Berlin. Der Bürgerverein Frohnau hat eine neue Broschüre über die Gartenstadt gestaltet, die nur am Zeltinger Platz erhältlich ist.
Wäre der Wettbewerb anders ausgegangen würde der Kiez rund um Zeltinger Platz und Ludolfingerplatz heute vielleicht „Natalie“, „Mückenfrei“, „Dünenberge“, „Paradies“ oder „Nur nicht stolpern“ heißen - und nicht Frohnau.
Die Geschichte der Gründung Frohnaus beginnt im Jahre 1907, als Guido Graf Henckel Fürst von Donnersmarck von Baron Werner von Veltheim/Schönfließ 3000 Morgen Wald der Stolper Heide kaufte und den Grundbesitz der ihm unterstehenden „Berliner Terrain-Centrale GmbH” überließ, in der Absicht, eine Gartenstadt zu errichten.
Bei Ausschreibung eines Wettbewerbs zur städtebaulichen Planung im Jahre 1908 wurden Entwürfe mit den oben genannten, teils sehr schillernden Namen eingereicht. Gewonnnen haben aber schließlich die Charlottenburger Architekten Joseph Brix und Felix Genzmer, die den Namen Frohnau, angelehnt an “Frohe Aue”, gewählt haben.
Der größte städtebauliche Wettbewerb der Kaiserzeit
„Im Hinblick auf die Teilnehmerzahl muss es sich um einen der größten städtebaulichen Wettbewerbe während der Kaiserzeit gehandelt haben – zumindest ist bislang kein ähnlich umfangreicher Wettbewerb nachweisbar“, sagt Carsten Behnke, Vorsitzender des Bürgervereins Frohnau. Er ist in den vergangenen Monaten tief in die Archive gestiegen und hat Dokumente ausgewertet, denen bisher noch kaum Beachtung entgegengebracht worden ist.
Herausgekommen ist die Broschüre „Planungen für die Gartenstadt Frohnau 1907 bis 1930 – Städtebau- und Gestaltungswettbewerbe in der Frühzeit Frohnau“. Sie kostet 10 Euro und kann ausschließlich in der Buchhandlung Haberland am Zeltinger Platz erworben werden.

Die Publikation beleuchtet den Entstehungsprozess Frohnaus anhand der Geschichte mehrerer Städtebau- und Gestaltungswettbewerbe, wie des Wettbewerbs von 1907/8 zum Bebauungsplan für Frohnau, der Planungen für den Cecilienplatz von 1911 und des Wettbewerbs für die Johanneskirche von 1930. Viele Abbildungen sowie neue Erkenntnisse aus Archiven und historischen Bauzeitschriften werden erstmals veröffentlicht: z.B. zu den großangelegten Planungen für ein Heil- und Forschungsinstitut im Norden Frohnaus, alternative Entwürfe für den Grundriss Frohnaus oder die Planung für ein großes Gymnasium (sogar mit Observatorium) an der Stelle, wo heute die Post steht.
Frohnau ist angesagt bei jungen Familien
Als nächstes will der Bürgerverein eine Festschrift zu seinem 20-jährigen Jubiläum veröffentlichen, das weitere Informationen zu Frohnau, seiner Geschichte und Entstehung sowie den Aktivitäten des Bürgervereins enthält.
„Das Interesse an Frohnau wächst enorm“, stellt Behnkes Vereins-Kollegin Regina Wierig fest. „Das merken wir ganz deutlich auf den Rundgängen, die wir veranstalten.“ Zudem würden viele junge Familien in den Grünen Norden ziehen. Dabei beobachtet sie vor allem zwei Gruppen: „Die, die aus den anderen Bezirken neu nach Frohnau ziehen und die, die hier aufgewachsen sind und wieder zurückziehen“, so Wierig.
Es gilt eben: Einmal Frohnau, immer Frohnau. Auch wenn es nicht mückenfrei ist.
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