500-kg-Blindgänger

Bombe in Zehlendorf: Entschärfung erfolgreich

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Norman Börner
Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr in Zehlendorf: Am Montag wird eine Weltkriegsbombe entschärft.

Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr in Zehlendorf: Am Montag wird eine Weltkriegsbombe entschärft.

Foto: Reto Klar

In Zehlendorf war es am Montag zu einer Bombenentschärfung gekommen, die S-Bahn war unterbrochen. Alle Infos.

  • In Berlin-Zehlendorf wurde am Montag eine Weltkriegsbombe entschärft
  • Der Sperrkreis der Polizei ist wieder aufgehoben
  • Der Tag im Überblick

Berlin. Eine 500 schwere Weltkriegsbombe in Zehlendorf ist am Montagnachmittag erfolgreich entschärft worden. Das teilte die Polizei auf Twitter mit. Der Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg war bei Bauarabeiten an der Berlepschstraße/Ecke Dallwitzstraße gefunden worden. Für die Bombenentschärfung war seit 8 Uhr ein Sperrkreis von 500 Metern eingerichtet worden, der mittlerweile auch wieder aufgehoben wurde.

Betroffen waren nach Angaben der Polizei etwa 4300 Menschen, die in dem Sperrkreis mit einem Radius von 500 Metern um den Fundort wohnen oder arbeiten. Aktuelle Informationen verbreitet die Polizei am Montag über ihren Twitter-Einsatzkanal.

Die Polizei teilte gegen 11.15 Uhr mit, dass die Vorbereitungen für die Entschärfung der Bombe abgeschlossen sind. Auch die Evakuierung gilt als beendet. Die Strom-, Gas- und Wasserversorger bräuchten hingegen noch etwas Zeit. Zunächst rechnete die Polizei damit, dass die Entschärfung um etwa 12 Uhr beginnen könne. Der Vorgang soll, wenn alles nach Plan läuft, ungefähr eine Stunde dauern. Gegen 14.30 Uhr teilte die Polizei schließlich mit, dass die Experten den Zünder entfernt und kontrolliert gesprengt hätten. Der Sperrkreis wurde kurz darauf auch wieder aufgehoben.

Anwohner kommen auch in Turnhalle unter an der Onkel-Tom-Straße unter

In der Turnhalle Onkel Tom kümmern sich ehrenamtliche Helfer des DRK um rund 30 Anwohner, die keine Möglichkeit hatten, woanders unterzukommen. Durchschnittlich seien es erfahrungsgemäß zwei Prozent der Leute. Das würde bedeuten, dass es im Laufe des Tages rund 90 Menschen werden könnten. „Meist sind es ältere Leute“, sagt Gina Lüers vom DRK. Insgesamt gab es laut DRK 17 Transporte. Ungefähr 60 Menschen hätten das Angebot der Notunterkunft angenommen.



Wie viele Menschen eine Unterkunft brauchen, sei durch das Wochenende schwer herzufinden gewesen. Am Samstag habe das Team Wasser, Obst, Kaffee, Tee und Riegel eingekauft.


Anwohnerin Dorothea Winter ist mit ihrem Mann seit 8 Uhr in der Turnhalle. Sie hat am Nachmittag noch einen Termin und Freunde und Familie hätten weit außerhalb gewohnt. „Es ist erstaunlich dass immer noch Bomben gefunden werden“, sagt sie. Andere Anwohner sind auf die Hilfe des DRK angewiesen.

Die Einsatzleitung des DRK Steglitz-Zehlendorf fährt zur örtlichen Sammelstelle am Teltower Damm und versorgt die Kollegen sowie Feuerwehr und Polizei mit frischem Kaffee. Von hier organisiert auch die Feuerwehr Berlin den Einsatz mit. Falls beispielsweise am Fundort Technik benötigt wird, kann reagiert werden. So soll der Zünder der Bombe mit einem sogenannten Wasserschneider entfernt und anschließend gesprengt werden. Die technischen Voraussetzungen seien bereits geschaffen. Nun müsste nur noch die Evakuierung bestätigt werden, sagt Thomas Bartsch Führungsassistent bei der Berliner Feuerwehr.

In der Malchower Straße musste die Polizei noch einen älteren Mann aus der Wohnung holen, der nicht gehen wollte. Schließlich konnte ihn die Polizei doch noch überzeugen. Er wurde in die Turnhalle gebracht.

Der Fundort der Bombe befindet sich an der Berlepschstraße. Alle betroffenen Anwohner wurden gebeten, ihre Wohnungen bis 8 Uhr zu verlassen sowie Fenster und Türen zu schließen. Die Evakuierungs- und Sperrmaßnahmen finden laut Polizei von innen nach außen statt, beginnend vom Fundort der Bombe an der Berlepschstraße/Ecke Dallwitzstraße.

Am Fundort der Bombe steht ein Einsatzfahrzeug der Polizei und bewacht die Baugrube, in der der Blindgänger gefunden wurde. Anwohner Julian Almacher informierte sich bei den Beamten, wann er in seine Wohnung zurück kann. Die Polizei werde rechtzeitig informieren. Bis 18 Uhr sollen alle Einschränkungen aufgehoben sein.

