler in Berlin zu besuchen, sagte Ruhl. Seit jeher habe sie ein großes Interesse für die Stadtgeschichte. Vor diesem Hintergrund habe sie auch ihren Traumberuf gefunden: Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Die Stiftung koordiniert die Tage des offenen Denkmals.
Viel zu sehen gab es auch am Strausberger Platz. Das Haus Berlin mit der Nummer 1 galt in der ehemaligen DDR als beliebter Treffpunkt. An diesem Sonntag gönnten sich viele Besucher über den Dächer Berlins, im 13. Stock, eine Auszeit. Bei Kaffee und Kuchen genossen sie das schöne Wetter in dieser Stadt.