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Billig-Airline Ryanair reduziert Winter-Flugangebot vom BER

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Die Billigairline Ryanair beklagt hohe Flughafengebühren am BER und reduziert deshalb seinen Winterflugplan vom Hauptstadtairport.

Die Billigairline Ryanair beklagt hohe Flughafengebühren am BER und reduziert deshalb seinen Winterflugplan vom Hauptstadtairport.

Foto: Patrick Pleul / dpa

Airline Ryanair beklagt zu hohe Gebühren am Flughafen BER. Im Winterhalbjahr werden deshalb weniger Ziele angeflogen.

Berlin.  Die irische Billig-Airline Ryanair dünnt zum Winter ihren Flugplan ab Berlin deutlich aus. Statt 60 Zielen, die es im Jahr 2019 waren, würden nur 41 vom BER angeflogen, kündigte die Fluggesellschaft am Donnerstag an. Zugleich werden auch die Frequenzen auf den angebotenen Strecken reduziert, um insgesamt 230 Flüge in der Woche. Das entspreche 40 Prozent weniger als noch im Winterflugplan vor der Pandemie, hieß es. Ryanair begründete den Schritt mit hohen Flughafengebühren.

Der Flughafen BER ist nicht der einzige deutsche Flughafen, bei dem Ryanair die Höhe der Entgelte kritisiert. Bereits im März hatte die Airline seine Basis in Frankfurt am Main geschlossen, und den Schritt auch dort mit „nicht wettbewerbsfähigen Flughafengebühren“ begründet. Die Basis in Berlin werde zwar bestehen bleiben, betonte Ryanair-CEO Michael O’Leary, aber: „Wir verteilen einige Flüge, die sonst nach Berlin gegangen wären, um auf andere Regionalflughäfen in Deutschland.“ Dies sei aufgrund der höheren Flughafenkosten in Berlin attraktiver.

Verkehrsaufkommen von Ryanair liegt 15 Prozent höher als vor Corona

Die Airline, die bereits im Frühjahr die Gebührenhöhe am BER kritisiert hatte, plant eigenen Angaben zufolge etwa ein Wachstum in Nürnberg, außerdem wird künftig wieder der Flughafen Leipzig/Halle angeflogen. Auswirkungen hat das auch auf die Zahl der Arbeitsplätze in Berlin: Ryanair kalkuliert, dass die Zahl der Jobs – bei Ryanair direkt und im Zusammenhang mit den angebotenen Flügen – etwa in der Gepäckabfertigung, am Hauptstadtflughafen um insgesamt ungefähr 800 sinkt, weil auch mit gut einer Million weniger Fluggästen gerechnet wird.

Zu den Zielen, die Ryanair nicht mehr von Berlin aus ansteuern wird, gehören den Angaben der Fluggesellschaft zufolge unter anderem Alicante, Billund, Kerry, Malta und Sevilla. Drei neue Destinationen sollen aber auch ins Angebot aufgenommen werden: Banja Luka (Bosnien), Krakau und Rom-Fiumicino.

Insgesamt, betonte Ryanair-Chef O’Leary, würde die Airline wachsen. Mittlerweile entspreche das Verkehrsaufkommen 115 Prozent von dem, was vor der Pandemie erreicht wurde. Anders sieht die Ryanair-Entwicklung nun in Berlin oder Frankfurt am Main aus. „Wenn wir niedrigere Kosten an anderen Flughäfen in Deutschland oder Europa haben, dann wird das Wachstum dorthin gehen“, sagte O’Leary.

Ryanair fordert von Deutschland, Bundessteuer zu reduzieren

Die Zahl der am BER stationierten Flugzeuge will Ryanair jedoch nicht reduzieren, sie soll weiterhin bei sieben liegen. Vor der Corona-Pandemie seien es jedoch an den damaligen Flughäfen Schönefeld und Tegel zusammen zwölf gewesen. O’Leary schloss nicht aus, dass das Flugangebot vom Hauptstadtflughafen in Zukunft wieder steigt – allerdings nur, wenn der BER seine Gebühren reduziere, nicht nur für Ryanair sondern für alle Airlines, so der CEO.

Von der deutschen Regierung sowie den großen deutschen Flughäfen forderte O’Leary insgesamt, die Flughafengebühren sowie die Bundessteuer zu senken, „um die Erholung des deutschen Flugverkehrs, des Tourismus und der Arbeitsplätze zu fördern“. Deutschland ist dem CEO zufolge der Markt in Europa, auf dem sich der Flugverkehr am langsamsten erhole.

Erst im Mai hatte Easyjet seine Flotte und sein Personal am Flughafen BER zum Winter zu reduzieren. Statt 18 sollen dann nur noch elf Flugzeuge am Hauptstadtairport stationiert sein, zuletzt war von 200 Arbeitsplätzen die Rede, die in dem Zusammenhang gestrichen werden sollen. Bislang arbeiten für Easyjet rund 800 Flugbegleiter und Piloten am BER. Als Grund für die Reduktion nannte das Unternehmen im Mai hohe und steigende Flughafengebühren sowie eine schwächer als erwartet ausfallende Erholung der Nachfrage nach der Corona-Krise in Deutschland. Der Flughafen BER hatte in der Folge mit 2,3 Millionen weniger Fluggästen gerechnet.

Flughafen BER betont, Entgelte nicht reduzieren zu dürfen

Von der Flughafengesellschaft wird betont, dass der BER seine Entgelte derzeit gar nicht reduzieren dürfe. Hintergrund ist die durch die EU-Kommission genehmigte staatliche Unterstützung in Höhe von 1,7 Milliarden Euro. Diese ist dem BER zufolge an die Bedingung geknüpft, dass die Gebühren nicht gesenkt werden, weil sonst ein Wettbewerbsvorteil entstehen könnte.

Zugleich erklärte ein Sprecher, dass die Flughafenentgelte schon lange vor Inbetriebnahme des BER konsolidiert und genehmigt worden seien. Erhöht habe man diese während des Pandemie nicht – eine solche Erhöhung kritisiert Ryanair beim Flughafen in Frankfurt am Main. Zudem würden die Entgelte nur einen Teil der Gesamtkosten für eine Airline ausmachen, neben Steuern oder etwa Flugsicherheitsgebühren, heißt es.

Dass durch die Kürzung im Winterflugplan von Ryanair die Erwartung an die Passagierzahlen für dieses Jahr erneut angepasst werden muss, verneint ein BER-Sprecher. „Die angekündigten Verbindungen und Kapazitäten für den Winterflugplan bewegen sich auf dem Niveau des bisherigen Jahresverlaufs und den Planungen für dieses Jahr.“