Berlin. Bernd Willmann staunt, als er die größte Kettensäge, die sich auf der Grünen Woche in Berlin finden lässt, in die Hände nimmt. Das Gerät ist mehr als 63 Zentimeter lang, und im Inneren befindet sich ein Motor, der in etwa so leistungsstark ist wie der eines Motorrollers. In Zahlen heißt das: 92 Kubikzentimeter und 7,6 PS. „Bei der Feuerwehr benutzen wir doch kleinere Geräte“, sagt er.
An diesem dritten Tag der Grünen Woche hat die Berliner Morgenpost mit langjährigen Besucherinnen und Besuchern gesprochen, die jedes Jahr etwas Neues auf der Messe entdecken und auch Veränderungen feststellen. So wie Bernd Willmann.
Seit Jahren beobachtet der Feuerwehrmann aus Bad Belzig in Brandenburg den Trend zu immer leistungsfähigeren und noch größeren Kettensägen auf der Grünen Woche. So beeindruckend diese Motorsägen auch sind, interessiert sich Willmann aber doch für eine andere Entwicklung.
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Grünen Woche 2023 in Berlin: Bei Kettensägen gibt es auch leise Modelle
Für Willmann ist das der Trend hin zu akkubetriebenen Motorsägen. „Das Gebläse und damit die Kettensäge ist mit dem Akku deutlich leiser“, erklärt Willmann. Das sei nicht nur bei der Gartenarbeit freundlicher für die Nachbarn, sagt er. Auch im Wald oder bei Arbeiten der Feuerwehr innerorts könne er sich das vorstellen.
Sogar er selbst könnte so eine Kettensäge mit nach Hause nehmen. Denn er macht da eine ganz besondere Arbeit. Seit kurzem gibt es wieder Wiedehopfe in Brandenburg. Mehrere Hundert Paare brüteten im Sommer. Und Willmann baut Brutkästen für die fast exotisch aussehenden Tiere. Um die Baumstämme zu schneiden und auszuhöhlen, sei so eine Säge nicht verkehrt, sagt er. Kaufen wird er sich ein solches Gerät an diesem Sonntag allerdings nicht.
Langjährige Besucherin: Keine ganzen Portionen essen, sondern durch Stände probieren
Aber zu solchen großen Messen gehört es eben, nicht nur zu konsumieren. Das weiß das Berliner Ehepaar Inge und Hans-Jürgen Gnielka. Seit 45 Jahren besuchen sie die Grüne Woche immer wieder aufs Neue. „Nur in den letzten beiden Jahren waren wir nicht da“, witzelt Hans-Jürgen Gnielka. In dieser Zeit hätten sie schon vieles erlebt und auch eingekauft, unter anderen sogar schon eine Sauna. Doch für all jene, die zum ersten Mal auf eine Messe gehen, haben sie einen besonderen Tipp: keine ganzen Portionen essen, sondern sich durch die Stände probieren.
So würde man satt werden und lerne gleichzeitig auch viel Neues kennen. Deshalb sei Inge Gnielka in der Bayern-Halle beispielsweise auf einen Obstler aus Franken gestoßen. Sie kramt eine kleine quadratische Flasche aus ihrer Tasche. „Die war ziemlich teuer“, sagt sie. 18 Euro pro Stück, und davon gebe es nur wenige. Das Besondere daran: Nur Birnen eines zwölf Meter hohen Baums, der schon über Hundert Jahre alt ist, sollen dafür verwendet werden.
Stimmung auf der Grünen Woche ist auch dritten Tag ausgelassen
Die Stimmung an diesem dritten Tag der Grünen Woche lässt sich am Sonntagmittag mit ausgelassen beschreiben. Besucherinnen und Besucher strömen durch die Eingangstüren, an den Essensständen bilden sich teils lange Schlangen, in der Bayern-Halle herrscht Wiesn-Stimmung, und der eine und andere Besucher hatte auch mindestens einen Schnaps zu viel.
Und mittendrin in dem ganzen Getümmel machen es sich Norbert und Petra Skilandat an einem Tisch in der Halle 22 gemütlich. Sie lauschen einer Musikband, die mit Streichinstrumenten und Gitarren durch die Hallen zieht. Petra Skilandat nimmt in diesem Jahr eine Veränderung wahr: Es sei nicht mehr ganz so viel los, sagt sie. „Früher war das immer knackig voll, heute ist es etwas lockerer“.
1400 Aussteller sind in diesem Jahr auf der Grünen Woche
Im Gegensatz zum Jahr 2019 präsentieren sich weniger Aussteller. Damals waren es noch 1750, in diesem Jahr sind es 1400 Aussteller, die bis zum 29. Januar vertreten sind. Doch die Resonanz ist bereits sehr gut: „Die Nachfrage ist sehr, sehr groß“, sagte Henrik Wendorff, brandenburgischer Bauernpräsidentam Sonntag. Auch Besucherin Petra Skilandat ist zufrieden. Es mache die Atmosphäre gemütlicher, sagt sie. Hat auch sie schon etwas Neues entdeckt? In den vergangenen Jahren hätten sie immer wieder eingekauft, mal eine neue Heckenschere oder eine Infrarot-Kabine. In diesem Jahr sei das noch nicht der Fall. Vielleicht finden sie aber noch etwas.
Für das Auge und die Nase gefunden haben hingegen Viola Gustke und Edelgard Albrecht schon etwas auf der Grünen Woche, und zwar in Halle 18. Dort gibt es sowohl Eindrücke aus Brasilien wie auch aus Indien. „Die Gewürze, der Geruch und das Flair sind toll“, sagt Edelgard Albrecht. Da lohne sich ein Besuch auf jeden Fall, sagt sie.
Für Edelgard Schmidt-Sibeth und ihren Mann Karl-Albert ist die Grüne Woche auch immer etwas ganz Besonderes. In diesem Jahr sind sie aus Lübeck angereist und übernachten eine Nacht im Hotel, um genügend Zeit für die rund 7,5 Kilometer durch die verschiedenen Hallen der Messe zu haben. Dennoch ärgert sich Edelgard Schmidt-Siebeth. Sie erzählt von einem Staubsauger, den sie zu Hause habe. Der Hersteller ist auch mit einem Stand auf der Messe vertreten. „Der ist aber nicht gut für meine italienischen Fliesen geeignet“, sagt sie. Sie habe gehofft, Wischaufsätze zu finden, die ihr die Arbeit erleichtern. Trotzdem freue sie sich jedes Jahr auf die Messe.