Der Bebauungsplan ist noch nicht genehmigt, das Projekt noch nicht realisiert, aber schon vorab ausgezeichnet. Die im Kiez umstrittene Planung für das neue Stadtquartier „Bautzener Straße“ in Schöneberg erhielt am Mittwoch im Deutschen Architekturzentrum (DAZ) das sogenannte Vorzertifikat in Platin.
Damit zeichnet die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) das mit sieben Wohnblöcken vorgesehene Quartier auf der Brache an den Bahngleisen als „nach höchsten Nachhaltigkeitsstandards geplantes“ Projekt aus.
294 Mietwohnungen geplant
„Wir wollen dort 294 Wohnungen realisieren, von denen mehr als 40 Prozent kleiner als 60 Quadratmeter sein werden, weil gerade an kleineren Wohnungen ein großer Bedarf besteht“, sagte Reinhold Semer.
Wie der Geschäftsführer des Bauvorhabenträgers, der Dr. Wolfgang Schroeder Immobilien GmbH & Co. KG, der Berliner Morgenpost bestätigte, sollen jetzt ausschließlich Mietwohnungen realisiert werden. Ursprünglich waren in dem Projekt auch Eigentumswohnungen geplant. Etwa 20 Prozent der Wohnungen sind als Sozialwohnungen vorgesehen. Neben den Wohnungen sind unter anderem eine Kindertagesstätte, ein großes Fitnesscenter, ein Supermarkt sowie zahlreiche Läden geplant.
Kritik von Gegnern zurückgewiesen
Der Entwurf für das neue Quartier stammt von dem Berliner Büro „CollignonArchitektur“. „Wir beziehen uns bewusst auf die bestehende Bebauung an der Bautzener Straße, haben uns aber gegen die typische Blockrandbebauung entschieden und die Gebäude so gesetzt, dass eine Durchlässigkeit zum Park erhalten bleibt“, sagte Oliver Collignon.
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Die Kritik einiger Demonstranten, die am Mittwoch vor dem DAZ gegen die Bebauung des Grünzugs in Schöneberg protestierten, wies der Architekt von sich. „Das Grundstück war bereits als Bahnareal teilweise schon versiegelt und wird durch das Projekt keinesfalls mehr versiegelt sein“, sagte Collignon.
Architekt: Kritik erkaufter Zertifizierung ist Schwachsinn
Der Vorwurf der Gegner, dass das Platinzertifikat gekauft worden sei, bezeichnete Collignon als „völligen Schwachsinn“. Es gebe vielmehr einen Katalog zahlreicher Kriterien, die unabhängig geprüft worden seien. So liege dank Einsatz solcher Techniken wie einer Abwasser-Wärmepumpe oder einer Solaranlage die CO2-Erzeugung unter 40 Prozent eines konventionellesn Baus.
Anwohner und Unterstützer der Initiative „Kiezpalaver“ kritisieren, dass der geplante Wohnungsbau „die ökologisch wichtige Frischluftschneise und Stadtnatur zerstört“. Das Projekt müsse unbedingt verhindert werden, sagte Claudia Albert. Die Demonstrantin sdagte, sie befürchte, dass das wieder so ablaufe, wie bei dem teilweise schon realisierten Projekt Am Lokdepot. „Erst heißt es, hier entsteht bezahlbarer Wohnraum, aber später wird es so teuer, dass sich das kaumeiner leisten kann“, so Albert. Sie hofft, dass der Bezirk die Baugenehmigung nicht erteilt.
Baugenehmigung noch vor der Sommerpause erwartet
Der Leiter des zuständigen Stadtentwicklungsamtes von Tempelhof-Schöneberg geht indes davon aus, dass nach Offenlegung der Baupläne im März 2016 dier Genehmigung noch vor der Sommerpause erteilt werden könne. Er begleite das Projekt von Anfang an „mit Herzblut“ sagte Amtsleiter Siegmund Kroll. „Wenn die Gebäude fertig sind, werden die Kritiker verstummen“, so Kroll.