Tröpfelnde Duschen, geplatzte Fliesen, Graffiti in den Umkleidekabinen: Wer Berlins Schwimmbäder besucht, sollte auf dem Weg ins Wasser manchmal besser nicht so genau hinsehen. Viel schlimmer aber sind die Probleme, die die Gäste gar nicht bemerken: Veraltete Rohre oder Lüftungen, Probleme mit Filteranlagen oder undichten Abläufen. Ein „Sanierungs- und Modernisierungsstau“ belaste die Berliner Bäder-Betriebe, sagt deren Sprecher Matthias Oloew. Dennoch soll kein Bad geschlossen werden.
Allein 88 Millionen Euro seien notwendig, um die Bäder zu sanieren, also Gebäude und Anlagen zu erhalten, so Oloew. Um die Einrichtungen für die Gäste attraktiver zu machen, seien Modernisierungsmaßnahmen für mehr als 300 Millionen Euro notwendig. Tatsächlich aber stehen den Bäder-Betrieben im Jahr 2015 erst einmal nur fünf Millionen Euro für die bauliche Instandhaltung zur Verfügung. Das geht aus dem Wirtschaftsplan 2015 hervor, in dem die Investitionssummen für einzelne Bäder aufgelistet sind.
„Das reicht natürlich nicht und das wissen auch alle“, sagt Oloew. Das landeseigene Unternehmen müsse deshalb Prioritäten setzen. Viele Bäder mit besonders hohem Sanierungsbedarf tauchten auf der Liste gar nicht auf: „Da können wir nur hoffen, dass es gut geht“, so der Sprecher. Um beispielsweise das Kombibad Mariendorf zu sanieren, würden 15 Millionen Euro benötigt, für 2015 sind aber keine baulichen Investitionen vorgesehen.
Senat investierte 73 Millionen Euro in Schwimmbäder
Für das Spreewaldbad in Kreuzberg sind im Jahr 2015 140.000 Euro eingeplant. Tatsächlich würden aber etwa zwölf Millionen Euro gebraucht, um das Bad zu sanieren, sagt Oloew: „Das Schwimmbad ist seit 1987 ununterbrochen in Betrieb, man geht für Schwimmbäder von einer Lebensdauer von 25 Jahren aus, dann muss man sanieren.“ Feuchte Luft, Chlor und hohe Raumtemperaturen setzten der Bausubstanz und Technik zu. Erst am Mittwoch musste die Einrichtung wegen eines Wasserrohrbruchs für mehrere Stunden geschlossen werden. Betroffen war neben Badegästen, die den günstigen Frühtarif nutzen wollten, auch das Schulschwimmen.
Größter Posten im Wirtschaftsplan ist mit zweieinhalb Millionen Euro die Sanierung der Schwimmhalle an der Thomas-Mann-Straße in Prenzlauer Berg. Dennoch reicht auch hier das Geld nicht, um das Bad mit Mitteln der Bäder-Betriebe zu modernisieren.
Deshalb investiert auch der Senat in die Sanierung der Schwimmhallen und Freibäder. Von 2006 bis 2014 wurden dafür insgesamt 73 Millionen Euro ausgegeben. Für den Haushalt der Jahre 2016/2017 laufen nach Angaben der Senatssportverwaltung derzeit Gespräche über die Höhe der Bau- und Sanierungsinvestitionen.
Henkels neues Konzept für Berlins Bäder
Im vergangenen Jahr hatte Bäderchef Ole Bested Hensing eine breite Diskussion über den Zustand der Schwimmhallen ausgelöst, als er in seinem Bäderkonzept vorschlug, mehrere Einrichtungen zu schließen. Es sei um einen „Paradigmenwechsel in der Bäderpolitik“ gegangen, sagt Sprecher Oloew, zuvor habe man in Berlin immer nur saniert, statt einzelne Schwimmbäder abzureißen und „punktuell neu zu bauen“.
Ole Bested Hensing hatte sich dafür ausgesprochen, Multifunktionsbäder, also Kombinationen aus Frei- und Hallenbädern zu schaffen, in denen das Personal besser eingesetzt werden könne. Außerdem seien moderne Bäder im Unterhalt günstiger als viele bestehende. Welche Einrichtungen er dabei schließen wollte, wurde nicht bekannt.
Der Senat hatte Schließungen abgelehnt, seither wurde um ein Konzept für die Bäder-Betriebe gerungen. In der kommenden Woche will nun Sportsenator Frank Henkel (CDU) die Pläne vorstellen. Schließungen seien dabei nicht vorgesehen, sagte der Bädersprecher, es könne aber Neubauten geben.
Nach Informationen der Berliner Morgenpost sollen zwei Kombibäder für jeweils 30 Millionen Euro gebaut werden, eines am Ankogelweg in Mariendorf, eines an der Wolfshagener Straße in Pankow. Das Geld soll aus dem Investitionsfonds des Landes kommen, den das Abgeordnetenhaus Ende vergangenen Jahres beschlossen hatte.
Um das Kombibad Mariendorf am Ankogelweg zu sanieren, würden laut Bäder-Betrieben 15 Millionen Euro benötigt. Deshalb wurde diesem Standort offenbar der Vorzug für den Neubau gegeben. Die Bäder-Betriebe hatten nach Informationen aus Koalitionskreisen den Ausbau des Bades an der Rixdorfer Straße präferiert.
Weniger Besucher in Berliner Bädern
Die Zahl der Besucher in den Berliner Bädern ging im vergangenen Jahr zurück. Während die Hallen wie 2013 etwa 2,5 Millionen zahlende Gäste hatten, waren es in den Sommerbädern mit 1,1 Millionen etwa 500.000 weniger als im Jahr zuvor.
Oloew führte die Entwicklung nicht auf die erhöhten Eintrittspreise zurück, sondern auf das Wetter. Es sorgte 2014 auch dafür, dass mehrere Freibäder schon vor dem offiziellen Saisonende geschlossen wurden. Das Wasser habe nicht auf eine ausreichend hohe Temperatur aufgeheizt werden können, sodass Kunden wegblieben. Wenn das wieder so sei, würden die Bäder auch in diesem Jahr früher geschlossen, so Oloew. Erst einmal, so verspricht der Bäder-Betriebe-Sprecher, sollen aber alle Sommerbäder öffnen – trotz Sanierungsstau.