In der Berliner Charité wird seit Sonnabendmorgen ein Ebola-Verdachtsfall behandelt. Bei derbetroffenen Person handele es sich um ein Mitglied eines südkoreanischen Behandlungsteams, das sich im Kontakt mit einem Ebola-Patienten in Sierra Leone an einer Nadel verletzt habe, sagte Constanze Frey, Sprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, der Berliner Morgenpost.
Die Person, bei dem noch nicht bekannt ist, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt, wurde nach Berlin geflogen und am Morgen gegen 7 Uhr mit einem Spezialfahrzeug der Berliner Feuerwehr auf die Sonderisolierstation der Charité gebracht. Dort müsse zunächst geprüft werden, ob sich der Ebola-Verdacht bestätige, sagte die Sprecherin weiter.
Bislang zeigt die Person noch keine Symptome einer Ebola-Erkrankung. Verlässliche Auskunft kann ein Bluttest aber erst geben, wenn Fieber auftreten sollte. Die Wahrscheinlichkeit ist nach Angaben des Oberarztes der Station für hochinfektiöse Erkrankungen an der Charité, Frank Bergmann, allerdings hoch.
Die Person hatte am 29. Dezember Kontakt zu einem Patienten, der schwer an Ebola erkrankt war, bereits unter Multiorganversagen litt und einen Tag später starb. Bei der Blutentnahme zuckte der Patient offenbar sehr stark und dadurch erfolgte die Nadelstichverletzung bei dem jetzt in der Charité eingelieferten Mitglied des südkoreanischen Behandlungsteams.
Die Nadel verursachte durch drei Handschuhe hindurch eine oberflächliche Verletzung an der Hand. Diesen Verlauf schilderte Prof. Ulrich Frei, der ärztliche Direktor der Charité, am Sonnabend bei einer Pressekonferenz.
Senat und Charité sagten Behandlung sofort zu
Nach Angaben von Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) war am Silvesterabend eine Anfrage der Weltgesundheitsorganisation WHO beim Lagezentrum des Auswärtigen Amtes eingegangen. Diese wurde dann an die sieben Behandlungszentren in Deutschland weitergeleitet, so auch nach Berlin.
In Absprache zwischen Senat und Charité sei sofort eine Zusage erfolgt, die dann am Neujahrsmorgen von der WHO angenommen wurde. Bereits dann wurden sowohl von Seiten der Klinik, als auch von der Feuerwehr, die den Transport vom militärischen Flughafen in Tegel zur Klinik am Sonnabend früh übernommen hat, mit den Vorbereitungen begonnen. So mussten am Freitag 18 Patienten auf andere Stationen verlegt werden, um die Isolierstation freizumachen.
Am Sonnabend um 7.14 Uhr landete die Maschine, eine Gulfstream der US-Fluggesellschaft Phoenix Air, um 7.25 Uhr begann der Transport, 15 Minuten später sei der Patient bereits bei der Sonderisolierstation der Charité eingetroffen, schilderte Stefan Poloczek, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes der Berliner Feuerwehr.
Zur betroffenen Person wollte Ulrich Frei keine konkreten Angaben machen, weil diese um größtmögliche Anonymität gebeten habe. Es ist auch nicht bekannt, welchen Beruf sie ausgeführt hat. Bekannt ist lediglich, dass die Person aus Südkorea kommt, zum medizinischen Personal gehört und für eine Hilfsorganisation westlich von Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone, im Einsatz war.
Die Inkubationszeit bei Ebola kann bis zu drei Wochen betragen, wobei die Krankheit nach Angaben von Frank Bergmann in den meisten Fällen zwischen dem sechsten und zwölften Tag ausbricht. Der Sonnabend ist Tag fünf nach der Nadelstichverletzung.
Zurzeit kümmern sich ständig drei Teams um die Person, jeweils ein bis zwei Ärzte und zwei bis drei Pfleger pro Schicht. Wenn die Krankheit tatsächlich ausbricht, seien, so Frank Bergmann, bis zu 40 Mitarbeiter im Einsatz, um die Behandlung vorzunehmen. Die große Zahl begründet sich vor allem dadurch, dass Pfleger und Ärzte nur bis zu drei Stunden am Stück im Schutzanzug arbeiten können.
