Berlin. Die Umstellung ihrer Busflotte auf Elektroantrieb ist für die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) weiterhin ein recht teures Unterfangen. So kosten die 90 E-Busse, die das landeseigene Unternehmen jetzt bestellt hat, inklusive der notwendigen Ladeinfrastruktur insgesamt 61 Millionen Euro. Das entspricht einem Kaufpreis von rund 680.000 Euro pro Bus – rund das Dreifache des Preises, den die BVG für einen herkömmlichen Bus dieser Größe mit Dieselmotor und den strengsten Abgaswerten bezahlen muss.
Der Aufsichtsrat der Verkehrsbetriebe hatte bereits Anfang Juni den Kauf neuer E-Busse abgesegnet. Nach Ablauf der Einspruchsfrist für Mitbewerber gab die BVG bekannt, dass der Großauftrag an den polnischen Hersteller Solaris geht. Der Bund will den Kauf mit voraussichtlich 14 Millionen Euro fördern. Die übrigen 47 Millionen Euro müssen das Land Berlin und die BVG aufbringen.
Preise für E-Busse sinken kaum
Der Auftragswert liegt nach Angaben der Verkehrsbetriebe unter den Investitionskosten für ihre ersten Großbestellung von batteriebetriebenen Bussen. Für die je 15 Eindecker, die der polnische Hersteller Solaris und die Daimler-Tochter Evo-Bus seit Jahresbeginn nach Berlin liefern, bezahlt die BVG 18 Millionen Euro, umgerechnet sind das 600.000 Euro pro Bus. Die Kosten für den Aufbau der Ladestationen seien darin aber noch nicht enthalten, heißt es. „Da die Ausschreibungsverfahren für die dazugehörige Ladeinfrastruktur noch laufen, können wir hier keine genaueren Angaben machen“, sagte dazu ein BVG-Sprecher. Der Dachverband der kommunalen Verkehrsunternehmen VDV hatte bereits darauf hingewiesen, dass entgegen vieler Politiker-Erwartungen die Preise für E-Busse kaum sinken, sondern aufgrund der wachsenden Nachfrage bei knappen Produktionskapazitäten eher steigen.
Busse sollen vor allem auf der Linie 300 fahren
Solaris will ab Frühjahr 2020 die bereits bekannten Fahrzeuge des Typs New Urbino 12 electric liefern. Die Stadtbusse sind zwölf Meter lang und bieten Platz für maximal 70 Fahrgäste. Sie gehören damit zu den kleineren in der BVG-Flotte und sollen vor allem auf der neue BVG-Vorzeigelinie 300 zwischen Potsdamer Platz und East Side Gallery zum Einsatz kommen. Ab kommenden Jahr soll der E-Bus-Einsatz auch auf die Linien 147 (Hauptbahnhof – Märkisches Museum), 194 (Hermannplatz – Helene-Weigel-Platz) und 240 (Ostbahnhof – Storkower Straße) ausgeweitet werden. Die Busse sind sogenannte Depotlader. Das bedeutet: Durch Zwischenaufladungen könne die Tageslaufleistung so maximiert werden, dass die nominale Reichweite (von aktuell 150 Kilometern) bei weitem übertroffen werde. Im Testbetrieb haben die Fahrzeuge bereits Einsatzzeiten von 16 Betriebsstunden am Tag erreicht, so die BVG.
Erstmals auch die Heizung mit Strom
Anders als bei den Vorgängern soll in den neuen E-Bussen nun auch die Heizung elektrisch betrieben werden. Die bislang von Solaris und Evo-Bus gelieferten 30 E-Busse haben noch kleine Dieselaggregate an Bord, um den Fahrgastraum zu beheizen. Das sorgte allerdings für Abgase, sodass die Busse nicht wie vom Senat gefordert zu 100 Prozent emissionsfrei sind. Dieses Ziel kann am Ende allerdings nur erreicht werden, wenn auch der Ladestrom komplett aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Dies soll bei der BVG nach eigenen Angaben aber der Fall sein. E-Busse sind aber nicht nur wegen ihrer sehr hohen Herstellungskosten, sondern auch wegen ihrer vergleichsweise geringen Reichweite sowie der schweren Umweltschäden bei der Rohstoffgewinnung für die Batterien umstritten.