Berlin. Changing Cities legt eigenes Konzept für autofreie Straße vor. Passanten soll eine völlig neue Aufenthaltsqualität geboten werden.
Für die einen ist dies eine Idee von Autohassern, für die anderen eine große Chance: Die Friedrichstraße soll nach dem Willen von Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) im Sommer zumindest tageweise zur autofreien Zone werden. Was dann passieren soll, darüber wird noch debattiert.
„Einfach nur Fußgänger statt Autos auf der Straße, das reicht uns nicht aus“, sagt Stefan Lehmkühler vom Verein Changing Cities, der jetzt seine Vision für die zentrale Einkaufsstraße in Mitte vorgelegt hat. Danach soll die Friedrichstraße als „Straße der Zukunft“ beispielhaft zeigen, wie Flächen, die bislang vom Autoverkehr dominiert werden, umgewandelt werden.
Erklärtes Ziel ist es dabei, Anwohnern und Passanten eine völlig neue Aufenthaltsqualität zu bieten. „Dies wird durch die Schaffung einer modernen Flaniermeile realisiert“, heißt es dazu in dem Konzept, das der Berliner Morgenpost vorliegt. Klare Botschaft darin. Die Friedrichstraße soll nicht nur temporär, sondern dauerhaft für private Autos gesperrt bleiben.
Sicherheitsstreifen für Radfahrer und Rettungsfahrzeuge
Changing Cities schlägt unter anderem vor, mittig auf der Friedrichstraße eine fünf Meter breite „Safety lane“ zu schaffen. Um den Streifen von den Fußgängerbereichen abzuheben, soll er Schrägborde sowie eine Mittelmarkierung erhalten. Auf diese Weise werde ein baulich getrennter Zwei-Richtungs-Radweg geschaffen, der im Notfall auch von Polizei, Feuerwehr oder Notärzten genutzt werden kann, heißt es im Konzept.
Und um zu vermeiden, dass Privatautos einfach drüber fahren, soll es jeweils an den Enden versenkbare Poller geben, die von den Rettungskräften per Transponder-Signal entsperrt werden können. Rot blinkende Leuchtbänder im Boden sollen Radfahrern und Fußgängern zudem signalisieren, wann sie die „Safety lane“ nicht betreten dürfen.
Den Fußgängern stehen laut Changing Cities bis zu 8.50 Meter breite Flanierbereiche links und rechts der Straße zur Verfügung, sie haben damit deutlich mehr als Platz als bisher zum Bummeln und Einkaufen.
Friedrichstraße soll Pilotprojekt für ganz Berlin werden
Über die Schaffung von mehr Fußgängerzonen in der östlichen Innenstadt wird bereits seit Jahren diskutiert. Ursprünglich wollte Rot-Rot-Grün den Boulevard Unter den Linden autofrei umgestalten. Was wegen der großen Bedeutung der Straße für den Ost-West-Verkehr, aber auch für den öffentlichen Nahverkehr auf Kritik stieß. Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) spricht sich dagegen seit Längerem für eine autofreie Friedrichstraße aus.
Diese Idee griff Verkehrssenatorin Günther jüngst bei der Vorstellung des Fußgängerteils im neuen Mobilitätsgesetz auf. Geplant ist, den Abschnitt zwischen Unter den Linden und Leipziger Straße zur Fußgängerzone zu erklären. Die Maßnahme soll zum Pilotprojekt für ganz Berlin werden.
Das Konzept will Changing Cities am Mittwoch bei einem Workshop der Initiative „Die Mitte“ erstmals öffentlich vorstellen (22. Mai, 18 Uhr, im Volkswagen Group Forum, Friedrichstraße 84). Am Donnerstag ist ein Gespräch mit Verkehrssenatorin Günther und Bezirksbürgermeister Dassel geplant.