Trinkwasser

Umweltsenatorin Jarasch empfiehlt Katzenwäsche

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Sibylle Haberstumpf
Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) und Frank Bruckmann, Vorstand der Berliner Wasserbetriebe, testen Trinkwasser im Rohrkeller des Wasserwerks Tegel – einmal vor und nach der Filtration. Das unfiltrierte Wasser enthält noch Eisen und Mangan. „Sieht aus wie Federweißer“, meint Jarasch.

Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) und Frank Bruckmann, Vorstand der Berliner Wasserbetriebe, testen Trinkwasser im Rohrkeller des Wasserwerks Tegel – einmal vor und nach der Filtration. Das unfiltrierte Wasser enthält noch Eisen und Mangan. „Sieht aus wie Federweißer“, meint Jarasch.

Foto: Carsten Koall / dpa

Die Berliner Wasserbetriebe und Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) rufen zum bewussten Umgang mit Wasser auf.

Berlin (dpa/bb).  Zwischen Brunnen, Filteranlage und Schaltzentrale der Berliner Wasserbetriebe im Wasserwerk Tegel bekennt Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne): „Ich oute mich jetzt: Ich mache morgens nur Katzenwäsche.“ Soll heißen, sie duscht im Superschnellgang. So kurz wie möglich.

Einerseits deshalb, weil das Thema Wassersparen die Umwelt- und Klimaschutzsenatorin natürlich von Berufswegen bewegt, aber auch „schon aus Zeitspargründen.“ Mit vier Leuten in der Wohnung, ihrem Mann und zwei Söhnen, muss es bei der morgendlichen Toilette eben flott gehen. „Daraus mache ich einen richtigen Wettkampf“, berichtet die Senatorin, „ich versuche immer, noch ein bisschen schneller zu sein und mich zu unterbieten.“

Wassersparen ist ein Gebot der Stunde, für das sie mobilisieren will, gemeinsam mit den Wasserbetrieben. Auch deren Vorstandschef Frank Bruckmann will jetzt „alle wachrütteln“. Vor allem die Privathaushalte, denn der Großteil des Wassers wird eben von diesen verbraucht. „Das Thema Wassersparen treibt immer mehr Menschen um“, sagt Jarasch in Tegel. „Wir alle sollten behutsam und bedacht mit dem Wasser umgehen und uns bewusst machen, dass es eine kostbare Ressource ist.“ Die Zeiten seien vorbei, an die sich ältere Berliner noch erinnern könnten, dass die Wasserbetriebe zum kräftigen Wasserverbrauch zwecks Spülen der Leitungen aufriefen. Jetzt sei das Gegenteil gefragt.

Durch den Klimawandel steht in Berlin künftig weniger Wasser zur Verfügung

Denn Berlin werde in Zukunft, vor allem durch den Klimawandel, deutlich weniger Wasser zur Verfügung stehen. „Zugleich steigt der Verbrauch, weil immer mehr Menschen in der Metropolregion leben. Das heißt: Wir müssen unsere Ressourcen sichern – genau dafür haben wir in enger Absprache mit den Berliner Wasserbetrieben den Masterplan Wasser entwickelt und auf unterschiedlichsten Ebenen bereits ausdifferenziert“, erklärt Jarasch. Staatliche Investitionen in Klärwerke, Wasserwerke, Brunnen und das Regenwassermanagement wertet sie als unverzichtbar.

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In den kommenden Jahren stehen im Vordergrund: Erstens der Ausbau aller Klärwerke mit weiteren Reinigungsstufen vor allem zum Schutz der Grundwasserressourcen. Wichtig sei außerdem der Umgang mit Regenwasser – weg von der Ableitung und hin zur Bewirtschaftung auf jedem Grundstück, um den raren Regen bestmöglich für das Stadtgrün und das Grundwasser zu nutzen. Und schließlich plane man drittens die Reaktivierung stillgelegter Wasserwerke und den Bau neuer Tiefbrunnen, um die Versorgung auf noch breitere Beine zu stellen.

Warmwasser zu sparen, bedeutet auch Energie sparen

Doch auch jeder einzelne könne einen Beitrag leisten. In den Haushalten werde das meiste Trinkwasser verbraucht, hier sei ein sparsamer Umgang zur Schonung der Ressourcen sehr wirksam. Und: „Jeder gesparte Kubikmeter Wasser bedeutet auch gesparte Kilowattstunden Strom“, erklärt Jarasch. Schließlich stecke im Berliner Wasserkreislauf von den Tiefbrunnen der Wasserwerke bis zum Klärwerk so viel Energie, wie im Vergleich der Bezirk Lichtenberg pro Jahr benötige. „Wer Wasser und besonders Warmwasser spart, der handelt am effektivsten.“

Wasserverbrauch beispielsweise zum Befüllen von Swimmingpools oder zum wöchentlichen Autowaschen sieht die Grüne dagegen als „Luxusverbrauch“ und damit – wenig überraschend – sehr kritisch. Es sei derzeit nicht der Fall, aber die Regierung könnte in Notlagen den Wasserverbrauch rationieren. „Solchen Luxus einzuschränken, das lässt uns ja nicht gleich in Armut fallen“, meint Jarasch. Sie selbst hat keinen Garten und keinen Pool.

Der gute alte Waschlappen könnte ein Comeback erleben

Es gebe viele Möglichkeiten, Wasser zu sparen. Auch dem guten alten Waschlappen als sparsame Superkurzwäsche scheint Kurzduscherin Jarasch nicht abgeneigt. Hollywoodstars wie Brad Pitt oder Julia Roberts propagieren den Trend des „Non-Bathing“ (Nicht-Baden) derzeit – ein Trend, der durch den Verzicht auf das tägliche Duschen beim Sparen von Wasser und Energie helfen soll. Das wussten auch schon frühere Generationen, die auf den Waschlappen setzen mussten, als eine Dusche im Badezimmer noch Luxus war. Wer darauf verzichtet, sich täglich warm abzuduschen, spart Energie. Grund dafür ist, dass die Energie, die zum Erhitzen des Wassers benötigt wird, eingespart wird.

Für den Garten empfehlen Umweltsenatorin und Wasserbetriebe eine nächtliche Wässerung. Immer mehr Berliner würden die Nachtsprengung auch schon praktizieren. Berlin wird seit mehr als hundert Jahren mit Trinkwasser aus dem eigenen Stadtgebiet und dem direkt angrenzenden Umland versorgt. Nach einem langjährigen Rückgang des Trinkwasserverbrauchs seit den 1990er-Jahren steigen seit einigen Jahren die Verbrauchsmengen wieder an.

Seit 2018 wird in Berlin laufend am Masterplan Wasser gearbeitet. In wenigen Wochen soll der Plan veröffentlicht werden, verspricht Jarasch. Er werde auf der Webseite der Umweltsenatsverwaltung einsehbar sein.

Die gute Nachricht: „Die Trinkwasserversorgung der Berliner Bevölkerung ist gesichert“, betont Jarasch. Niemand braucht sich derzeit darum zu sorgen. Und, noch etwas Erfreuliches: Alles wird teurer – nur das Wasser nicht, jedenfalls vorerst. Frank Bruckmann versichert: „Die Preise für 2023 werden nicht steigen.“