Berlin. Weil sich das digitale Beweismaterial auf den Geräten der Anwälte nicht öffnen ließ, wurde ein Drogenschmuggel-Prozess geteilt.

Die Technik hat so ihre Tücken. Das gilt wohl auch im Alltag von Rechtsanwälten. Da sie die von der Polizei überreichten, digitalen Beweismittel auf ihren Geräten aufgrund spezieller Programme nicht lesen beziehungsweise öffnen konnten, haben die insgesamt sieben Anwälte der wegen Drogenschmuggel vor dem Landgericht Berlin Angeklagten Yusef N. (40), Genci K. (51), Xhuljano O. (28) und Eraldo L. (22) am Dienstag eine Vertagung des Gerichtsverfahrens gegen ihre Mandanten erreicht.

Der Prozess gegen sie wird erst in einer Woche fortgeführt, wenn sich ihre Verteidiger einen umfassenden Überblick über die Beweislage verschaffen konnten. Im Zuge dessen wurde der Prozess gegen den LKW-Fahrer Vasile C. jedoch vom Hauptverfahren gelöst und eigenständig weitergeführt. C. hatte bereits beim Auftakt vor drei Wochen ein vollständiges Geständnis abgelegt. Die Anklage gegen ihn lautet auf Beihilfe zum Handeltreiben mit sowie die Einfuhr von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge.

Berlin: Insgesamt 135 Kilogramm Marihuana geschmuggelt

Laut Staatsanwaltschaft soll der 39-jährige C. insgesamt 135,35 Kilogramm Marihuana zwischen dem 17. und dem 21. Oktober 2022 von Spanien nach Deutschland geschmuggelt haben. Noch beim Abladen wurden er sowie seine bis heute schweigenden vier Mitangeklagten Yusef N. Genci K., Xhuljano O. und Eraldo L. von der Polizei überrascht und festgenommen. Einer der beiden als Zeugen befragten Polizisten hat den aus der Republik Moldau stammenden C. am Dienstag denn auch in seinem nunmehr eigenen Prozess als den LKW-Fahrer vom Tag der Verhaftung wiedererkannt.

Im Mittelpunkt steht nach Auffassung der Staatsanwaltschaft allerdings der Albaner Genci K. Er habe im vergangenen Jahr als Drahtzieher dreimal Marihuana im großen Stil geordert – zunächst zehn, dann 110 und schließlich die rund 136 Kilogramm. Insgesamt geht es um rund 256 Kilogramm, die aus Spanien per Lastwagen nach Deutschland transportiert worden sein sollen. Ziel seien dabei Lagerhallen im nördlichen Berliner Umland gewesen – in Wandlitz und Velten.

Drogenschmuggel: Verfahren werden getrennt

Die Anklage geht von einem Weiterverkaufswert von mindestens 3000 Euro pro Kilogramm aus. Genci K. habe so bei den ersten beiden erfolgreichen Taten zunächst 30.000 und dann 330.000 Euro verdient. Mit wem der „große Fisch“ K. dabei zusammengearbeitet haben soll, ist laut Anklage aber unbekannt. Den übrigen drei Angeklagten wird wie dem Lkw-Fahrer Vasile C. lediglich eine Beteiligung an der dritten Tat vorgeworfen.

So soll der Hauptangeklagte K. die Lagerhalle in Velten in diesem Fall gemeinsam mit dem Israeli Yusef N. angemietet haben. Eraldo L. und Xhuljano O., beides wiederum Albaner, seien die Abnehmer gewesen, die das Marihuana hätten „gewinnbringend weiterverkaufen“ wollen. Das Gericht hatte den Beschuldigten zuvor gewisse Strafhöhen zugesichert, sofern sie die Vorwürfe vollständig einräumen würden.

Staatsanwaltschaft hat Angeklagten Strafhöhen zugesichert

Genci K. könne sich auf eine fünf- bis sechsjährige Haftstrafe einstellen, die übrigen müssten mit viereinhalb bis fünfeinhalb Jahren rechnen, hieß es. Als einziger ist bisher C. auf dieses Angebot eingegangen. Seine Verhandlung wird am Freitag fortgeführt. Die Verteidiger der vier anderen Angeklagten haben die Höhen der von der Staatsanwaltschaft geforderten Strafen zuletzt hingegen entscheiden abgelehnt.

Rechtsanwalt Ehssan Khazaeli, der den Hauptangeklagten Genci K. vertritt, kündigte gegenüber der Berliner Morgenpost zudem an, dass die Anklage gegen seinen Mandanten in den kommenden Wochen „wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen“ würde.