S-Bahn-Bauarbeiten

Nord-Süd-Tunnel gesperrt: So lief es Montag im Berufsverkehr

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Von hier aus weiter mit gut gefüllten Bussen: Der Schienenersatzverkehr am Nordbahnhof befördert S-Bahnkunden an die Friedrichstraße

Von hier aus weiter mit gut gefüllten Bussen: Der Schienenersatzverkehr am Nordbahnhof befördert S-Bahnkunden an die Friedrichstraße

Foto: Thomas Schubert

Fahrgäste der Berliner S-Bahn müssen wegen der Tunnelsperrung mehr Zeit einplanen. Die Modernisierungsarbeiten dauern noch lange an.

Berlin. Das ganz große Chaos bei der Berliner S-Bahn blieb aus. Hier und da wurde hektisch nach dem Weg zur Bushaltestelle für den Ersatzverkehr gefragt. Zu Stoßzeiten mussten sich die Fahrgäste in die Busse drängeln oder auf den nächsten warten. Einige blickten immer wieder nervös auf die Uhr, wenn der Bus im Stau oder an der roten Ampel stand. Aber die meisten Fahrgäste der S-Bahn-Linien S1, S2, S25 und S26 waren informiert und vorgewarnt: Der Weg zur Arbeit wird länger dauern. Im Berufsverkehr brauchte der Bus vom Südkreuz über Yorckstraße bis zur Friedrichstraße genau 47 Minuten.

Seit Freitag ist der Nord-Süd-Tunnel der Berliner S-Bahn gesperrt. Davon betroffen sind die Linien aus Teltow, Blankenfelde und Wannsee. Sie fahren nur bis Priesterweg, Südkreuz oder Yorckstraße. Dort ist Schluss mit der Bahn. Der 90 Jahre alte Tunnel wird bis Mitte Februar saniert. Sechs Wochen lang ist der Tunnel gesperrt, auf der Strecke bis zum Nordbahnhof fahren Busse.

Erschwerend für die Fahrgäste kommt hinzu, dass der Ersatzverkehr zweigeteilt ist. Wer bis Nordbahnhof oder Gesundbrunnen will, muss zwei verschiedene Busse nehmen: einen zuerst bis Friedrichstraße und von dort einen zweiten, der bis Gesundbrunnen fährt. Die S-Bahn begründet diese unpraktische Regelung mit den Fahrgastströmen beziehungsweise dem Verkehrsaufkommen entlang der gesperrten Strecke.

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Zwei Kundenbetreuer sind an der Friedrichstraße im Einsatz

Aus diesem Grund haben die beiden Kundenbetreuer der S-Bahn, die an der Friedrichstraße im Einsatz sind, gut zu tun. „Die meisten wollen wissen, wo die Haltestellen sind und in welchem Takt die Busse fahren“, sagt die Mitarbeiterin. Normalerweise fährt sie in den Zügen mit und hilft dort weiter. Jetzt wird sie sechs Wochen lang an der Friedrichstraße stehen und die Fragen der Fahrgäste beantworten.

Das ist nicht immer einfach. Meckerer gebe es immer, sagt ihr Kollege. Nicht alle würden freundlich nachfragen. Aber er habe auch Verständnis, denn die Haltestellen seien an verschiedenen Orten und nicht leicht zu finden. So müssten die Fahrgäste, die Richtung Nordbahnhof wollen, noch ein Stück Wegstrecke bis auf die andere Seite der Friedrichstraße zurücklegen.

Das ist auch an der Station Yorckstraße der Fall. Dort ist die Haltestelle fast 100 Meter entfernt. Kundenbetreuer von der S-Bahn sind hier nicht zu sehen, um den Weg zu weisen. Dafür hilft Roberto gern den Fahrgästen weiter, obwohl er selbst nur Fahrgast ist.

Roberto bracht 15 Minuten, Anett 30 Minuten länger

Er sei schon am Sonnabend die Strecke gefahren, deshalb kenne er sich aus, erzählt der junge Mann. Er arbeitet bei Dussmann, muss also jeden Tag in die Friedrichstraße. „Das ist die nächsten Wochen schon ziemlich unbequem“, sagt Roberto. Mindestens 15 Minuten müsse er mehr für den Arbeitsweg einrechnen. Aber am Sonnabend sei er in einem schönen Reisebus mit ganz bequemen Sitzen bis zur Friedrichstraße gefahren. Diese Fahrt mit dem Schienenersatzverkehr sei sehr angenehm gewesen.

