Berlin. Die Wohnungsmieten in der Hauptstadt haben sich im Jahr 2017 erneut deutlich verteuert. Im Durchschnitt verlangten Wohnungsanbieter im vergangenen Jahr 9,79 Euro je Quadratmeter und Monat (kalt). Das geht aus dem Wohnmarktreport Berlin 2018 hervor, den der Immobiliendienstleister CBRE und die Berlin Hyp am Donnerstag vorgelegt haben. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die Angebotsmieten um 79 Cent oder 8,8 Prozent gestiegen. Damit dreht sich die Preisspirale trotz der vor zwei Jahren eingeführten Mietpreisbremse sogar noch schneller als im Vorjahr: 2016 hatte die Preissteigerung bei 5,6 Prozent beziehungsweise 50 Cent gelegen. Für den aktuellen Report wurden mehr als 85.000 Mietwohnungsangebote in der Hauptstadt ausgewertet.
Besonders tief in die Tasche greifen musste, wer in den drei Innenstadtbezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte eine Wohnung anmieten wollte. In diesen Bezirken lag die durchschnittliche Angebotsmiete sogar über elf Euro. Und lediglich in vier Bezirken, die allesamt am Stadtrand liegen, fanden Interessenten im Jahr 2017 noch Angebotspreise, die im Median unter neun Euro lagen. Dennoch stiegen gerade in Marzahn-Hellersdorf (7,34 Euro je Quadratmeter und Monat), Spandau (7,95 Euro), Reinickendorf (8,32 Euro) und Treptow-Köpenick (8,98 Euro) die prozentualen Änderungen gegenüber dem Vorjahr mit einem Plus von 9,1 bis 10,6 Prozent besonders stark.

„Im vergangenen Jahr hatten wir noch prognostiziert, dass die Preisentwicklung sich verlangsamen würde“, sagte Gero Bergmann, Vorstandsmitglied der Berlin Hyp. „Aber Berlin ist attraktiv, und der Zuzug ist groß“, so der Bankenexperte. Deshalb sei auch für das Jahr 2018 kein Ende des Preisanstiegs in Sicht, zumal das Neubauvolumen in der Hauptstadt nicht groß genug sei, um der bereits heute bestehenden Wohnungsknappheit zu begegnen. 60.466 Neu-Berlinern, also rund 30.000 Haushalten, standen im Jahr 2016 nur 10.781 fertiggestellte Wohnungen gegenüber. Für 2017 zeichnete sich aufgrund gestiegener Genehmigungszahlen zwar eine höhere Fertigstellungsquote ab, die jedoch den hohen Zuzug nicht auffangen kann.
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„Von Entlastung oder gar Entspannung keine Spur“, kommentierte der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Reiner Wild, den Report. Für eine 70 Quadratmeter große Wohnung müssten nach den aktuellen Zahlen inzwischen knapp 900 Euro monatlich als Warmmiete bezahlt werden. „Unterstellt man, dass nicht mehr als ein Drittel des Haushaltsnettoeinkommens für die Warmmiete aufgewandt werden sollte, dann müssten die Berliner Haushalte im Schnitt gut 2700 Euro netto verdienen“, so Wild. Davon sei das Berliner Durchschnittseinkommen mit deutlich unter 2000 Euro im Monat jedoch weit entfernt.
Die Entwicklung der Angebotsmieten sei darüber hinaus erneut ein Indiz, dass die Mietpreisbremse in Berlin nicht wirkt. „Das ist zum einen auf die zahlreichen Ausnahmen, zum anderen auf die fehlenden Sanktionen für nicht gesetzestreue Vermieter zurückzuführen“, so Wild.
Immerhin eine gute Neuigkeit hatten die Marktbeobachter für Berlins leidgeprüfte Mieter, die in den vergangenen fünf Jahren einen Preisanstieg von insgesamt 31 Prozent hinnehmen mussten: Nachdem das Berliner Neubaugeschehen lange von Eigentumswohnungen dominiert worden war, ergab die Analyse von 267 Wohnungsbauprojekten im Stadtgebiet, dass mehr als die Hälfte der knapp 35.000 geplanten Einheiten als Mietwohnungen auf den Markt gebracht werden.

Wo man in Berlin noch günstig wohnen kann, erzählt Schauspieler Max Urlacher als Gast im Berlin-Podcast "Molle und Korn":
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