Schönefeld/Berlin. Das Fliegen vom Flughafen BER klappt inzwischen ziemlich zuverlässig. Obwohl man in den Spitzenzeiten am Montag und Freitag früh fast das Niveau der Vorkrisenzeiten erreicht habe, seien die Prozesse bei der Abfertigung und Sicherheitskontrolle stabiler geworden, sagte Flughafenchefin Aletta von Massenbach am Dienstag bei der Bilanz-Pressekonferenz für das erste komplette Betriebsjahr des BER. „Wir sind dran, dass es unter 30 Minuten geht“, sagte Massenbach. Es bleibe aber bei der bisherigen Empfehlung der Airlines, zwei Stunden vor dem Start am Flughafen zu sein.
Im operativen Geschäft ist der BER besser als befürchtet durch das Corona-Jahr 2021 gekommen. 9,9 Millionen Passagiere wurden abgefertigt. Übers ganze Jahr gesehen waren das 28 Prozent von 2019. Allerdings sah die Lage im zweiten Halbjahr deutlich positiver aus, acht Millionen wurden zwischen Juli und Dezember durchgeschleust. Das wäre in etwa das Niveau der insgesamt 17 Millionen Passagiere, die die Flughafengesellschaft für 2022 erwartet. Mit 70 Airlines, die im vergangenen Jahr 150 Ziele in 50 Ländern anflogen, sei man fast auf dem Niveau von 2019. Aber die Frequenzen sind eben weniger eng, wo früher drei Flieger täglich ein Ziel ansteuerten, ist es jetzt nur noch einer.
Lesen Sie auch den Kommentar: Neue Normalität am BER
Flughafen BER: Operativer Verlust auf 11 Millionen Euro gedrückt
Weil die Erlöse erheblich höher liegen als einst in Tegel, Massenbach sprach von 16 Euro pro Passagier, und es zudem viel höhere Einnahmen aus Parken, Mieten und Pachten gibt, konnte das Management den operativen Verlust auch durch eigene Einsparungen auf nur noch 11 Millionen Euro drücken. Dennoch gab es wieder einen massiven Konzernverlust von 569 Millionen Euro.
Dieser setzt sich laut Massenbach vor allem aus Altlasten zusammen. Die Abschreibungen für die zu lange und zu teure Bauphase schlagen mit 245 Millionen Euro durch, 100 Millionen werden für Zinsen fällig. Unerwartet hinzu kam eine Sonderwertberichtigung auf das Anlagevermögen von 245 Millionen Euro. Diese betreffe aber die gesamte Branche und sei wegen der weltweiten Unsicherheit und der steigenden Zinsen nötig geworden.
Auch interessant: Berlin führt einheitlichen Taxi-Tarif am BER ein
Eigentlich wäre die Flughafengesellschaft insolvent
Eigentlich wäre die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg nun insolvent, denn das Eigenkapital ist aufgezehrt. Die Schulden stiegen auf fünf Milliarden Euro. Dennoch haben die Wirtschaftsprüfer von KPMG den Jahresabschluss uneingeschränkt testiert, weil es eine sichere Fortführungsperspektive für das Unternehmen gibt. Denn die EU-Kommission hat die von den Gesellschaftern Berlin, Brandenburg und Bund geplante Entschuldung über zunächst 1,7 Milliarden Euro genehmigt und die Pläne bis 2026 gebilligt.
Am Donnerstag wird die Flughafenchefin im Berliner Hauptausschuss die Finanzlage des BER erläutern. Sie wird Licht am Ende des Tunnels in Aussicht stellen und für 2022 ein leicht positives operatives Ergebnis in Aussicht stellen. Sollte es noch gelingen, für einen dreistelligen Millionenbetrag ein Grundstück am Flughafen zu veräußern, würde das Jahr noch positiver enden. Die Altlasten werde aber die Flughafengesellschaft nicht alleine bewältigen können. Bis 2026 will Massenbach die Gesellschaft so weit entschuldet haben, dass sie sich ohne Hilfe der Eigentümer Geld bei den Banken leihen kann.
Laufbänder werden dieses Jahr saniert
Ein weiteres Ärgernis für die Fluggäste soll demnächst behoben werden. Die seit dem Start des BER still liegenden Laufbänder werden für einen Millionenbetrag repariert. Bis zum Sommer sind die acht Bänder im Main-Pier an der Reihe. Im zweiten Halbjahr folgen die acht Bänder im Süd-Pier. Nur das Band zum Mietwagenzentrum stünde dann noch still. Das sei ein besonders schwieriger Fall.