Berlin. Sportsenatorin Iris Spranger setzt sich gleich für zwei neue Schwimmbäder in Berlin ein.

Im Herbst vergangenen Jahres haben die Berliner Bäder-Betriebe (BBB) eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, ob ein Außenbecken beim Paracelsus-Bad sinnvoll ist. Nun haben die Bäder-Betriebe der Senatssportverwaltung eine Prioritätenliste mit 40 Positionen übergeben. Und eine der Positionen darauf ist eben jenes geplante Außenbecken für das Paracelsus-Bad.

So sollen künftig auf dem kleinen Hof neben der einstigen Sonnenterrasse, wo derzeit Baumaterialien lagern und Baufahrzeuge parken, ein 25 Meter Schwimmbecken mit 130 Zentimeter Wassertiefe entstehen. Bei dieser Wassertiefe wären keine Rettungsschwimmer nötig, sondern nur Aufsichtspersonal.

Das Paracelsus-Bad ist ein Reizthema in Reinickendorf. Wie alle Bezirke musste auch Reinickendorf zwei Standorte für Modulare Unterkünfte für Flüchtlinge (MUF) benennen. Eine davon war am Paracelsus-Bad. Dagegen regte sich schnell Widerstand. Der Kiez an der Roedernallee ist sozial bereits herausgefordert. Sowohl der SPD-Kreisvorsitzende Jörg Stroedter sowie auch die CDU-Abgeordnete Emine Demirbüken-Wegner waren gegen die Flüchtlingsunterkunft an diesem Ort.

Hilfe von der Ehefrau, die Sportsenatorin ist

Schließlich hat Stroedters Ehefrau, Sport- und Innensenatorin Iris Spranger (SPD), das Schwimmbad zur Chefinnensache auf Landesebene gemacht. Nun liegt ihr und ihrer Verwaltung also die Machbarkeitsstudie mit Priorisierung vor. Allerdings soll die Verwaltung dem Vernehmen nach bisher eher mit einer Art Wasserspielplatz gerechnet haben und nicht mit einem richtigen Schwimmbecken.

„Ein Planschbecken ist die schlechteste Lösung“, findet auch Reinickendorfs FDP-Vorsitzender David Jahn in einer hitzigen Diskussion in der Reinickendorfer Bezirksverordnetenversammlung. Und auch Guido Kersten, Präsident der Berliner Wasserratten, sieht darin eine verschenkte Chance, weil ein Außenbecken „auch Oma und Opa Zugang bieten würde“. Denn das alte Paracelsus-Bad selbst wird aufgrund des Denkmalschutzes nicht barrierefrei sein.

Knapp die Hälfte der Drittklässler kann nicht schwimmen

Die CDU hatte das Thema wieder in den Bezirk getragen und eine Beschlussempfehlung zur Abstimmung gestellt. 46 Prozent der Reinickendorfer Schüler bis zur Dritten Klasse seien Nichtschwimmer, betonte CDU-Politiker Thomas Stelzer. Die SPD, einst selbst für ein Außenbecken, wertete den Antrag nun als Scheinantrag in Wahlkampfzeiten, Andrea Behnke (Grüne) erinnerte hingegen daran, dass die Bäderbetriebe 400 Millionen Euro Sanierungsstau vor sich herschieben würden und so schlecht gehe es Reinickendorf doch nicht. „Es gibt Bezirke, die haben gar kein Schwimmbad. Wie lernen die Kinder denn dort schwimmen?“

Felix Lederle, Fraktionschef der Linken in Reinickendorf hingegen bekannte sich als einziger zur Flüchtlingsunterkunft: „Das Anliegen des Antrags teilt die Linksfraktion, wer hätte auch was gegen ein zusätzliches Außenbecken einzuwenden.“ Aber manchmal sei eine Entscheidung für etwas eben auch eine Entscheidung gegen etwas anderes. Und eine MUF sei dringend nötig gerade angesichts der weiterhin zu erwartenden Flüchtlingszahlen. „Und wenn man wieder Turnhallen beschlagnahmen muss, ist dem Sport auch nicht geholfen.“ Die FDP machte den Vorschlag, eine zweite Schwimmhalle mit MUF-Überbauung zu planen - und zwar auf dem bisherigen Schwimmbad-Parkplatz, der jenseits der Straße Alt-Reinickendorfer liegt - aber den CDU-Antrag lehnten dann doch alle ab bis auf die AfD, die mit dem Vorschlag überraschte, dass man dort im Winter ja auch eine Curling-Bahn betreiben könnte.

Im Kienbergspark, dem Gelände der Internationalen Gartenausstellung 2017, soll das Kombibad entstehen.
Im Kienbergspark, dem Gelände der Internationalen Gartenausstellung 2017, soll das Kombibad entstehen. © ddp images/Ralf Müller | Ralf Mueller

Hellersdorf wartet auf sein erstes Freibad

Während die Details für Reinickendorf also noch ziemlich wackelig sind, herrscht in Hellersdorf hoffnungsfrohes Warten. Die ebenfalls von den Berliner Bäder-Betrieben (BBB) beauftragte Machbarkeitsstudie zum geplanten Kombibad in Marzahn-Hellersdorf bestätigt den Standort als Familienbad für rund 280.000 Berlinerinnen und Berliner: Für ein Kombibad am Kienbergpark (früher: Jelena-Šantić-Friedenspark) seien laut Untersuchung „ein deutlich höheres Marktpotenzial vorhanden ist als es mit den beiden bestehenden Schwimmhallen der BBB, dem Freizeitforum und den das Einzugsgebiet tangierenden Konkurrenzbetrieben abgedeckt werden kann“. Sportsenatorin Spranger hatte sich im Sommer von Bezirksbürgermeister Gordon Lemm (SPD) den Ort, an dem das Bad entstehen soll, zeigen lassen.

Mit Sauna kostet das Bad 40 Millionen Euro

Und nun stehen die Zeichen auf Neubau. Das Kombibad wäre der erste Schwimmbad-Neubau in Berlin seit 25 Jahren und das erste Freibad für den Bezirk. Das Bad soll zwei oder drei Bereiche aufweisen: Einen ganzjährig betriebenen Innenbereich (Hallenbad), einen saisonal betriebenen Außenbereich (Freibad) und eventuell auch einen Saunabereich zur Entspannung und zur Gesundheitsförderung. Ohne Sauna-Bereich soll das Bad 27 Millionen Euro kosten, mit Sauna rund 40 Millionen Euro. Der Bau mit Sauna sei zwar teuer, aber sorge auch für deutlich höhere Umsatzerwartungen und eine größere Wirtschaftlichkeit, heißt es in der Studie. Bürgermeister Lemm will das Geld im Haushaltsjahr 2026 festgeschrieben haben.

Der Bezirk Marzahn-Hellersdorf hat bereits die Aufstellung eines Bebauungsplanes am Standort beschlossen und wird nun aufbauend auf den Erkenntnissen und Ergebnissen der Studie konkrete Untersuchungen zum Lärm- und Umweltschutz sowie dem erwarteten Verkehrsaufkommen beauftragen. Senatorin Spranger will sich in den senatsseitig anstehenden Haushaltsberatungen für eine Finanzierung des dringenden bezirklichen Anliegens einsetzen. „Mir ist wichtig, dass wir nicht nur über Projekte diskutieren, sondern konkret werden und Schritte eingeleitet werden, die zur Realisierung der Projekte führt. Dies verbessert die Angebote ganz konkret für die Menschen in Berlin.“

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