- „Squid Game“ wird von Schülern in Berlin nachgespielt.
- An einer Grundschule in Spandau wurde dabei ein Kind verletzt.
- Schulleiter, Lehrer und Eltern sind alarmiert.
- Die Netflix-Serie gilt als äußerst erfolgreich - und verstörend brutal.
Berlin. Das Grundmuster der erfolgreichen Netflix-Serie „Squid Game“ ist simpel und brutal: In neun Folgen treten mehrere Hundert hoch verschuldete Menschen in Kinderspielen gegeneinander an. Dem Gewinner winkt ein Preisgeld in Millionenhöhe. Die Verlierer werden getötet.
Obwohl erst ab 16 Jahren freigegeben, sind es offenbar vor allem Grundschüler, die fasziniert von dieser Serie sind. Nun ist „Squid Game“ auch auf den Berliner Schulhöfen angekommen. Wie jetzt bekannt wurde, ist an einer Spandauer Grundschule am Dienstag ein Drittklässler verletzt worden. Er hatte mit seinen Mitschülern auf dem Pausenhof die Serie nachgespielt.
„Squid Game“ an Schule in Spandau nachgespielt: „Abartig und erschütternd“
„Es ist wirklich abartig und erschütternd“, sagt die Schulleiterin, deren Name der Morgenpost bekannt ist. Sie habe sich nur den Trailer angeschaut, um zu wissen, worum es überhaupt bei der Serie geht, von der ihre Schüler seit Wochen reden. „Doch schon dieser kurze Ausschnitt hat mir völlig gereicht“, sagt sie.
Dementsprechend geschockt war sie auch, als sie eine Gruppe Drittklässler auf dem Schulhof dabei ertappte, wie sie die Serie nachspielten. Nachdem eines der Kinder bei dem Spiel „verloren“ hatte, hätten die anderen sich auf ihn gestürzt und seien ihm auf den Kopf gesprungen. Der Junge habe es sich gefallen lassen, weil es ja zum Spiel dazu gehöre. Er hat Glück gehabt und ist mit blauen Flecken davon gekommen.
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„Das Problem gibt es momentan an sehr vielen Berliner Grundschulen“
„Ich habe sofort die Gesamtelternvertretung informiert und einen Warnbrief geschrieben“, so die Schulleiterin. „Ich halte diese Serie für sehr gefährlich.“ Auch mit den Eltern der beteiligten Kinder hat sie Gespräche geführt. „Einige haben ganz freimütig zugegeben, dass sie die Serie gemeinsam mit ihren Kindern schauen“, sagt die Pädagogin, die diese Spiele an ihrer Schule nicht dulden will. Sie hat das Thema bereits mit anderen Schulleitern besprochen. „Das Problem gibt es momentan an sehr vielen Berliner Grundschulen“, sagt sie.
Mit welchen Fernseh- oder Streamingserien Kinder ihre Zeit verbringen, sollten Eltern nach Ansicht des Berliner Elternausschussvorsitzenden, Norman Heise, im Blick behalten. Dass die Inhalte dem Alter der Kinder nicht angemessen seien, sei kein Ausnahmefall, sagt er. Oft nutzten Kinder auch Computerspiele, die nicht für ihr Alter freigegeben seien. „Und das ist natürlich bei Netflix und anderen Streamingangeboten genau das gleiche“, sagt Heise.
„Man kann nur an die Eltern appellieren: Überall steht drauf, ab welchem Alter die Spiele oder Serien geeignet sind.“ Es lasse sich auch technisch verhindern, dass gerade jüngere Kinder Inhalte zu sehen bekommen, die ihrem Alter nicht angemessen sind. „Diese Möglichkeiten sollte man auch nutzen“, so der Berliner Elternvertreter.
Bildungsverwaltung: "Medienbildung ist ein Querschnittsthema an den Schulen"
Die Bildungsverwaltung kenne die Popularität der Serie gerade unter jungen Menschen, teilte ein Sprecher am Freitag mit. „Medienbildung ist ein Querschnittsthema an den Berliner Schulen. Ethisch-moralische Fragen werden in verschiedenen Unterrichtsfächern thematisiert.“ Lehrkräfte, Erzieher sowie Sozialarbeiter an den Schulen setzten sich intensiv mit der Lebensrealität von Schülern auseinander, seien im Gespräch auch über Filme, die die jungen Menschen beschäftigten.
Diskussionen um die Serie gab es bereits in mehreren Ländern von Großbritannien bis Italien. Kritiker befürchten, das Serienmuster könne Kinder zu Mobbing und Gewalt gegenüber Gleichaltrigen animieren.