Berlin. Von solchen Wachstumsraten können andere Branchen nur träumen. Seit 2002 steigt in Berlin nicht nur die Zahl der Hotelzimmer kontinuierlich, sondern auch deren Auslastung. Der Tourismus in Berlin boomt derart konstant, dass sich die Investoren an immer größere Bettenburgen wagen.
Allein in diesem Jahr werden nach Angaben des Berliner Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga zwölf neue Häuser mit insgesamt rund 3000 Zimmern an den Start gehen. 21 weitere Hotels mit rund 9000 Zimmern sind bereits in Bau beziehungsweise in der konkreten Planung.
Höherer Zuwachs als London und Paris
„Die Bundeshauptstadt liegt mit ihren Übernachtungszahlen zwar hinter London und Paris auf dem dritten Platz, doch die Zuwachsraten fallen höher aus“, sagt Gordon Gorski, Geschäftsführer von Hochtief Projektentwicklung. Dies sei auch der Grund, weshalb in keiner anderen deutschen Stadt so viele Hotels gebaut und geplant würden wie in Berlin.
Das gegenwärtige Projektentwicklungsvolumen am Berliner Hotelmarkt beläuft sich nach Angaben der Studie „Der Immobilienmarkt in Berlin“, die das Analysehaus Bulwiengesa im Auftrag von Hochtief erstellt hat, bis 2019 auf 625.000 Quadratmeter.
Größter Neubau an der Grunerstraße in Mitte
Wie optimistisch die Branche in die Zukunft blickt, zeigt sich auch an der zunehmenden Größe der einzelnen Projekte. So werden die größten Hotels in diesem Jahr die 500-Zimmer-Marke nicht überspringen. Nach Angaben der aktuellen Neubauliste der Dehoga wird das „Hotel Barcelona“ an der Grunerstraße in Mitte mit 478 Zimmern in diesem Jahr bereits die größte Neueröffnung sein.
Auf Platz zwei mit 389 Zimmern landet das „Hotel Titanic Business“ an der Chausseestraße, ebenfalls im Bezirk Mitte. Ab 2017 dagegen sollen echte Megaherbergen auf den Markt kommen: Angefangen beim „Motel One“ im Upper-West-Tower am Breitscheidplatz in Charlottenburg (582 Zimmer) bis hin zum „Motel One“ an der Grunerstraße (708 Zimmer) in Mitte.
Hotelstandort Berlin wächst im Europavergleich am stärksten
2018 wird dann das „Hotel Estrel“ im Tower an der Sonnenallee in Neukölln alle bisherigen Hotels in Berlin buchstäblich in den Schatten stellen: Mit 175 Metern ist es noch einmal 25 Meter höher als das bisher höchste Hotel Berlins, das „Park Inn Hotel“ am Alexanderplatz in Mitte. Allerdings behält das „Park Inn“ mit 1012 Zimmern die Nase vorn – der „Estrel Turm“ wird „nur“ 817 Zimmer bekommen.
Getrieben wird der Bauboom im Hotelsektor von den stetig wachsenden Übernachtungszahlen, die dafür sorgen, dass die Zimmerauslastung sich trotz des stark gestiegenen Bettenangebots im Höhenflug befindet. So meldete das Amt für Statistik für das Jahr 2001 knapp elf Millionen Übernachtungen in der Stadt.
Die Auslastung ist sogar gestiegen
2010 hatte sich diese Zahl mit rund 19 Millionen Übernachtungen nahezu verdoppelt. 2014 war die Zahl der Übernachtungen abermals um rund zehn Millionen auf 28,7 Millionen angewachsen. Und in diesem Jahr wird nach Schätzungen der Dehoga die 30-Millionen-Marke geknackt, die Marke von 35 Millionen soll 2019 erreicht werden.
Diesem Boom ist es zu verdanken, dass die Zimmerauslastung trotz der Tatsache, dass in den vergangenen 15 Jahren mehr als 230 Beherbergungsbetriebe neu eröffnet haben und sich die Zahl der Betten auf mehr als 140.000 sogar verdreifacht hat, deutlich gestiegen ist.