Der Zehlendorfer kommt bei seinen Großeltern unter, die in der Nähe wohnen. Auf dem Rücken trägt er in einem speziellen Rucksack seine beiden Katzen Suki und Sanni, die auch evakuiert werden. Er habe am Freitag während der Arbeit einen Anruf bekommen und habe Freitag schon mal die Wohnung verlassen. Schlecht geschlafen wegen der Bombe in der Nachbarschaft habe er nicht.

Kurz nach 8 Uhr begann die Polizei damit, die Häuser rund um die betroffenen Gebiete abzugehen. Es wurde mehrfach geklingelt und geklopft, um festzustellen, ob die Menschen ihre Wohnungen auch wirklich verlassen haben. Nach ersten Einschätzungen sollen gut 4500 Anwohner von der Evakuierung betroffen sein.



Über sich wiederholende Lautsprecherdurchsagen werden auch die letzten Verbliebenen gewarnt und gebeten, dass Gebiet zu verlassen. Die Straßen in der Sperrzone wirken bis auf die kontrollierenden Polizisten verwaist. Die Gegend ist geprägt von vielen Einfamilienhäusern. Rollläden und Jalousien sind heruntergelassen.

Das Team der DRK Bereitschaft Steglitz-Zehlendorf ist im Einsatz. Es übernimmt die Betreuung in der Turnhalle in der Onkel-Tom-Straße 58 für Menschen, die nicht bei Verwandten, Freunden oder anderweitig unterkommen und hilft bei der Evakuierung, sodass auch liegende Personen transportiert werden können.

Bombenentschärfung in Berlin-Zehlendorf: Sperrkreis - Dieser Bereich ist betroffen

  • Sperrkreis-Begrenzung im Norden: Königstraße
  • Sperrkreis-Begrenzung im Osten: Teltower Damm
  • Sperrkreis-Begrenzung im Süden: Buschgrabenweg/Gutzmannstraße/Leo-Baeck-Straße
  • Sperrkreis-Begrenzung im Westen: Robert-von-Ostertag-Straße/Ludwigsfelder Straße

Im Sperrkreis befinden sich Teile des Klinikums Emil von Behring. „Wir sind gut vorbereitet und greifen in solchen Fällen auf entsprechende Maßnahmenkataloge zurück“, sagte Klinikums-Sprecher Christoph Kolbe. Verschiebbare Eingriffe werden abgesagt. Notfallzentrum und Intensivstation bleiben geöffnet.

Im Klinikum selbst sind nicht alle Gebäudeteile innerhalb der Sperrzone. Knapp hinter dem Haupteingang in der Nähe Walterhöferstraße beginnt das Evakuierungsgebiet. Laut Mitarbeitenden musste sowohl die Kinderstation als auch die Kinderambulanz geschlossen werden. Patienten seien in andere Stationen gebracht worden oder hielten sich, wenn es der Zustand zulässt, in Aufenthaltsräumen auf.

Drei Schulen liegen innerhalb des Sperrbereichs. Nämlich das Schadow-Gymniasum, das Droste-Hülshoff-Gymnasium und die Evangelische Schule Zehlendorf. Die Schulen dürfen von 8 bis 18 Uhr nicht betreten werden. Die Schulleiterin des Droste-Hülshoff-Gymnasiums informierte die Eltern, dass die Schule am Montag geschlossen bleibt und online unterrichtet werde. Zur Sicherheit wolle die Schulleitung mit zwei Kollegen aber auch am Montagmorgen vor Ort sein.

Einsatzkräfte der Polizei verteilten Flyer mit den nötigen Informationen im Gebiet. Da es in der Evakuierungszone viele Einfamilien- und Wohnhäuser gibt, war das eine umfangreiche Aufgabe.

Bombenentschärfung in Berlin-Zehlendorf: S-Bahn wird unterbrochen

Wegen der Bombenentschärfung wird am Montag die S-Bahnlinie S1 zwischen Zehlendorf und Schlachtensee ab ca. 8 Uhr unterbrochen. Die S-Bahn Berlin richtet bis voraussichtlich 18 Uhr einen Schienenersatzverkehr mit Bussen ein. Auch bei einzelnen Buslinien der Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) ist mit Einschränkungen zu rechnen, teilte die BVG bei Twitter mit. Welche Linien genau betroffen sind, blieb zunächst offen.

Nach Hochrechnungen liegen noch tausende Blindgänger in Berlins Erde. Wie viele im Luftkrieg über Berlin abgeworfen wurden, kann nur sehr grob geschätzt werden. Experten gehen von 1,35 bis zwei Millionen Tonnen Sprengmasse aus, die von der britischen und der US-amerikanischen Armee zwischen 1942 und 1945 über Nazi-Deutschland abgeworfen wurden – 47.000 Tonnen waren es bei 378 Angriffen über Berlin. Die Quote der Blindgänger wird auf zwischen fünf und 20 Prozent geschätzt. Lesen Sie mehr aus Steglitz-Zehlendorf.

( mit bee )