Frau bricht in Jobcenter zusammen - wegen Malaria
Im vergangenen Jahr war in Berlin bereits mehrfach Ebola-Alarm ausgelöst worden, in allen Fällen hatte sich der Verdacht allerdings nicht bestätigt. Mitte August war eine Frau, die sich zuvor in einem afrikanischen Land aufgehalten hatte, im Jobcenter Pankow bewusstlos zusammengebrochen. Die Behörden ergriffen zunächst alle für solche Fälle vorgesehenen Maßnahmen, das Jobcenter wurde abgesperrt, etwa 500 Besucher durften das Gebäude nicht verlassen und die Frau wurde in die Charité gebracht. Dort stellte sich heraus, dass sie an Malaria erkrankt war.
Mitte November wurde ein Neuköllner mit Ebola-Verdacht in die Charité eingeliefert, der Mann war als Dolmetscher unter anderem mit Menschen aus Sierra Leone in Kontakt gekommen. Der westafrikanische Staat ist am meisten von der Seuche betroffen. Auch in diesem Fall bestätigte sich der Verdacht nicht.
Zwischenzeitlich hatte im Oktober ein Mann in Wilmersdorf für Aufregung gesorgt, als er aus einem Lokal an der Wilmersdorfer Straße die Feuerwehr anrief und sich als Ebola-Kranker ausgab. Gegen den Mann wird inzwischen ermittelt, außerdem erwartet ihn eine saftige Rechnung für den Einsatz der Feuerwehr.
Berlin ist vorbereitet für Ebola-Verdachtsfälle
In Berlin gibt es konkrete Ablaufpläne bei Ebola-Verdacht. Die Feuerwehr verfügt über ein Spezialfahrzeuge, mit dem Verdachtsfälle transportiert werden können, ohne dass diese in Kontakt zur Fahrzeugbesatzung kommen. Die Sonderisolierstation der Charité ist die größte in Deutschland. Sie hat Platz für 20 Patienten, mehr als 200 Mitarbeiter, Ärzte und Pflegepersonal, sind für solche Behandlungen geschult. Bereits vor Monaten kündigte die Klinikleitung an, dass dort bei Bedarf auch Fälle von außerhalb Berlins behandelt werden sollen.
Bei Verdachtsfällen in Berlin ist zunächst der Amtsarzt des jeweiligen Bezirkes erster Ansprechpartner, dem müssen sämtliche Fälle gemeldet werden, er entscheidet über weitere Maßnahmen. Dafür wurde in den Bezirken jeweils ein 24-Stunden-Bereitschaftsdienst eingerichtet.
Spezialflugzeug in Berlin-Tegel
Die Bundesregierung hat aufgerüstet im Kampf gegen Ebola. Erst Ende November hatte sie in Berlin-Tegel ein nach eigenen Angaben weltweit einmaliges Spezialflugzeug für den Transport von Ebola-Patienten in Betrieb genommen. Der A 340-300 der Lufthansa verfügt über eine Sonder-Isolationseinheit, die hermetisch abgeriegelt werden kann. Damit sollen Ebola-Patienten aus Westafrika ausgeflogen werden können. Die Fluggesellschaft entwickelte den Airbus zusammen mit dem Robert Koch-Institut und der Bundesregierung.
Die Krankheit stammt aus dem Tierreich
Seinen Ursprung hat das Ebola-Virus im Tierreich. Menschen können sich über den Kontakt etwa zu erkrankten Affen oder zu Flughunden infizieren. Von Mensch zu Mensch überträgt sich die Krankheit durch Blut und andere Körperflüssigkeiten.
Die Inkubationszeit beträgt nach WHO-Angaben zwei Tage bis drei Wochen. Dann setzen Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Schwächegefühl und Halsschmerzen ein. Später gehen Nieren- und Leberfunktion zurück, auch andere Organe werden geschädigt. Es können schwere innere Blutungen auftreten. Erst wenn die Symptome auftreten, sind Infizierte ansteckend.

Foto: Reto Klar