Bauliche Missstände, Personalmangel, fehlende Räume – die Sorgen an Berlins Schulen sind vielfältig. Ein Adventskalender erinnert Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) an den Sanierungsbedarf.

Es gibt Adventskalender, die können böse Überraschungen bereithalten: Jeden Tag erwartet Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) derzeit hinter einem Türchen ein Skandal. Bauliche Missstände, Personalmangel, fehlende Räume oder geschlossene Sporthallen – die Sorgen an Berlins Schulen sind vielfältig.

Der Kalender wird täglich vom Bezirkselternausschuss Steglitz-Zehlendorf (BEA) aktualisiert und unter „einstürzendeschulbauten“ auf der Internetseite wunschzettel.stiftungbildung.com online gestellt. „In diesem Jahr überwiegen die Sanierungsprobleme“, sagt Birgitt Unteutsch, Vorsitzende des Elternausschusses. Sie müsse sich zu 95 Prozent um bauliche Missstände kümmern, wie etwa kaputte Toiletten, einstürzende Decken und bröckelnde Fassaden.

Der Adventskalender erscheint zum fünften Mal seit dem Jahr 2006. Der letzte richtete sich 2010 an den damaligen Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD). Überwogen zu seiner Zeit die Klagen über Stundenausfall und zu wenige Stellen, ist jetzt der Sanierungsstau das Dauerthema. Die einzelnen Bezirke beziffern den Sanierungsbedarf an Schulen mit Summen zwischen 50 und 400 Millionen Euro, je nachdem, ob nur akute Schäden oder die Instandhaltung mit eingerechnet werden. Bisher erhalten die Bezirke jährlich 64 Millionen Euro aus dem Schul- und Sportanlagensanierungsprogramm der Bildungsverwaltung. Das Programm, so wird derzeit debattiert, soll aufgestockt werden.

Die Senatsbildungsverwaltung verweist auf die Zuständigkeit der Bezirke, die für den baulichen Unterhalt der Schulgebäude zuständig sind. „Das betrifft sowohl die Instandhaltung und Sanierung der Schulgebäude, als auch den Brandschutz und die unmittelbare Gefahrenbeseitigung“, sagt Sprecherin Beate Stoffers. Den Adventskalender nehme die Verwaltung selbstverständlich zur Kenntnis. Da es sich jedoch zum größten Teil um Bauangelegenheiten handele, sei die Senatsbildungsverwaltung nicht zuständig.

„Uns erreichen derzeit täglich E-Mails und Anrufe“, sagt Birgitt Unteutsch. Ihre Aufgabe sei es, die Probleme zu sichten, zu beurteilen und das gravierendste online zu stellen. Unterstützt wird die Aktion von der Stiftung Bildung. Hinter 15 Türchen konnte Sandra Scheeres bislang bereits erfahren, wo die Probleme am größten sind.

Regenwasser dringt in Aula

So ist zum Beispiel die Aula der Fichtenberg-Oberschule in der Rothenburgstraße in Steglitz zurzeit gesperrt. Das Schuldach muss dringend saniert werden, Regenwasser dringt in die Aula. Aber auch Fenster, Dach und Fassade sind marode. Weil sich der Putz löste, wurde er in den Herbstferien abgeschlagen und das gesamte Gebäude mit einem Bauzaun eingezäunt. Der ist nun wiederum eine Unfallgefahr für die sehbehinderten und blinden Schüler, die an der Integrationsschule lernen.

An der Grundschule im Hasengrund in Pankow beklagt sich die Elterninitiative nicht nur über herabfallenden Putz, undichte Fenster und veraltete Sanitäranlagen. Das größte Problem ist, dass die 350 Schüler im Schichtsystem in zwei Klassenzimmern ihr Mittagessen einnehmen, weil es noch immer keine Mensa gibt. Am Lilienthal-Gymnasium in der Ringstraße in Lichterfelde ist nach Auskunft der Gesamtelternvertreterin Ulrike Kipf der Sportunterricht eine gesundheitliche Belastung. Die Umkleidekabinen seien großflächig von Pilzen befallen. Die Forderung der Eltern: Die Turnhalle muss von Grund auf saniert werden. Alternativ müsse der Neubau einer Halle erfolgen. Es gibt noch weitere Turnhallenprobleme: Auch die Kinder der Karpfenteich-Grundschule an der Hildburghauser Straße in Lichterfelde wünschen sich endlich eine neue Turnhalle. Seit 2008 ist die Schulsporthalle geschlossen.

Eine jahrelange Bau-Odyssee hat die Max-von-Laue-Schule an der Dürerstraße in Lichterfelde hinter sich. Mittlerweile konnten die Schüler den Neubau beziehen. Doch noch immer fehlt der Sportplatz. Über Schimmelbefall in den Horträumen klagen die Schüler der Steglitzer Rothenburg-Grundschule.