Organisierte Kriminalität

Sprengsatz - In welche Richtung die Polizei jetzt ermittelt

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Matthias Steube

Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln im Bereich Organisierter Kriminalität. Einen Terroranschlag schließt die Polizei dagegen aus.

Im Fall des explodierten Autos in der City West am Dienstagmorgen ermitteln Mordkommission und ein Staatsanwalt für Kapitalverbrechen im Bereich der Organisierten Kriminalität. "Die Polizei ermittelt jetzt mit Hochdruck in alle Richtungen", erklärte Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) am Dienstag. "Das umfasst explizit die Möglichkeit, dass es sich um eine Auseinandersetzung im Umfeld der Organisierten Kriminalität handelt." Die Polizei betonte zugleich, es gebe derzeit keine Hinweise auf eine terroristische Tat.

Martin Steltner, Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, sagte: „Nach dem derzeitigen Stand war der Sprengsatz unter dem Fahrzeug angebracht. Die Explosion hat den Mann getötet.“ Um welche Art von Sprengsatz es sich handelt, konnte Steltner noch nicht sagen. „Das ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen.“

Halter des Fahrzeugs sei eine andere Person, sagte Steltner weiter. Deshalb sei auch nicht auszuschließen, dass der Sprengstoffanschlag gar nicht dem 43-Jährigen gegolten habe, der in der Nähe des Anschlagsortes wohnte.

Sprengsatz tötet Autofahrer - Was wir bislang wissen

In den Bereich der organisierten Kriminalität fällt auch das Rocker-Milieu. Zwischen den Klubs Hells Angels und Bandidos hat es immer wieder gewalttätige Auseinandersetzungen gegeben. So wurde etwa im Februar 2014 auf dem Gelände eines Bandidos-Chapters in der Provinzstraße in Wedding eine Handgranate gefunden.

Derzeit laufen im Bereich der Rockerkriminalität zudem zwei Prozesse - denkbar ist, dass das Opfer der Explosion am Dienstagmorgen aus diesem Umfeld stammt.

Bei dem einen Prozess geht es um den Mord an dem Türsteher Sebastian K., Spitzname "Locke". Er wurde am 1. September 2013 vor dem Soda-Club auf dem Gelände der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg getötet. Als Todesschütze angeklagt ist Rene P., 32. Doch der wurde völlig überraschend nach eineinhalb Jahren aus der Untersuchungshaft entlassen.

Schüsse im Reinickendorfer Wettbüro

Kronzeuge in diesem Fall ist Kassra Z. Der steht aber auch gleichzeitig als Angeklagter vor Gericht. Dabei geht es um den Mord an Tahir Özbek. Elf Männer, teils vermummt, stürmten am 10. Januar 2014 das Wettcafé Expekt in Reinickendorf. Einer von ihnen feuerte acht Schüsse ab, sechs davon trafen Tahir Özbek tödlich.

Den Auftrag dazu soll Kadir P. gegeben haben. Er ist Chef eines Chapters der Berliner Hells-Angels. Kassra Z. ist im Wettbüromordprozess Angeklagter und Kronzeuge. Denn der 27-jährige Hartz-IV-Empfänger, genannt "Perser", großflächig tätowiert und kahl rasiert, hat ausgepackt.

Zu den Prozesstagen sitzt er in einer Einzelbox aus Panzerglas. Mit einer Sonnenbrille versucht er sich vor den fixierenden Blicken seines ehemaligen Chefs zu schützen. Ein Personenschützer wacht neben ihm.