Neue U-Bahnzüge

Mit „Icke“ oder „Isolde“ durch den Berliner Untergrund

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Thomas Fülling

Foto: Tim Brakemeier / dpa

Die Berliner Verkehrsbetriebe haben neue U-Bahn-Züge bestellt. Sie sollen nicht namenlos durch die Stadt fahren. Und die Berliner sollen entscheiden, wie sie heißen. Drei Namen stehen zur Auswahl.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben die Mitbestimmung für sich entdeckt. Nachdem ihre Kunden bereits über die künftige Gestaltung der Sitze in den Zügen abstimmen durften, dürfen sie jetzt dem neuesten Modell der U-Bahn, der im Januar vorgestellten Baureihe IK, einen passenden Spitznamen geben. Doch wie schon bei den Sitzen ist die Auswahl begrenzt: „Icke“, „Isolde“ oder „Inka“ heißen die Varianten, die zur Wahl stehen. Der Anfangsbuchstabe „I“ war schon vorab vorgegeben, sollte er doch der Bezeichnung der Baureihe entsprechen, die bei der Berliner U-Bahn traditionell nach dem Alphabet sortiert werden.

Die jüngste Baureihe, von der im Januar die ersten Prototypen vorgestellt wurden, heißt demnach IK, wobei das zusätzliche „K“ verrät, dass die neuen Züge erst einmal nur für das sogenannten Kleinprofillinien gebaut. Bezeichnet werden so die Linien 1 bis 4, die aus der Anfangszeit der Berliner U-Bahn stammen und wegen der fehlenden Bauerfahrung durch besonders schmale Tunnel und Bahnhöfe führen. Die Züge durften daher nicht breiter als 2,30 Meter sein.

Ab Ende der 1920er-Jahren wurde dann in Berlin großzügiger gebaut, die Züge boten mit einer Breite von 2,65 Meter mehr Plätze für die Fahrgäste. Die Linien U5 bis U9 werden daher von der BVG als Großprofillinien bezeichnet.

Vom „Amanullah-Wagen“ zur „Tunneleule“

Aus den 1920er-Jahren ist auch die erste, allerdings noch inoffizielle Namensgebung überliefert. Weil der damalige afghanische König bei seinem Besuch 1928 in Berlin eine U-Bahn höchstselbst steuern durfte, bekamen die Züge der Baureihe AII den populären Beinamen „Amanullah-Wagen“. Die allerersten U-Bahn-Züge hießen im Volksmund allerdings "Tunneleulen", weil ihre runden Lampen im Tunnel leuchteten wie Vogelaugen in der Nacht. In den 1970er-Jahren ließ die DDR erstmals für die Berliner U-Bahn einen neue Fahrzeugserie entwickeln, die Züge der Baureihe GI fahren heute noch auf der U2 mit dem Beinamen „Gisela“. Wer sich die Bezeichnung einfallen ließ, ist nicht überliefert. Vermutet wird, dass sich die damalige Ostberliner U-Bahn-Chefin Gisela Grimm selbst ein Denkmal setzen wollte. Von Fahrgästen werden die lautstarken Züge mit den charakteristischen Wellblech-Outfit aber auch als „Thermoskanne“ und „Blechbüchse“ bezeichnet.

Nun aber will BVG die Namensgebung nicht mehr dem Volksmund überlassen und nimmt die Sache in die eigenen Hände. Bereits bei der Vorstellung des Protozuges für die von Stadler in Pankow gebauten IK-Baureihe hat das Unternehmen das fahrende Volk aufgerufen, originelle Namen für die neuen U-Bahnen zu finden.

1500 Vorschläge gingen ein

Mehr als 1500 Namensvorschlägen seien eingegangen, zeigt sich die BVG von der Resonanz ihres Aufrufs im Internet selbst überrascht. Fans aus Berlin, aber auch aus ganz Deutschland und dem Ausland hätten Vorschläge eingereicht. „Nicht selten mit ganz persönlichen Geschichten oder einfach nur mit viel Herz und Schnauze zur Begründung“, wie es bei der BVG heißt. Ursprünglich sollte das letzte Wort eine Jury haben, doch wegen der großen Resonanz dürfen nun alle U-Bahn-Fans abstimmen - allerdings nur auf Facebook (facebook.com/weilwirdichlieben).

In dem sozialen Netzwerk war die Suche nach einem Namen indes schon vorher los – mit Vorschlägen wie „Insolvenz“, „Igitte“, „Immervoll“, „Ikarus“ oder „Immerhin“ - doch die fanden nicht den Weg in die BVG-Charts. Da stehen nun „Icke“ (Das Personalpronomen Ich auf berlinerisch), „Isolde“ („treu bis in den Tode“ – was soll uns das sagen?) oder „Inka“ (doch nicht die Schlagersängerin?) zur Wahl.

Vom 27. April bis 4. Mai darf abgestimmt werden. Ende des Monats sollen dann auch die beiden Protozüge dann auch öffentlich (mit oder ohne Namenszusatz) zu sehen sein, wegen fehlender Zulassung aber noch ohne Fahrgäste.