Gegen acht Uhr füllen sich die Ersatzbusse an der Yorckstraße zusehends. Es wird geschoben und gedrängelt, einige geben auf und warten auf den nächsten Bus. Anett steht an der Haltestelle, sie kommt aus Blankenfelde und braucht jetzt 30 Minuten länger für ihren Arbeitsweg. Dennoch sagt sie: „Es läuft alles entspannt.“ Sie fährt mit der S2 bis Südkreuz, dann mit dem Ersatzverkehr bis Yorckstraße und von dort mit dem Bus M19 zu ihrer Arbeitsstätte in der Großbeerenstraße. Bei allen Umwegen hat sie ihre gute Laune am Montagmorgen behalten.

Ersatzbusse stehen am Park am Gleisdreick im Stau

Doch die Geduld der Fahrgäste wird teilweise auch auf eine harte Probe gestellt: Im Bus zur Friedrichstraße lernen sie vor allem zu schätzen, dass die S-Bahn nie im Stau steht und die Fahrzeit meistens berechenbar ist. Genau 8.35 Uhr fährt der Ersatzverkehr am Südkreuz los, 8.50 Uhr ist er an der Yorckstraße, 9.22 Uhr kommt er in der Friedrichstraße an. In den 47 Minuten steht er zweimal im Stau richtig fest: zuerst in der Möckernstraße Höhe Gleisdreieckpark, dann noch einmal kurz vor dem Ziel in der Glinkastraße, Ecke Unter den Linden.

Zurück von der Friedrichstraße bis zur Yorckstraße braucht der Ersatzverkehr fast eine halbe Stunde. Viele Fahrgäste suchen sich andere Verbindungen heraus und fahren mit den U-Bahnen weiter. „Obwohl es ein Umweg ist, geht es schneller“, sagt eine ältere Frau. An der Yorckstraße steigen gegen zehn Uhr nur drei Personen aus. Die anderen fahren weiter bis Südkreuz. Sitzplätze sind im Bus zu diesem Zeitpunkt genügend für alle da.

S-Bahn: Nord-Süd-Tunnel gesperrt – das sind die Bauabschnitte

Die sechswöchige Bauzeit ist in zwei Abschnitte aufgeteilt. Zunächst wird vom 6. Januar bis 27. Januar der Abschnitt zwischen Südkreuz/ Yorckstraße (Großgörschenstraße) und Nordbahnhof gesperrt. Während des zweiten Bauabschnitts vom 27. Januar bis 17. Februar wird die Sperrung dann bis Gesundbrunnen ausgeweitet.

Fahrgästen wird empfohlen, zur weiträumigen Umfahrung zwischen Südkreuz/Schöneberg und Gesundbrunnen die Ringbahn zu nutzen. Zusätzlich zum Ersatzverkehr mit Bussen werden während der gesamten Bauzeit die Linien S45 (bis Hennigsdorf) und S46 (bis Waidmannslust, ab 27. Januar bis Frohnau) verlängert.

Schienenersatzverkehr mit zwei Bussen

Die Buslinie S1A verläuft entlang dieser Stationen:

  • Südkreuz
  • Schöneberg
  • Bushaltestelle Richard-von-Weizsäcker Platz (Halt für S-Bhf. Julius-Leber-Brücke)
  • Yorckstraße
  • Anhalter Bahnhof
  • Potsdamer Platz/Voßstraße
  • Bushaltestelle Behrenstraße/Wilhelmstraße (Halt für S-Bhf. Brandenburger Tor)
  • Friedrichstraße (Reichstagufer).

Wer dann noch weiterfahren muss, steigt in die Buslinie S1B um, die von der Friedrichstraße (Am Weidendamm) losfährt und folgende Strecke hat: Oranienburger Straße (Tucholskystraße) - U-Bhf. Rosenthaler Platz (Zusatzhalt) bis Nordbahnhof.

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