Autoverkehr

Ende des Tankrabatts: Auch in Berlin steigen die Preise

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Schon in der Nacht sind die Preise an Tankstellen auch in Berlin nach Ende des Tankrabatts deutlich gestiegen.

Schon in der Nacht sind die Preise an Tankstellen auch in Berlin nach Ende des Tankrabatts deutlich gestiegen.

Foto: Christoph Soeder / dpa

Am 31. August ist der Tankrabatt geendet. An den Tankstellen sind die Preise in der Folge deutlich gestiegen. Kritik kommt vom ADAC.

Berlin.  Die Entwicklung setzte bereits in der Nacht ein: An den Tankstellen bundesweit und auch in Berlin gingen nur wenige Stunden nach Ende des Tankrabatts die Preise für Sprit nach oben. Viele hatten deshalb den 31. August genutzt, um noch einmal etwas günstiger zu tanken. Auch Tankwart Sandro von der Aral-Tankstelle am Messedamm im Berliner Westen berichtete am Donnerstagmittag, es habe am Abend zuvor einen richtigen „Run“ gegeben. Trotz gestiegener Preise sind auch am Donnerstag einige Zapfsäulen belegt, wobei die Tankstelle nicht repräsentativ für die ganze Stadt sein dürfte. „Bei uns ist wegen der Autobahnauffahrt eigentlich immer etwas los“, erklärt der Tankwart.

An einer der Zapfsäulen fährt am Donnerstagmorgen Merle Ott mit ihrem Mini-Cabriolet vor. Als die junge Frau aussteigt und auf das Ende des Tankrabatts angesprochen wird, verzieht sie ihr Gesicht. Sie habe es verpeilt, am Tag zuvor zu tanken. „Das ist schon ärgerlich und tut weh,“ gibt sie zu. Entspannter beim Blick auf die steigende Euro-Anzeige an der Zapfsäule ist hingegen ein Mitarbeiter eines großen Autohändlers. „Der Chef zahlt ja“, sagt er. 107 Euro für gute 49 Liter Super werden es am Ende. „Das Fahrzeug war nicht mal ganz leer. Dann wäre es sicherlich 150 Euro gewesen.“ Als privater Autofahrer hätte er sich natürlich eine Anschlusslösung gewünscht.

Tankrabatt: Preise an Tankstellen sind bereits im August deutlich gestiegen

Mit dem Tankrabatt hatte die Bundesregierung die Energiesteuer für drei Monate auf das von der EU erlaubte Mindestmaß gesenkt. Doch die Tendenz der steigenden Kraftstoffpreise hatte sich bereits vor dem Auslaufen des Rabatts gezeigt: Dem Autoclub ADAC zufolge waren die Preise für Diesel wie für Super E10 bereits seit Mitte August kontinuierlich nach oben gegangen, der Höhepunkt war am letzten Tag des Monats erreicht. Der bundesweite Durchschnitt wurde für den 31. August mit 1,792 Euro für den Liter Super E10 und 2,086 Euro je Liter Diesel angegeben, das waren bereits zehn beziehungsweise 20 Cent mehr als am günstigen Tag im August. Der Wirtschaftsverband Fuels und Energie hatte die Preissteigerungen mit einer gestiegener Nachfrage, knapper Kapazitäten in Raffinerien und logistischen Herausforderungen erklärt.

Berlin zählte den Auswertungen des ADAC zufolge zuletzt gemeinsam mit Hamburg zu den günstigsten Bundesländern, doch die Entwicklung der steigenden Preise ließ sich auch hier beobachten. Die Online-Plattform clever-tanken.de gab den Durchschnittspreis von 282 Berliner Tankstellen am Donnerstagnachmittag mit 1,92 Euro für Super E10 und 2,06 Euro für Diesel an. Noch am Vorabend hatte der Diesel-Preis demnach bei durchschnittlich 1,96 gelegen, bei Super E10 waren es rund 1,67 Euro. Möglich ist, dass das Tanken in nächster Zeit noch teurer wird: Rechnerisch könnte jetzt, da die Energiesteuer wieder angehoben wurde, der Preis für E10 um 35 Cent und für Diesel um 17 Cent steigen.

ADAC kritisiert Preispolitik der Tankstellenbetreiber als „willkürlich“

Der ADAC reagierte auf den Preisanstieg mit Unverständnis. „Die Preispolitik ist willkürlich und intransparent und geht insbesondere zulasten der Berufspendler, von denen wir auch in Berlin und Brandenburg viele haben“, sagte Claudia Löffler, Sprecherin des ADAC für die beiden Bundesländer. Kritikpunkt ist vor allem, dass die Tankstellenbetreiber ihre Kraftstofftanks noch bis Mittwoch vergünstigt auffüllen konnten. Der ADAC hatte deshalb vor Ende des Tankrabatts auch erwartet, dass die Betreiber den Sprit Anfang September noch zu niedrigeren Preisen anbieten, um keinen Wettbewerbsnachteil zu riskieren. „Es ist schon erstaunlich, dass die Preise so stark angezogen sind“, so Löffler.

Eine Fortführung des Tankrabatts fordert der ADAC mit Blick auf die Energiekrise und das Ziel von Einsparungen nicht. Stattdessen setzt sich der Verband für eine Ausweitung der Entfernungspauschale ein, bereits ab dem ersten Kilometer solle diese auf 38 Cent erhöht werden, so die Forderung. Bislang greift diese erst ab Kilometer 21. Gerade die von hohen Spritpreisen stark betroffenen Berufspendler würde das entlasten, sagt Löffler. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund Berlin-Brandenburg hatte kürzlich erklärt, ein „Mobilitätsgeld für Pendlerinnen und Pendler“ hätte mehr geholfen als der Tankrabatt. Gefordert wurde dort zudem der schnellstmögliche Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in der Region.

ADAC empfiehlt Autofahrern gleichmäßige Fahrweise

Der ADAC empfiehlt Autofahrern nun, Preise der Tankstellen beispielsweise mithilfe von Apps noch genauer zu vergleichen und auf den Zeitpunkt des Tankens zu achten: Untersuchungen des Autoclubs zufolge ist es im Schnitt morgen um sieben Uhr am teuersten, die günstigsten Preise sind dagegen am Abend zwischen 18 und 19 Uhr sowie von 20 bis 22 Uhr zu finden. Zudem können Autofahrer selbst Einfluss auf den Benzinverbrauch nehmen: Durch eine gleichmäßige Fahrweise lassen sich Löffler zufolge bis zu 20 Prozent an Sprit einsparen. Auch der Luftdruck der Reifen spielt eine Rolle: Sei dieser um 0,5 Bar zu niedrig, steige der Verbrauch bereits um rund fünf Prozent.

Zu weiten Fahrten fürs Tanken, etwa nach Polen, rät der ADAC dagegen mit Blick auf den Spritverbrauch für Hin- und Rückweg sowie den Verschleiß am Auto nicht. Ebenso wenig wird empfohlen, bei einer günstigen Tankstelle diverse zusätzliche Benzinkanister zu befüllen. „Schon aus Sicherheitsgründen ist davon abzuraten“, so Löffler. Maximal sollte ein Zehn-Liter-Kanister extra mitgenommen werden, sofern dieser im Kofferraum gut befestigt werden kann.